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DAS LEBEN DONATELLO’S.
von Donato’s Hand. Sie ist aus Holz, als Büsserin dargestellt,
sehr schon und gut ausgeführt, indem sie vom Fasten und der
Enthaltsamkeit abgezehrt erscheint; in allen Theilen zeigt sie
sich als ein Muster von Anatomie , die überall sehr gut ver-
standen ist.
Auf dem Mercato vecchio steht auf einer Granitsäule eine
Statue des Reich th ums, von Donatello, aus hartem Sand-
stein; sie ist ganz isolirt und so gut ausgeführt, dass sie von
den Künstlern und allen Sachverständigen höchlichst gelobt wird.
Die Säule, auf welcher die Statue aufgestellt ist, befand
sich einst in S. Giovanni, an der Stelle, an der die anderen von
Granit sind und die innere Galerie tragen; sie wurde dort
weggenommen und an deren Stelle eine andere cannellirte ge-
setzt, auf welcher ehemals in der Mitte jenes Tempels die
Statue des Mars gestanden war, welche 'weggenommen wurde,
als die Florentiner sich zum christlichen Glauben bekehrten.
Derselbe Künstler führte noch in seiner Jugend einen Propheten
Daniel von Marmor für die Facade von S. Maria del Fiore aus
und nachher einen S. Johannes Evangelista, von vier Ellen Höhe,
sitzend, in einfachem Gewand. Diese Statue wird sehr gerühmt.
An derselben Stelle sieht man an der Ecke, auf der Seite,
welche nach der Via del Cocomero gewendet ist, einen alten
Mann zwischen zwei Säulen, der mehr als alle anderen Werke
des Donato der antiken Behandlungsweise sich nähert. In seinem
Antlitz liest man die Sorgen, welche die Jahre bei denen mit
sich bringen, die durch die Zeit und Mühsale aufgerieben sind.
In derselben Kirche stellte er noch den Schmuck der Orgel her,
welche über der Thüre der alten Sacristei sich befindet, mit
jenen skizzenhaft behandelten Figuren, bei deren Anblick, wie
erzählt wird, man glaubt, sie lebten und bewegten sich. Man
kann daher von diesem Künstler sagen, dass er ebenso sehr
mit gesundem Urtheil wie mit den Händen arbeitete, denn
viele Sachen werden gemacht, welche schön aussehen, wenn
sie in den Räumen stehen, wo sie ausgeführt wurden; nimmt
man sie aber von dort weg und stellt sie anders wohin, in ein
anderes Licht oder hoher, so sehen sie anders aus und haben
die entgegengesetzte Wirkung von der, die beabsichtigt war.
Donatello dagegen stellte seine Figuren derart her, dass sie in
DAS LEBEN DONATELLO’S.
von Donato’s Hand. Sie ist aus Holz, als Büsserin dargestellt,
sehr schon und gut ausgeführt, indem sie vom Fasten und der
Enthaltsamkeit abgezehrt erscheint; in allen Theilen zeigt sie
sich als ein Muster von Anatomie , die überall sehr gut ver-
standen ist.
Auf dem Mercato vecchio steht auf einer Granitsäule eine
Statue des Reich th ums, von Donatello, aus hartem Sand-
stein; sie ist ganz isolirt und so gut ausgeführt, dass sie von
den Künstlern und allen Sachverständigen höchlichst gelobt wird.
Die Säule, auf welcher die Statue aufgestellt ist, befand
sich einst in S. Giovanni, an der Stelle, an der die anderen von
Granit sind und die innere Galerie tragen; sie wurde dort
weggenommen und an deren Stelle eine andere cannellirte ge-
setzt, auf welcher ehemals in der Mitte jenes Tempels die
Statue des Mars gestanden war, welche 'weggenommen wurde,
als die Florentiner sich zum christlichen Glauben bekehrten.
Derselbe Künstler führte noch in seiner Jugend einen Propheten
Daniel von Marmor für die Facade von S. Maria del Fiore aus
und nachher einen S. Johannes Evangelista, von vier Ellen Höhe,
sitzend, in einfachem Gewand. Diese Statue wird sehr gerühmt.
An derselben Stelle sieht man an der Ecke, auf der Seite,
welche nach der Via del Cocomero gewendet ist, einen alten
Mann zwischen zwei Säulen, der mehr als alle anderen Werke
des Donato der antiken Behandlungsweise sich nähert. In seinem
Antlitz liest man die Sorgen, welche die Jahre bei denen mit
sich bringen, die durch die Zeit und Mühsale aufgerieben sind.
In derselben Kirche stellte er noch den Schmuck der Orgel her,
welche über der Thüre der alten Sacristei sich befindet, mit
jenen skizzenhaft behandelten Figuren, bei deren Anblick, wie
erzählt wird, man glaubt, sie lebten und bewegten sich. Man
kann daher von diesem Künstler sagen, dass er ebenso sehr
mit gesundem Urtheil wie mit den Händen arbeitete, denn
viele Sachen werden gemacht, welche schön aussehen, wenn
sie in den Räumen stehen, wo sie ausgeführt wurden; nimmt
man sie aber von dort weg und stellt sie anders wohin, in ein
anderes Licht oder hoher, so sehen sie anders aus und haben
die entgegengesetzte Wirkung von der, die beabsichtigt war.
Donatello dagegen stellte seine Figuren derart her, dass sie in