282 Viertes Hauptstück.
Sühnfesten fand eine vollständige Verhüllung, wahrscheinlich mit
schwarzen Vorhängen Statt.1
Doch auch sonst wurden die Kapellen der Götterstatuen schon
des Schutzes der letzteren wegen durch Vorhänge, zum Theil auch
wie die Aedicula der Knidischen Venus des Praxiteles durch
Thüren, verschlossen.2 Der inbrünstige Lucius wartet in früher
Morgenstunde auf den Moment wenn von dem Bilde der Isis
der weisse Vorhang rechts und links zur Seite geschoben wird
um die Göttin anzubeten. 3
Vorzüglichen Schutzes bedurften die unzähligen mit Gewän-
dern bekleideten Holzbilder und die kostbaren chryselephantinen
Kolosse. Der alljährlich erneute panathenäische Peplos, das
Prachtstickwerk der Athenepriesterinnen, war ein solcher Schutz,
von dem man nur noch nicht recht weiss ob er als Mantel um-
gehängt oder als Katapetasma vorgespannt oder endlich als Para-
petasma4 (Himmeldecke) über der Statue ausgespannt wurde. 5
Besser unterrichtet sind wir durch Pausanias von dem Vorhänge
den der König Antiochus dem olympischen Jupiter widmete.
Er war aus purpurfarbigem phönikischem Wollenstoffe und mit
assyrischer Stickerei bedeckt, und wurde an Stricken herabge-
senkt, nicht wie das Parapetasma zu Ephesos unter die Decke
hinaufgezogen ; wahrscheinlich mochte diess eine Neuerung sein
welcher der ältere Gebrauch des Hinaufziehens des Vorhanges,
der noch in Ephesus üblich war, weichen musste. Eben so wurde
nach Quintilian das ursprünglich griechische Aulaeum der Thea-
terbühne gegen das spätere römische Siparium, das herabgesenkt
wurde, vertauscht.
Gleich wie die Tragiker es liebten auf die uralt geheiligte
scenische Ausstattung der Tempelbezirke anzuspielen, weil das
Dekorationswesen dei' antiken Bühne aus ganz ähnlichen Einrich-
tungen bestand und daher eine Veranschaulichung dessen was der
1 Diod. XVII. 10. Ovid. fast. II. 563. Aelian. XII. 57. Paus. IX. 6. 2.
2 Lucian. Amores. 14.
3 Apulejus Met. XI. 20.
4 Der Unterschied zwischen parapetasma (Himmeldecke) und catapetasma
(Draperiewand) den Böttiger aufstellt findet sich nicht überall bestätigt. So
z. B. bedient sich Pausanias des Wortes parapetasma, wo er ganz bestimmt
nur die Teppichwand meint. Dessgleichen auch andere Schriftsteller.
5 Hirt. Gesch. d. Baukunst. Böttiger kl. Schriften III. 455. II. 51. Völkel
über die Statue des Jupiter S. 50 und 235.
Sühnfesten fand eine vollständige Verhüllung, wahrscheinlich mit
schwarzen Vorhängen Statt.1
Doch auch sonst wurden die Kapellen der Götterstatuen schon
des Schutzes der letzteren wegen durch Vorhänge, zum Theil auch
wie die Aedicula der Knidischen Venus des Praxiteles durch
Thüren, verschlossen.2 Der inbrünstige Lucius wartet in früher
Morgenstunde auf den Moment wenn von dem Bilde der Isis
der weisse Vorhang rechts und links zur Seite geschoben wird
um die Göttin anzubeten. 3
Vorzüglichen Schutzes bedurften die unzähligen mit Gewän-
dern bekleideten Holzbilder und die kostbaren chryselephantinen
Kolosse. Der alljährlich erneute panathenäische Peplos, das
Prachtstickwerk der Athenepriesterinnen, war ein solcher Schutz,
von dem man nur noch nicht recht weiss ob er als Mantel um-
gehängt oder als Katapetasma vorgespannt oder endlich als Para-
petasma4 (Himmeldecke) über der Statue ausgespannt wurde. 5
Besser unterrichtet sind wir durch Pausanias von dem Vorhänge
den der König Antiochus dem olympischen Jupiter widmete.
Er war aus purpurfarbigem phönikischem Wollenstoffe und mit
assyrischer Stickerei bedeckt, und wurde an Stricken herabge-
senkt, nicht wie das Parapetasma zu Ephesos unter die Decke
hinaufgezogen ; wahrscheinlich mochte diess eine Neuerung sein
welcher der ältere Gebrauch des Hinaufziehens des Vorhanges,
der noch in Ephesus üblich war, weichen musste. Eben so wurde
nach Quintilian das ursprünglich griechische Aulaeum der Thea-
terbühne gegen das spätere römische Siparium, das herabgesenkt
wurde, vertauscht.
Gleich wie die Tragiker es liebten auf die uralt geheiligte
scenische Ausstattung der Tempelbezirke anzuspielen, weil das
Dekorationswesen dei' antiken Bühne aus ganz ähnlichen Einrich-
tungen bestand und daher eine Veranschaulichung dessen was der
1 Diod. XVII. 10. Ovid. fast. II. 563. Aelian. XII. 57. Paus. IX. 6. 2.
2 Lucian. Amores. 14.
3 Apulejus Met. XI. 20.
4 Der Unterschied zwischen parapetasma (Himmeldecke) und catapetasma
(Draperiewand) den Böttiger aufstellt findet sich nicht überall bestätigt. So
z. B. bedient sich Pausanias des Wortes parapetasma, wo er ganz bestimmt
nur die Teppichwand meint. Dessgleichen auch andere Schriftsteller.
5 Hirt. Gesch. d. Baukunst. Böttiger kl. Schriften III. 455. II. 51. Völkel
über die Statue des Jupiter S. 50 und 235.