Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Editor]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0157
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
141

J. NATURWISSENSCHAFTLICHE FUNDE
AUS SENDSCHIRLI.

Unter den Funden zoologischer und botanischer Art sind hier naturgemäß in erster Linie
die aus zwei verschiedenen Bauwerken von Sendschirli stammenden Getreideproben zu
erwähnen. Beide stammen aus Schuttschichten, deren Alter sich leider nicht mit Sicherheit
bestimmen ließ, vermutlich stammt die eine etwa aus der Mitte des 2. vorchr. Jahrtausends,
die andere etwa aus der Zeit der ersten semitischen Invasion, also um rund 1000 v. Chr. Diese
ist einer größeren Menge von anscheinend halb verkohlten oder angerösteten Körnern ent-
nommen, die in einem mittelgroßen, mehrfach zerbrochenen, pithosartigen Tongefäß gefunden
wurden; die andere, ältere Probe stammt aus einem gleichfalls zertrümmert aufgefundenen
Gefäß aus sehr schwach gebranntem Ton, ungefähr von Würfelform, mit etwa 30 cm Kanten-
länge und mit einem flachen, mit übergreifenden Bändern versehenen Deckel. Herr Prof. Dr.
G. Schweinfurth, dem ich beide Proben zur Untersuchung vorlegen durfte, hatte die große Güte,
mir über sie zu schreiben: ,,Beide Proben gehören der sogenannten Himmelsgerste an, Hordeum
vulgare coeleste L. sp. pt. ed. I. Die Hauptschwierigkeit bei der Bestimmung, zu welcher Art,
Unterart, Varietät, die aufgefundene Kornart unter den hunderten, die bekannt wurden, gehört,
beruht darin, daß das Korn an beiden Enden etwas zerkrümelt ist. Ich nehme daher an, daß
die in beiden Gefäßen aufgespeicherten Körner der Himmelsgerste in zuvor geröstetem Zustand,
um sie besser sichten, von der Spreu reinigen und im Winde auswehen zu lassen, angehäuft
worden sind. Deswegen haben sie sich auch so gut erhalten, ohne daß sie verkohlt sind; aber
alle Spitzen sind abgebrochen, so daß man eine größere Anzahl durchmustern muß, bis man
auf besser erhaltene Körner stößt. Wären es absichtlich geschrotene Körner, dann müßten sie
aussehen wie Gerstengraupen, an denen immer noch Reste von Spelzen haften, was bei Nackt-
gerste nicht der Fall ist.“
Für künftige Ausgrabungen ist hieraus und aus weiteren mündlichen Mitteilungen von
G. Schweinfurth die Verpflichtung abzuleiten, Getreideproben in möglichst großer Menge und
mit der denkbar größten Sorgfalt verpackt der Untersuchung durch heimische Fachleute zuzu-
führen. Je spärlicher die Proben und je schlechter erhalten sie sind, um so schwieriger und
zeitraubender gestaltet sich die botanische Untersuchung, die doch für die große kulturhistori-
sche Betrachtung derartiger Dinge von so großer Wichtigkeit ist. v. L.
Herr Geheimrat Prof. Dr. Wittmack hatte die Freundlichkeit, einige von F. v. Luschan
aus Sendschirli mitgebrachte Samen wie folgt zu bestimmen:
„Nr. 104 sind, wie sich nach langen Untersuchungen ergab, Samen / J f v j
einer zur Familie der Capparidaceen gehörigen Art (Abb. 196 a, b), wahr- V ) \
scheinlich des gewöhnlichen Kapernstrauchs, Capparis spinosa. a i
Die Vegetationsverhältnisse von Mesopotamien und Kurdistan Abb-196-
# 5-fache Nat.-Gr.
schildert Handel-Mazetti in den Annalen des Naturhistorischen Hof-
museums in Wien 1914, 28. Band, S. 1 und gibt ein Verzeichnis der in Kurdistan gesammelten
Pflanzen. Er führt da eine Capparis sicula Hamilton aufx). Die ist aber nach dem Index
Kewensis identisch mit Capparis spinosa, deren Blütenknospen die bekannten Kapern liefern.
Die vorliegenden Samen sind meist ebenso nierenförmig wie die Samen des Kapern-
strauches, mitunter länglich nierenförmig, doch kommen solche auch bei Capparis spinosa vor.
Sie erinnern in der Form an die der Hopfenluzerne, Medicago lupulina, gewöhnlich Gelbklee
x) S. 19 führt Handel-Mazetti noch Capparis decidua für das arabische Wüstengebiet auf. — Kapernsträucher
sind nach v. Luschans mündlicher Mitteilung sehr häufig an den Abhängen bei Sendschirli.
 
Annotationen