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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Editor]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0011
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VORWORT.

Dieser Band ist das letzte Denkmal, das Felix v. Lusclian seiner großen Ausgräber-Tat
gesetzt hat. Am 7. Februar 1924 hemmte der Tod sein rastloses Schaffen und versagte ihm die
Freude, das Werk zur Vollendung zu führen. Ich weiß, mit welcher Liebe er daran hing, wie er
trotz der schweren Leiden, die seine letzten beiden Lebensjahre verdunkelten, die Entdecker-
freude und den berechtigten Entdeckerstolz an seinen Funden wach und lebendig erhielt, und ich
erinnere mich dankbar der Stunden, in denen ich mit ihm über diese Dinge sprechen durfte.
Wir alle, die wir uns mit der vorderasiatischen Kultur beschäftigen, warteten mit Spannung
auf das Erscheinen dieses wichtigen Berichtes, v. Luschan erklärt in seiner Einleitung selber,
weshalb es so lange hinausgeschoben werden mußte, und jede von ihm unverschuldete Verzöge-
rung empfand er, nachdem einmal der Entschluß zur Veröffentlichung gefaßt war, äußerst
schmerzlich, weil er ahnte, wie nahe ihm sein Ende bevorstand. Er hatte schon vor vierzig
und vor dreißig Jahren angefangen, die Vorlagen zu den Abbildungen zeichnen zu lassen. An-
fangs bearbeitete Herr Sütterlin, später der von allen Archäologen geschätzte Maler Herr Bol-
lacher diese Aufträge. Es sind aber überdies auch R. Koldewey und ich selber mit einigen zeich-
nerischen Vorlagen beteiligt. An photographischen Vorlagen standen zunächst nur einige Auf-
nahmen aus Sendschirli zur Verfügung, die v. Luschan selbst dort während der Ausgrabungen
gemacht hatte.
Vom Text lag ungefähr die Hälfte druckfertig vor. Die Schwierigkeiten, die sich einer
Durcharbeitung der großen Masse der Funde entgegenstellten, waren ganz beträchtlich und
zum Teil gar nicht zu überwinden, auch wenn der Bearbeiter vollkommen gesund und frei be-
weglich gewesen wäre, was leider mit F. v. Luschan nicht der Fall war. Die Raumnot der Vorder-
asiatischen Abteilung in unseren Museen, die ans Groteske streifte, verhinderte damals jede,
auch nur einigermaßen erträgliche Ordnung und Zusammenstellung der Sachen. Vieles blieb
verpackt und war der Vergessenheit anheimgefallen. Man halte sich gegenwärtig, daß die ersten
Funde bereits 1889 nach Berlin gelangt sind! v. Luschan litt schwer unter der Unmöglichkeit,
sich einen Überblick zu verschaffen, und es ist bewundernswert, wie vieles er trotzdem aus dem
Gedächtnis und mit Hilfe seines Fundj ournales noch in Ordnung bringen konnte.
So standen die Dinge, als nach dem viel zu frühen Heimgange des Verfassers der
Auftrag an mich herantrat, das halb druckreife Werk zu Ende zu führen und der Öffentlichkeit
zu übergeben. Ich übernahm den Auftrag mit Freude, aber auch mit Sorgen. Ich selbst habe
Sendschirli und die Ausgrabungen nur ganz von ferne im Weltkriege gesehen, kannte von den
Funden nur die allerwenigsten nach dem Augenschein und wußte von ihren Aufbewahrungs-
orten naturgemäß noch weniger als v. Luschan. Jedoch der Berührungen mit meinen eigenen,
assyrischen Arbeiten waren gar zu viele, als daß mich diese Aufgabe nicht hätte locken sollen.
Am meisten aber bestimmte das Gefühl der Dankbarkeit und Verehrung für unseren Meister
im Ausgraben den Entschluß, das Schwere zu wagen.
 
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