Textile Kunst. Alt-Hellenisches.
453
nur die Metalle, das Elfenbein und der Marmor bedurften dieses
künstlichen Hintergrundes nicht, wesshalb diese edlen Stoffe in
der Zeit der vollendeten Kunsttechnik vor allen gesucht wurden.
Der Stuck diente aber keineswegs allein als glatter Hinter-
grund der Malerei, vielmehr war die plastische Behandlung
der Stuckflächen, die eigentliche Stuckatu rar beit, die caela-
tura tectorii, das ist das Verfahren die gemalten Ornamente und
die Gemälde auf Wandflächen durch Stuckcaelaturen zu heben,
eine von den Alten sehr ausgebildete Technik.
Kunsthistoriker haben nicht ermangelt auch die Aufnahme
dieser Kunst erst in die Spätzeiten zu versetzen, weil man aller-
dings wieder auf dieselbe zurückgekommen ist, wie auf so man-
ches andere, was, den ältesten Kunsttraditionen angehörig, mit
dem herannahenden Verfalle wieder Aufnahme fand; — nichts
desto weniger ist sie uralt, und, wenn deren frühe Geltung auf
eigentlich hellenischem Boden jetzt nicht mehr durch vorhandene
Ueberreste dieser Art nachgewiesen werden kann, so sprechen
doch gewisse altgriechische Grabkammern bei Cumae, Neapel?
Pestum und sonst in Unteritalien, deren Inneres mit Stuckgesim-
sen und leicht reliefartig erhabenen Wandgemälden verziert sind,
für die frühe Verbreitung derselben unter den hellenischen und
den verwandten gräko-italischen Stämmen.1
Unglücklicherweise sind diese in stilhistorischer Beziehung höchst
interessanten Alterthümer immer nur einseitig mit Rücksicht auf
die dargestellten Gegenstände und deren Inhalt beschrieben und
gezeichnet worden, und noch dazu schlecht, vornehmlich fehlen
die Angaben der architektonischen Glieder und Verzierungen; —
dennoch lässt auch die unvollkommene Kenntniss dieser Werke
keinen Zweifel darüber dass sie ein sehr altes Prinzip der
Dekoration vertreten, ein älteres als die glatte Malerei, die schon
als Abstraktion in der Darstellung gelten mag, ein Prinzip das,
wie wir wissen, im Oriente schon in frühester Zeit herrschte.
Dieser Art auf Stuckreliefs ausgeführter Malerei waren ohne
1 Scheieti Cumani dilucidati dal Canonico Andrea'di Jorio Nap. 1810. 8.
De monumentis aliquot graecis e Sepulcro Cumaeo recenter effosso erutis etc.
autore F. C. L. Sickler. Weimar. Jorio sepolcri antichi p. 26. Das Grab
von Armento, dessen vier Seiten mit Ornamenten und Figuren aus kolorirtem
und vergoldetem Stucco verziert waren. Antichitä Pestane von Canon. Ba-
monte. Memorie sui monumenti di antichitä da D. Nicola tavol. VI, Das
Grabmal zu Ruvo: R. Rochette peint. ant. pag. 454.
453
nur die Metalle, das Elfenbein und der Marmor bedurften dieses
künstlichen Hintergrundes nicht, wesshalb diese edlen Stoffe in
der Zeit der vollendeten Kunsttechnik vor allen gesucht wurden.
Der Stuck diente aber keineswegs allein als glatter Hinter-
grund der Malerei, vielmehr war die plastische Behandlung
der Stuckflächen, die eigentliche Stuckatu rar beit, die caela-
tura tectorii, das ist das Verfahren die gemalten Ornamente und
die Gemälde auf Wandflächen durch Stuckcaelaturen zu heben,
eine von den Alten sehr ausgebildete Technik.
Kunsthistoriker haben nicht ermangelt auch die Aufnahme
dieser Kunst erst in die Spätzeiten zu versetzen, weil man aller-
dings wieder auf dieselbe zurückgekommen ist, wie auf so man-
ches andere, was, den ältesten Kunsttraditionen angehörig, mit
dem herannahenden Verfalle wieder Aufnahme fand; — nichts
desto weniger ist sie uralt, und, wenn deren frühe Geltung auf
eigentlich hellenischem Boden jetzt nicht mehr durch vorhandene
Ueberreste dieser Art nachgewiesen werden kann, so sprechen
doch gewisse altgriechische Grabkammern bei Cumae, Neapel?
Pestum und sonst in Unteritalien, deren Inneres mit Stuckgesim-
sen und leicht reliefartig erhabenen Wandgemälden verziert sind,
für die frühe Verbreitung derselben unter den hellenischen und
den verwandten gräko-italischen Stämmen.1
Unglücklicherweise sind diese in stilhistorischer Beziehung höchst
interessanten Alterthümer immer nur einseitig mit Rücksicht auf
die dargestellten Gegenstände und deren Inhalt beschrieben und
gezeichnet worden, und noch dazu schlecht, vornehmlich fehlen
die Angaben der architektonischen Glieder und Verzierungen; —
dennoch lässt auch die unvollkommene Kenntniss dieser Werke
keinen Zweifel darüber dass sie ein sehr altes Prinzip der
Dekoration vertreten, ein älteres als die glatte Malerei, die schon
als Abstraktion in der Darstellung gelten mag, ein Prinzip das,
wie wir wissen, im Oriente schon in frühester Zeit herrschte.
Dieser Art auf Stuckreliefs ausgeführter Malerei waren ohne
1 Scheieti Cumani dilucidati dal Canonico Andrea'di Jorio Nap. 1810. 8.
De monumentis aliquot graecis e Sepulcro Cumaeo recenter effosso erutis etc.
autore F. C. L. Sickler. Weimar. Jorio sepolcri antichi p. 26. Das Grab
von Armento, dessen vier Seiten mit Ornamenten und Figuren aus kolorirtem
und vergoldetem Stucco verziert waren. Antichitä Pestane von Canon. Ba-
monte. Memorie sui monumenti di antichitä da D. Nicola tavol. VI, Das
Grabmal zu Ruvo: R. Rochette peint. ant. pag. 454.