312 Viertes Hauptstück.
über diesen war der acht Ellen hohe Raum, oberhalb der Decken
des Umganges, benützt um Nischen zu konstruiren, sechs an
jeder Langseite und vier nach der Breite des Raumes. In diesen
Nischen (oder Grotten) lagen, einander zugewendet, tragische,
komische und satirische Figuren, naturgetreu angekleidet, und
neben ihnen waren Gefässe aus Gold aufgestellt. Dazwischen 1
waren Nymphen angebracht und abwechselnd mit ihnen goldene
delphische Dreifüsse mit ihren Untersätzen. Auf der höchsten
Spitze des Daches standen Adler, die einander zugewendet waren,
aus Gold und 15 Ellen hoch. Die 100 goldenen von Sphinxen
getragenen Lagerbetten standen längs den beiden Langseiten.
Die dem Eingänge gegenüber befindliche Seite blieb leer. Die
Betten waren prächtig mit langhaarigen Purpurwollenstoffen ge-
polstert; darüber lagen gestickte bunte Auläen von ausgezeich-
neter Kunst. Der in der Mitte ausgebreitete Fussteppich von
persischer Arbeit zeigte schön gezeichnete figürliche Darstellungen.
Das Geräthe (die Tische etc.) entsprach dieser Pracht. Im Hinter-
gründe dem Eingänge gegenüber, so wie auch im Angesicht der
Gäste also am Eingänge waren Repositorien errichtet, auf wel-
chen Gefässe der mannigfachsten Form aus den edelsten Stoffen
kunstvoll gebildet und mit Edelsteinen besetzt zur Schau standen.
Der Werth derselben, an Gewicht allein, wurde auf 10,000 Talente
Silber taxirt.
Hier sehen wir ein anderes Prinzip der Bekleidung der kon-
struktiven Theile des Baues, die nicht mit Gold und anderen
Metallen, sondern noch provisorischer und vorübergänglicher nur
mit Laubgewinden, Baumzweigen und Kränzen geschmückt, am
Dache aber mit Stoffen überzogen sind. Gleichwohl sind sie in
stilhistorischer Beziehung nicht minder interessant als jene und
mit ihrer Festbekleidung in Wahrheit die reinsten Typen des
noch nicht organisch durchgebildeten, sondern in äusserlicher Auf-
fassung des Grundgedankens sich bewegenden antiken Säulen-
systems, obschon sie uns hier an einem Werke aus sehr später
1 Wohl als Wandflguren an die Pilaster oder Orthostaten angelehnt, welche
zwischen den Grotten aufstiegen und die Stützen der Decke bildeten. Diese
Stelle im Athenäus scheint korrumpirt zu sein. Casaubonus will statt Nym-
phen Nymphäen gelesen wissen; dann wäre wieder an nischenartige Vertiefun-
gen zu denken, die zwischen jenen Grotten die Räume ausfüllten und in denen
Dreifüsse standen.
über diesen war der acht Ellen hohe Raum, oberhalb der Decken
des Umganges, benützt um Nischen zu konstruiren, sechs an
jeder Langseite und vier nach der Breite des Raumes. In diesen
Nischen (oder Grotten) lagen, einander zugewendet, tragische,
komische und satirische Figuren, naturgetreu angekleidet, und
neben ihnen waren Gefässe aus Gold aufgestellt. Dazwischen 1
waren Nymphen angebracht und abwechselnd mit ihnen goldene
delphische Dreifüsse mit ihren Untersätzen. Auf der höchsten
Spitze des Daches standen Adler, die einander zugewendet waren,
aus Gold und 15 Ellen hoch. Die 100 goldenen von Sphinxen
getragenen Lagerbetten standen längs den beiden Langseiten.
Die dem Eingänge gegenüber befindliche Seite blieb leer. Die
Betten waren prächtig mit langhaarigen Purpurwollenstoffen ge-
polstert; darüber lagen gestickte bunte Auläen von ausgezeich-
neter Kunst. Der in der Mitte ausgebreitete Fussteppich von
persischer Arbeit zeigte schön gezeichnete figürliche Darstellungen.
Das Geräthe (die Tische etc.) entsprach dieser Pracht. Im Hinter-
gründe dem Eingänge gegenüber, so wie auch im Angesicht der
Gäste also am Eingänge waren Repositorien errichtet, auf wel-
chen Gefässe der mannigfachsten Form aus den edelsten Stoffen
kunstvoll gebildet und mit Edelsteinen besetzt zur Schau standen.
Der Werth derselben, an Gewicht allein, wurde auf 10,000 Talente
Silber taxirt.
Hier sehen wir ein anderes Prinzip der Bekleidung der kon-
struktiven Theile des Baues, die nicht mit Gold und anderen
Metallen, sondern noch provisorischer und vorübergänglicher nur
mit Laubgewinden, Baumzweigen und Kränzen geschmückt, am
Dache aber mit Stoffen überzogen sind. Gleichwohl sind sie in
stilhistorischer Beziehung nicht minder interessant als jene und
mit ihrer Festbekleidung in Wahrheit die reinsten Typen des
noch nicht organisch durchgebildeten, sondern in äusserlicher Auf-
fassung des Grundgedankens sich bewegenden antiken Säulen-
systems, obschon sie uns hier an einem Werke aus sehr später
1 Wohl als Wandflguren an die Pilaster oder Orthostaten angelehnt, welche
zwischen den Grotten aufstiegen und die Stützen der Decke bildeten. Diese
Stelle im Athenäus scheint korrumpirt zu sein. Casaubonus will statt Nym-
phen Nymphäen gelesen wissen; dann wäre wieder an nischenartige Vertiefun-
gen zu denken, die zwischen jenen Grotten die Räume ausfüllten und in denen
Dreifüsse standen.