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Semper, Hans; Vasari, Giorgio; Cerri, Cajetan [Übers.]
Donatello, seine Zeit und Schule: eine Reihenfolge von Abhandlungen : Quellenangaben, Register der unbestimmten Werke Donatello's, Regesten, Documente, Personen- und Sachregister — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 9: Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhändler, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.66046#0074

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KÜNSTLER DES ZWEITEN DOMPORTALS etc.

beit in den Blattdetails; auf die erneuerte Antike weisen da-
gegen hin die wirkungsvolle, edle Gruppirung, die Meisterschaft
in schöner Ausfüllung und Hervorhebung der Umrisse und
Partien, die Eleganz, Fülle und Abwechslung in den Linien,
sowie endlich die schön ausgeführten Blumen, Früchte und
Trauben, welche neben den Figuren die Rankenzwischenräume
ausfüllen und beleben.
Ebenso deutlich wie im Blattwerk lasst sich der Einfluss
der Antike im Figürlichen des nördlichen Domportals erkennen,
und zwar nicht nur in der feinen plastischen und anatomischen
Ausführung, sei es der nackten Körper, sei es der Köpfe und
Hande, nicht nur in der heiteren Belebung und der Tendenz
nach mannigfaltigen und graziösen Motiven im Allgemeinen,
sondern auch in der Art dieser Motive ganz im Speciellen, die
sich zum Theil direct auf antike Vorbilder zurückführen lassen.
Äusser den Tritonen, der Nachbildung einer Venus, dem Kampf
des Herkules mit Cacus, die wir schon früher darin als der
Antike entnommen hervorhoben, ist noch der Herkules mit dem
Löwenfell zu erwähnen, der sich links unter dem zweiten Engel
befindet und genau einem Figürchen am kleinen Bogen des
Septimius Severus in Rom entspricht. — Anderseits allerdings
sehen wir auch das Motiv des Mannes, der den Hund abrichtet,
bereits an Piero di Giovanni’s Portal.
Dass Niccolö di Piero von Arezzo die Hauptsachen am
nördlichen Portal herstellte, geht schon daraus hervor, dass er
in Folge davon einfach Maestro della Porta genannt wurde.69
Hieraus, sowie aus dem Umstand, dass er schon ein älterer
und vielfach beschäftigter Künstler war, der schon mehrere
Freistatuen ausgeführt hatte, während Antonio di Bancho bis-
her nur als Steinmetz beschäftigt gewesen, dessen Sohn Gio-
vanni aber kaum erst anfing, ergibt sich ferner, dass er diesen
Letzteren gegenüber eine leitende Stellung einnehmen musste,
und dass also die Schwierigkeit, mit der sich die Arbeiten dieser
verschiedenen Künstler am Portal von einander unterscheiden
lassen, nur ein Beweis dafür ist, dass Antonio und Giovanni in
der Manier des Niccolö arbeiteten und dessen Nachahmer und
Schüler waren. Gleichwohl lässt sich an den Arbeiten des Por-
tals eine Verschiedenheit in der Güte der einzelnen Theile
 
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