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STATUEN DES DONATELLO AM CAMPANILE.
sein Realismus, wie der des ungläubigen Thomas, auch auf
andere Gebiete als das der Kunst erstreckte, was allerdings
mit seinem durch und durch heidnisch - naiven und heiteren
Wesen in völligem Einklänge stehen würde. Auch andere Anek-
doten weisen noch darauf hin , dass er die damals mehr als
später in Italien ausgebreitete freidenkerische Gesinnung ge-
theilt habe.
Doch fahren wir fort in der Besprechung der Statuen am
Domcampanile. Ebenfalls das Porträt eines Freundes des Dona-
tello sehen wir in dem Kopf der dem Zuccone zunächst stehen-
den Statue, welche die Unterschrift tragt: Opus Donatelli,
Salomon rex. Erstellte darin den Francesco Soderini dar. —
Während wir in der vorigen Statue einen ruhigen, nachdenk-
lichen Greis vor uns sehen, so zeigt uns diese einen zwar gleich-
falls bejahrten, aber von leidenschaftlicher Energie bewegten
Mann.
Diese spricht sich sowohl in den zusammengepressten
Lippen, den zornigen Augen, wie auch in der erregt schrei-
tenden Stellung, in der Haltung der Arme, ja selbst in der
Behandlung des Gewandes aus. Die rechte Brust und der rechte
Arm sind entblösst, ein faltenreiches, togaartiges Gewand um-
hüllt den übrigen Körper. Die Hand des linken gebogenen
Armes tritt aus der Gewandumhüllung heraus und hält eine
Inschriftrolle, mit der ausgestreckten Rechten greift er in die
Falten, wie um das Gewand in die Höhe zu ziehen. Der rechte
Fuss schreitet vorwärts, das Haupt schaut links. Das Gewand
ist auch hier reich an schönen, grossen Motiven, doch ist es
etwas unruhig und theilweise auch verworren und schwer zu
verstehen. Dennoch ist auch diese Statue von grosser Schön-
heit und voller Natur; prächtig ist besonders der nackte Arm
in seiner kühnen Musculatur.
Ferner sind von Donatello noch zwei Statuen an der Ost-
seite des Glockenthurmes, während die beiden anderen, wie wir
sahen, Werke des Niccolö d’ Arezzo sind. Nach genauer Prü-
fung dieser vier, unter sich viel Verwandtes zeigenden Statuen
gelangten wir zu der Ueberzeugung, dass nicht, wie Vasari
und Andere 106 angeben, die beiden mittleren, sondern die erste
und dritte Statue, resp. Gruppe, von Donatello seien.
STATUEN DES DONATELLO AM CAMPANILE.
sein Realismus, wie der des ungläubigen Thomas, auch auf
andere Gebiete als das der Kunst erstreckte, was allerdings
mit seinem durch und durch heidnisch - naiven und heiteren
Wesen in völligem Einklänge stehen würde. Auch andere Anek-
doten weisen noch darauf hin , dass er die damals mehr als
später in Italien ausgebreitete freidenkerische Gesinnung ge-
theilt habe.
Doch fahren wir fort in der Besprechung der Statuen am
Domcampanile. Ebenfalls das Porträt eines Freundes des Dona-
tello sehen wir in dem Kopf der dem Zuccone zunächst stehen-
den Statue, welche die Unterschrift tragt: Opus Donatelli,
Salomon rex. Erstellte darin den Francesco Soderini dar. —
Während wir in der vorigen Statue einen ruhigen, nachdenk-
lichen Greis vor uns sehen, so zeigt uns diese einen zwar gleich-
falls bejahrten, aber von leidenschaftlicher Energie bewegten
Mann.
Diese spricht sich sowohl in den zusammengepressten
Lippen, den zornigen Augen, wie auch in der erregt schrei-
tenden Stellung, in der Haltung der Arme, ja selbst in der
Behandlung des Gewandes aus. Die rechte Brust und der rechte
Arm sind entblösst, ein faltenreiches, togaartiges Gewand um-
hüllt den übrigen Körper. Die Hand des linken gebogenen
Armes tritt aus der Gewandumhüllung heraus und hält eine
Inschriftrolle, mit der ausgestreckten Rechten greift er in die
Falten, wie um das Gewand in die Höhe zu ziehen. Der rechte
Fuss schreitet vorwärts, das Haupt schaut links. Das Gewand
ist auch hier reich an schönen, grossen Motiven, doch ist es
etwas unruhig und theilweise auch verworren und schwer zu
verstehen. Dennoch ist auch diese Statue von grosser Schön-
heit und voller Natur; prächtig ist besonders der nackte Arm
in seiner kühnen Musculatur.
Ferner sind von Donatello noch zwei Statuen an der Ost-
seite des Glockenthurmes, während die beiden anderen, wie wir
sahen, Werke des Niccolö d’ Arezzo sind. Nach genauer Prü-
fung dieser vier, unter sich viel Verwandtes zeigenden Statuen
gelangten wir zu der Ueberzeugung, dass nicht, wie Vasari
und Andere 106 angeben, die beiden mittleren, sondern die erste
und dritte Statue, resp. Gruppe, von Donatello seien.