428 Viertes Hauptstück.
mäler auf seiner Spitze hatte. Noch jetzt misst die Höhe des
Erdhügels über 250 Fuss.1
Das altchaldäische Konstruktionsprinzip, nämlich die Auffüh-
rung gewaltiger Grundbauten mit Hülfe sich einander durchkreu-
zender Mauern, deren Zwischenräume mit Füllwerk gefüttert sind,
und die Inkrustirung der Aussenseiten des aus einem schlechteren
Stoffe ausgeführten Werks mit einer Steinbekleidung, zeigt sich
an allen diesen Werken, nur dass statt der chaldäischen Erdfüllung
hier schon zum Theil das feste Bruchstein- und Mörtelfüllwerk
kommt, was später den Römern bei ihren gewaltigen Eilbauten
so bequem war. Auch in den Formen sind diese pyramidalischen
Tumuli Lydiens mittelasiatisch. —
Ganz verschieden in Bauart und Charakter von den gedachten
lydischen Konstruktionen sind die aus gewaltigen polygonen Stei-
nen festgefügten Kyklopenmauern der alten Leleger; vielleicht
Reste des in Kleinasien ursprünglich einheimischen Baustiles, der
von hier aus nach Griechenland und Italien sich verbreitete. Wenig-
stens findet sich nichts derartiges weder in Mittelasien noch in
Aegypten. In dem Hauptstücke über Maurerei werden sie an
eigentlichster Stelle zu besprechen sein, wesshalb hier in Betreff
ihrer nur noch gesagt sein mag, dass sie nicht zum Kunstbau
gehören, sondern Wälle und Substruktionen sind, und zwar als
solche nur zu schützen und zu tragen hatten. Wir dürfen daher
den Stil, dem sie angehören, nicht nach ihrer Massenhaftigkeit
beurtheilen. Wir werden vielmehr sehen dass jene sogenannten
Kyklopenmauern der reichsten und zierlichsten Ornamentation
das Feld liehen. Schon an jenen asiatischen Werken dieser Gat-
tung erkennt man mitunter deutliche Spuren von Metallbeklei-
dungen , hinter denen vor Zeiten das unregelmässige Gefüge der
Felsblöcke verschwand. Wegen dieser metallischen Aussenwände
hiessen sie auch adamantische, d. h. stählerne oder bronzene
Mauern. Auch von Babylons Wällen erzählen einige Nachrichten
dass sie in gleicher Weise zum Theil mit Metall bekleidet waren,
und, wenn auch vielleicht für das weite Babylon unwahr, dürfen
diese Erzählungen, den thatsächlichen noch deutlich wahrnehm-
baren Kennzeichen der genannten Art gegenüber, uns nicht mehr
fabelhaft klingen.
1 Vergl. Texier description de l’Asie mineure III, pag. 20. Curtius Ar-
temis Gygaea und die lydischen Fürstengräber. (Archäol. Zeitung IX.)
mäler auf seiner Spitze hatte. Noch jetzt misst die Höhe des
Erdhügels über 250 Fuss.1
Das altchaldäische Konstruktionsprinzip, nämlich die Auffüh-
rung gewaltiger Grundbauten mit Hülfe sich einander durchkreu-
zender Mauern, deren Zwischenräume mit Füllwerk gefüttert sind,
und die Inkrustirung der Aussenseiten des aus einem schlechteren
Stoffe ausgeführten Werks mit einer Steinbekleidung, zeigt sich
an allen diesen Werken, nur dass statt der chaldäischen Erdfüllung
hier schon zum Theil das feste Bruchstein- und Mörtelfüllwerk
kommt, was später den Römern bei ihren gewaltigen Eilbauten
so bequem war. Auch in den Formen sind diese pyramidalischen
Tumuli Lydiens mittelasiatisch. —
Ganz verschieden in Bauart und Charakter von den gedachten
lydischen Konstruktionen sind die aus gewaltigen polygonen Stei-
nen festgefügten Kyklopenmauern der alten Leleger; vielleicht
Reste des in Kleinasien ursprünglich einheimischen Baustiles, der
von hier aus nach Griechenland und Italien sich verbreitete. Wenig-
stens findet sich nichts derartiges weder in Mittelasien noch in
Aegypten. In dem Hauptstücke über Maurerei werden sie an
eigentlichster Stelle zu besprechen sein, wesshalb hier in Betreff
ihrer nur noch gesagt sein mag, dass sie nicht zum Kunstbau
gehören, sondern Wälle und Substruktionen sind, und zwar als
solche nur zu schützen und zu tragen hatten. Wir dürfen daher
den Stil, dem sie angehören, nicht nach ihrer Massenhaftigkeit
beurtheilen. Wir werden vielmehr sehen dass jene sogenannten
Kyklopenmauern der reichsten und zierlichsten Ornamentation
das Feld liehen. Schon an jenen asiatischen Werken dieser Gat-
tung erkennt man mitunter deutliche Spuren von Metallbeklei-
dungen , hinter denen vor Zeiten das unregelmässige Gefüge der
Felsblöcke verschwand. Wegen dieser metallischen Aussenwände
hiessen sie auch adamantische, d. h. stählerne oder bronzene
Mauern. Auch von Babylons Wällen erzählen einige Nachrichten
dass sie in gleicher Weise zum Theil mit Metall bekleidet waren,
und, wenn auch vielleicht für das weite Babylon unwahr, dürfen
diese Erzählungen, den thatsächlichen noch deutlich wahrnehm-
baren Kennzeichen der genannten Art gegenüber, uns nicht mehr
fabelhaft klingen.
1 Vergl. Texier description de l’Asie mineure III, pag. 20. Curtius Ar-
temis Gygaea und die lydischen Fürstengräber. (Archäol. Zeitung IX.)