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Semper, Hans; Vasari, Giorgio; Cerri, Cajetan [Transl.]
Donatello, seine Zeit und Schule: eine Reihenfolge von Abhandlungen : Quellenangaben, Register der unbestimmten Werke Donatello's, Regesten, Documente, Personen- und Sachregister — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance, Band 9: Wien: Wilhelm Braumüller, K.K. Hof- und Universitätsbuchhändler, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.66046#0103

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STATUEN FÜR DIE NISCHEN etc.

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Ueber der mit einem Bogenfries versehenen Spitzbogen-
öffnung erhebt sich ein zwiebelförmig geschweifter Giebel,
mit einem Engel in Relief im Styl des Niccolö d’Arezzo und
mit gothischen Füllungsblättern in den Zwickeln. Auch die
Fialen sind zierlich durch Rahmenwerk und eingelegten schwar-
zen Marmor gegliedert. Die Marmortäfelung und Intarsiatur
von Florenz hatte am Dom genugsam Gelegenheit gehabt,
sich zu immer grösserer Feinheit zu entwickeln; hier haben
wir eine Blüthe derselben vor uns.
Dass übrigens die Technik sowohl der musivischen Arbeit
mit bunten Steinplatten, als die Intarsiatur von ausgeschnitte-
nen Ornamenten und Figuren auch im früheren Mittelalter in
Italien nicht unbekannt war, beweisen uns die Arbeiten eines
Niccolö Pisano in Pisa und Siena, die noch ältere Kanzel von
Barga, die Facade von S. Martino in Lucca etc. Auch im
Alterthume war diese Technik bekannt, und ist jüngst in Rom
ein sehr schönes Ornament eines Greifen mit Akanthusranken
von gelbem Marmor auf schwarzem Grund gefunden und im
Museo dell’ arte industriale ausgestellt worden. Des Näheren
sprachen wir über diese Technik bereits irj einer früheren
Schrift.
Vasari erzählt uns über die Statue des S. Marcus von
Donatello, dass, als sie noch am Boden stand, die Consuln der
Zunft ihre Güte nicht erkannten und nahe daran waren, ihre
Aufstellung nicht zuzulassen; Donatello bat sie aber, sie
möchten ihn dieselbe aufstellen lassen, er wollte ihnen zeigen,
dass sie, wenn er noch daran gearbeitet hätte, eine andere
Figur als vorher werden würde. Hierauf verdeckte er sie für
vierzehn Tage mit Brettern und enthüllte sie dann, ohne weiter
daran gearbeitet zu haben, und Alle waren von Bewunderung
erfüllt. — Hieran schliesst sich trefflich folgendes Urtheil des
Vasari an, welches er an anderer Stelle über Donatello’s Werke
sagt: „Man kann von ihm sagen, dass er ebenso sehr mit dem
Verstand als mit den Händen arbeitete; viele Kunstwerke er-
scheinen nämlich schön in den Räumen, wo sie hergestellt wer-
den, stellt man sie aber nachher an einen andern Ort, in ein
anderes Licht oder höher, so gewinnen sie ein anderes Aus-
sehen und erscheinen das Gegentheil von dem, was vorher.
 
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