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Semper, Hans; Vasari, Giorgio; Cerri, Cajetan [Transl.]
Donatello, seine Zeit und Schule: eine Reihenfolge von Abhandlungen : Quellenangaben, Register der unbestimmten Werke Donatello's, Regesten, Documente, Personen- und Sachregister — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 9: Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhändler, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.66046#0135

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STATUEN DES DONATELLO AM CAMPANILE.

I 2 I

d’ Antonio di Ghuccio an einem Marmorriesen, der an die Stelle des
einen der Riesen Donatello’s treten sollte. Agostino aber verhieb
sich und liess den Block liegen, bis i5o6 Michelangelo seinen David
daraus herstellte, den man vor den Regierungspalast stellte.103
In der Renaissance war es beliebte Sitte, Statuen als
Thürhüter neben die Portale zu stellen. Allerdings ist dieses
Motiv schon viel älter und stammt aus der Urzeit der Kunst.
Die Löwen, Sphinxe, bewaffneten Männer, durch welche im
Alterthume die Zugänge der Paläste, Tempel, ja ganzer Städte
flankirt wurden, drückten symbolisch den Schutz gegen feind-
liche Mächte aus. Wir erinnern an die Sphinx-Allee bei Theben,
an die Löwen über dem Löwenthore von Mykene, an die
Riesenköpfe von dem noch erhaltenen Etrusker-Thore bei Vol-
terra, endlich an die silbernen, fackelhaltenden Jünglinge vor
dem Phäakenpalast in der Odyssee. Im Mittelalter übernahmen
gleichfalls Ungethüme, Löwen und Tiger, den Schutz der
Kirche, an deren Facade sie angebracht wurden. Später, als
man ihre ursprüngliche Bedeutung vergass, wurden Wasser-
speier daraus. In der Renaissancezeit, wo die menschliche Figur
wieder zu vollen, künstlerischen Ehren gelangt, erhält sie auch
ihre Stelle wieder als Thürhüter. Die Riesen, Davide etc. vor
den Portalen der Renaissance bedeuten in kirchlicher Beziehung
Schutz vor Gottlosigkeit, in politischer Schutz der republika-
nischen Freiheit gegen Tyrannei und Umsturz oder auch der
Tyrannen gegen Empörung.
Donatello’s Riesenfiguren mochten das Muster für ähnliche
Figuren des 16. und 17. Jahrhunderts gewesen sein; von den
Riesen des Gianbologna in der Petraja bei Florenz und denen
des Ammanati im Giardino Ruccellai.
XV.
STATUEN DES DONATELLO AM CAMPANILE.
Wir haben im vorletzten Capitel eine Statue des Donatello
am Domcampanile wegen ihrer Verwandtschaft mit einigen
anderen Statuen desselben Künstlers einzeln herausgehoben; es
bleibt uns jetzt als nächste Aufgabe übrig, die anderen Statuen
zu besprechen, welche Donatello zu derselben Zeit bis 1422
für den Glockenthurm herstellte.
 
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