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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0140
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Knochen- und Elfenbeinsachen

Reihen von Kreisen zwischen einfachen Linien oder Gruppen paralleler Linien, also eine Schmuck-
form, die an die älteste Gefäßmalerei erinnert. Leider ist keins der Stücke genügend scharf
durch Schichtbeobachtung bestimmt.
e) Sonstige Knochengeräte, deren Zweck mir nicht verständlich ist, stellt Tafel 59
h, i, k, o dar. h konnte mit dem unteren Ende als Falzbein gedient haben, oben hat es eine qua-
dratische, flache Verbreiterung, deren obere Kante gerillt ist. i und k sehen aus wie breite Schaber,
an die man wohl oben eine Schnur befestigen konnte, o ist an einer Langseite wie eine Säge
gezahnt und auf einer Fläche mit 6 konzentrischen Kreispaaren geziert. Das Plättchen ist zweimal
durchbohrt. Vielleicht war das ein Lautensteg. A.
II. Elfenbein.
Bearbeitetes Elfenbein ist vielfach in den alten Kulturstätten von Vorderasien, besonders
in Assyrien und in Nordsyrien gefunden worden. Am meisten wohl von Sir A. H. Layard,
der aber freilich seiner Beschreibung der Funde auch beifügt, wie schon wenige Augenblicke
nach der Freilegung fast alles Elfenbein ihm gleichsam unter den Fingern in Staub zerfiel, so
daß es nur in den allerseltensten Ausnahmefällen möglich war, ein oder das andere Stück zu
retten. Neuerdings sind einige wenige besser erhaltene Stücke in das Britische Museum gelangt,
und andere sind uns in der Mansell-Sammlung von Photographien zugänglich geworden x). Jetzt
besitzen wir aus Sendschirli eine sehr große Anzahl von teilweise vorzüglich erhaltenen Stücken,
die allerdings nur durch die größte und raffinierteste Sorgfalt für die Wissenschaft gerettet
werden konnten. Ich bin persönlich von der physischen Anthropologie und von den Ausgrabungen
menschlicher Schädel und Skelette her mit der Technik, solche Stücke zu erhalten, ganz ver-
traut und stand deshalb auch den verschiedenen in Sendschirli zutage gekommenen Elfenbein-
schnitzwerken gegenüber auf ganz festem Boden. Knochen und Elfenbein verhalten sich da
vollkommen gleichartig. Unter Wasser oder in einem ganz luftdicht abschließenden Lehm
bleiben sie ungezählte Jahrhunderte und Jahrtausende lang so gut wie unverändert, während
sie in feuchter Erde und bei Zutritt von Luft sehr rasch derartig verwittern, daß wirklich der
Augenblick ihrer Freilegung zugleich der Augenblick ihrer vollständigen Vernichtung ist, wenn
man nicht versteht, sie sachgemäß zu behandeln. Dazu ist es natürlich allererstes Erfordernis,
sofort nachdem das Auffinden von Elfenbein festgestellt ist, die Arbeiter von der Fundstelle
zu entfernen und sich selbst an die Arbeit zu machen. Die beginnt in der Regel damit,
daß man die Stelle ganz absperrt und einen zuverlässigen Wächter an sie stellt, der niemand
in die Nähe läßt; bei Regenwetter muß ein Schutzdach angebracht werden, sonst genügen wenige
Tage mit Sonnenschein und etwas Wind, um die Fundstücke, auch wenn sie noch unter einer
ziemlich dichten Erdschichte liegen, einigermaßen auszutrocknen. Dann geht man mit den
feinsten Marderhaarpinseln daran, die einzelnen Stücke von vier oder fünf Seiten her zu reinigen,
ohne auch nur einen Versuch zu machen, sie zu berühren oder von ihrer Lagerstelle zu entfernen.
Inzwischen müssen größere Quantitäten von dünnem, kochend heißem Leimwasser bereit-
gestellt werden, mit dem man mittels eines Löffels die Fundstücke immer wieder von neuem
übergießt, so daß sie durch und durch getränkt werden. Das Aufbringen von dicker Leim-
lösung würde zum vollständigen Ruin der Stücke führen, da dieses nicht in die Tiefe dringt
und beim Trocknen mit der obersten Schichte der Knochen oder Schnitzwerke abspringt, die
so verloren geht. Hingegen hat das Übergießen mit sehr dünnem, kochendem Leim wasser
zugleich auch den Vorteil, daß allenfalls noch anhaftende Reste von Erde oder Sand weggespült
werden. Man braucht nur die Stücke dann noch einige Tage an Ort und Stelle austrocknen zu
lassen, um sie ohne jede Gefahr aus der Grube herausbringen zu können. Sie werden nach
q Hier jetzt zu vergleichen die Elfenbeinfunde aus Til Barsib (Teil Ahmar) bei Thureau-Dangin und Dunand,
Til-Barsib, Paris 1936.
 
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