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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0139
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Knochengeräte

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ist die alte Oberfläche in der Regel erhalten. Wie eigentlich mit ihnen gespielt wurde, wissen
wir nicht, wahrscheinlich gab es eine ganze Anzahl von Würfelspielen, die teilweise auf bloßer
Geschicklichkeit beruhten, teilweise ganz mit unsern Hasardspielen zu vergleichen waren.
Gelegentlich der Auffindung eines kleinen Häufchens solcher zugeschlifienen Astragalen
erzählte mir Hassan Beg, daß er als Kind daheim, d. h. im Kaukasus, vielfach ein einzelnes
Sprungbein eines größeren Tieres, eines Kalbes oder eines Damhirsches, zu einer Art Hasard-
spiel verwendet sah, bei dem der Knochen an einem Ende durch ein Bohrloch mit Blei beschwert
wurde und an einer andern Stelle so angebohrt war, daß ein kurzes, rundes Holzstäbchen in das
Bohrloch fest eingeschlagen werden konnte. Da unser beiderseitiges Türkisch nicht ausreichte,
und wir uns über die Einzelheiten der technischen Herstellung nicht restlos verständigen konnten,
machte mir Hassan Beg ein richtiges Faksimile eines derart hergerichteten Astragalus. Wenige
Tage aber, nachdem mir Hassan Beg dieses Stück geschenkt hatte, wurde im Schutte des
Kalamu-Palastes ein völlig gleichartiger großer Talus gefunden mit genau derselben Bleifüllung
und an derselben Stelle befindlichen Bohrlöchern — ein schöner Zufall, dem ich zunächst
dadurch gerecht werde, daß ich die beiden Stücke hier (Abb; 173, 174) nebeneinander abbilde.


Abb. 173. Talus aus dem Kalamu-Palast,
mit Bleifüllung. Nat. Gr.

Abb. 174. Moderner Talus mit Bleifüllung
und Stäbchen. Nat. Gr.

Leider hat Hassan Beg die Absicht, mir die Spielregel zu lehren, nicht zur Ausführung gebracht,
aber ich hoffe, daß einer der Leser dieses Berichtes irgendwelche Beziehungen zum Kaukasus
oder zu alten Tscherkessen hat und sich mit deren Hilfe um die Kenntnisse der Spielregeln be-
müht; inzwischen müssen wir uns hier mit der kulturhistorisch und anthropologisch gleich
merkwürdigen Feststellung begnügen, daß sich im Kaukasus noch heute eine bestimmte Art
Knöchelspiel erhalten hat, die in Nord-Syrien schon vor rund drei Jahrtausenden bekannt war,
ein Beweis mehr für die alte Stammesverwandtschaft zwischen den Hethitern und den ältesten
Bewohnern des Kaukasus, v. L.
c) Knochennadeln.
So kann man Gegenstände bezeichnen, wie sie auf Tafel 59 1, m und 60 ax zur Darstellung
gekommen sind. Sie sind wie Nähnadeln am dickeren Ende durchbohrt und manchmal mit
Ritzmustern verziert. Aber es ist mir nicht gewiß, ob sie zum Nähen oder nicht vielleicht als
Gewandhalter wie die Fibeln verwendet waren. Bei dem Stück Tafel 59,1 ist die Spitze zudem
abgedreht und von unten her nachgebohrt — eine weitere Schwierigkeit für das Verständnis!
Auch Tafel 59 n könnte hierher gehören; das Stück ist mit Zickzackmustern verziert
und am dünnen Ende mehrfach gerillt; das dicke Ende fehlt jedoch, und so weiß man nicht, ob
es durchbohrt war.
d) Büchsen aus Röhrenknochen kommen mehrfach vor: Tafel 59 r, s (S 1909,
S 3926) und Tafel 60 aw (S3803). Boden und Deckel werden aus Holz bestanden haben und sind
entweder eingeklemmt oder eingestiftet. Beliebt sind für ihre Verzierung Zickzackmuster und
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