Textile Kunst. Das eigentliche Griechenland. Allgem. Betrachtungen. 439
Zuerst sind hier zu nennen die uralten Burgen und pelas-
gischen Werke, deren berühmteste und wohl früheste Beispiele
um den argolischen Golf herum liegen, die labyrinthischen Sub-
struktionen von Nauplia, nebst den Mauern von Tyrins und
Argos, ihrer ersten Bestimmung nach dasselbe was sie jetzt wie-
der geworden sind, nämlich kolossale steinerne Hürden, Zu-
fluchtsörter für Herden und Menschen gegen Raubgesindel, An-
fänge städtischer Gemeinschaft für Hellas. Dann zu Mykene, dem
Sitze des lydischen Dynastenhauses der Atriden, das merkwürdige
schon zu oft besprochene und befaselte Löwenthor, und vor allem
der erzbeschlagene Tholos des Agamemnon, das einzige pelas-
gische Bauwerk, dessen architektonischer Ornatus noch in Bruch-
stücken erhalten ist! — Kostbare Reliquien, ohne welche alles
was Homer uns durchaus wahrheitsgetreu und ohne Uebertreibung
von dem Reichthume der mit Metall und Steinen inkrustirten
Paläste und Hallen singt nur eitle Dichterphantasie wäre.
Sie lassen sich nicht wegdisputiren und zeigen uns den
heroischen Urzopf in voller Blüthe und Glorie, der scheinbar
naturwüchsig ursprünglichen Einfachheit des dorischen Stiles un-
mittelbar vorangehend!
Was sind nun diese marmornen Säulenschäfte mit ihrer allge-
meinen Schmuckdecke, mit schwach vertieftem und schwach er-
habenem Zickzack und Spiralenornament, mit gleichverzierter tief
-——-—-=. unterschnittener Basis,
anderes als Metallsäu-
len in Marmor ausge-
führt , nämlich Säulen
aus getriebenem Me-
talle? Das gleiche Prin-
zip der Ornamentation
Mykenische Bauverzierung aus Stein
zeigt sich an allen frühen getriebenen Metallarbeiten der gesammten
grossen asiatisch-europäischen Menschenfamilie, wo sie nur immer
metallarbeitend wirksam war, an den Kelten und Germanen bis zu
den Assyriern und Phönikiern. Es ist auch das eigenste Erbtheil
und Familienmerkmal aller indogermanischen Töpferei bis zur Er-
findung der Töpferscheibe, 1 welche bei den Völkern wo sie einge-
führt ward eine Umwälzung sowohl in den Formen wie in dem
1 Vergleiche hierüber die memoires d’Archeologie comparee Asiatique
Grecque et Etrusque in den Memoires de Tlnstitut de France T. XVIIme
Zuerst sind hier zu nennen die uralten Burgen und pelas-
gischen Werke, deren berühmteste und wohl früheste Beispiele
um den argolischen Golf herum liegen, die labyrinthischen Sub-
struktionen von Nauplia, nebst den Mauern von Tyrins und
Argos, ihrer ersten Bestimmung nach dasselbe was sie jetzt wie-
der geworden sind, nämlich kolossale steinerne Hürden, Zu-
fluchtsörter für Herden und Menschen gegen Raubgesindel, An-
fänge städtischer Gemeinschaft für Hellas. Dann zu Mykene, dem
Sitze des lydischen Dynastenhauses der Atriden, das merkwürdige
schon zu oft besprochene und befaselte Löwenthor, und vor allem
der erzbeschlagene Tholos des Agamemnon, das einzige pelas-
gische Bauwerk, dessen architektonischer Ornatus noch in Bruch-
stücken erhalten ist! — Kostbare Reliquien, ohne welche alles
was Homer uns durchaus wahrheitsgetreu und ohne Uebertreibung
von dem Reichthume der mit Metall und Steinen inkrustirten
Paläste und Hallen singt nur eitle Dichterphantasie wäre.
Sie lassen sich nicht wegdisputiren und zeigen uns den
heroischen Urzopf in voller Blüthe und Glorie, der scheinbar
naturwüchsig ursprünglichen Einfachheit des dorischen Stiles un-
mittelbar vorangehend!
Was sind nun diese marmornen Säulenschäfte mit ihrer allge-
meinen Schmuckdecke, mit schwach vertieftem und schwach er-
habenem Zickzack und Spiralenornament, mit gleichverzierter tief
-——-—-=. unterschnittener Basis,
anderes als Metallsäu-
len in Marmor ausge-
führt , nämlich Säulen
aus getriebenem Me-
talle? Das gleiche Prin-
zip der Ornamentation
Mykenische Bauverzierung aus Stein
zeigt sich an allen frühen getriebenen Metallarbeiten der gesammten
grossen asiatisch-europäischen Menschenfamilie, wo sie nur immer
metallarbeitend wirksam war, an den Kelten und Germanen bis zu
den Assyriern und Phönikiern. Es ist auch das eigenste Erbtheil
und Familienmerkmal aller indogermanischen Töpferei bis zur Er-
findung der Töpferscheibe, 1 welche bei den Völkern wo sie einge-
führt ward eine Umwälzung sowohl in den Formen wie in dem
1 Vergleiche hierüber die memoires d’Archeologie comparee Asiatique
Grecque et Etrusque in den Memoires de Tlnstitut de France T. XVIIme