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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0089
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C. SIEGEL.

Man kann die Siegel in Rollsiegel und Petschaftsiegel einteilen. Diese werden im plasti-
schen Siegelstoff, zumeist Ton, durch senkrechten Druck, jene durch Abrollen abgeformt.
Rollsiegel sind, wie wir jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen dürfen, eine sumerische
Erfindung, waren aber auch imÄgypten der vordynastischen Zeit in Gebrauch, um dort später
dem käferförmigen Petschaft zu weichen. Auch in Sendschirli hat die Mehrzahl der gefundenen
Siegelsteine Petschaftformen, die Rollsiegel hingegen lassen zumeist schon an ihren Bildern
erkennen, daß sie von Mesopotamien her eingeführt sind (Tafel 39). Die Petschaftformen sind
äußerst mannigfaltig im einzelnen. Überblickt man sie aber alle, so zeigt sich, daß die ,,Knopf -
form“ die beliebteste ist. Diese Siegelsteine waren parallel zur Siegelfläche durchbohrt, konnten
so, wie eine Perle, an der Schnur getragen und auch beim Siegeln gehandhabt werden und
haben vielfach außerdem an der Rückseite noch einen Knopf als Griff (Tafeln 37, 38). Dieser Griff
kann auch aus Metall (Gold, Silber) anmontiert sein (Tafel 38 e), wie es ja auch auf Metall-
achsen montierte Rollsiegel gibt (z. B. Tafel 39 n). Die Siegelfläche dieser Petschafte ist bald
kreisrund, bald oval, ganz selten und nur in zweifelhaften Fällen rechteckig (Tafel 37 t, u). Als
hethitische Siegelform kann man vielleicht die Dreipaßform bezeichnen (Tafel 37 a), für die
es Parallelen mit Tierbildern gibt. (Unveröffentlichtes Bergkristall-Knopfsiegel, Assur S17918).
Danach dürfen nun auch die übrigen mit Griff versehenen Knopfsiegel als einheimisch-
hethitisch gelten. Aus den Siegelbildern allein würde sich diese Herkunft bei keinem der
auf Tafel 37 abgebildeten Petschafte ohne weiteres ergeben. Eine große Reihe schöner Beispiele
gibt dafür Hogarth, Hittite Seals S. 20ff., wo auch wertvolle Angaben über die anderen Formen
stehen.
Die auf Tafel 38 abgebildeten Petschafte mit langrunder Siegelfläche scheinen mir auf die
Käferform zurückzugehen und könnten als Skarabäoide bezeichnet werden. Bei einigen von
ihnen (h, i, k, 1) ist ägyptischer Einfluß wohl nicht zu bezweifeln (1 ist übrigens in Hassanbeili
gekauft, stammt nicht aus Sendschirli). In den Petschaften e und. g aber haben wir Erzeugnisse
des phönikischen Kreises vor uns. Die Punktrosette und die Darstellung des liegenden Löwen
wie des geflügelten Greifen scheinen mir diese Herkunft nahezulegen.
In die Gruppe dieser Siegel gehören die zwei schönen, goldgefaßten Stücke, die auf
Tafel 45 1, n unter den {loldsachen mit abgebildet sind: ein Petschaft mit der Darstellung
eines Stiers auf der Siegelfläche und ein schwerer Siegelring, auf dessen Stein vier Zeichen der
hethitischen Schrift eingraviert sind, die das Stück zum einzigen, wirklich als hethitisch
bezeugten aus Sendschirli machen. (Von beiden auf Tafel 47 h, i Abdrücke in doppelter
Größe. Beide werden unter den Metallsachen auf S. 95 f und 101 des näheren besprochen.)
Ein einziges Schriftsiegel ist aramäisch: Es ist das Königssiegel des Barrekub. Sein
Abdruck zeigt, auf Tafel 38 b in vierfacher Vergrößerung wiedergegeben, in kreisrunder Fläche
zwei Zeilen Schrift: L BRRKB — BR PNMW = dem Barrekub, Sohne des Panammu; darüber
zwei Göttersymbole, eins davon die geflügelte Sonnenscheibe.
Ganz anders sind die beiden Petschafte Tafel 39 o, p beschaffen. Zwar haben auch sie
die annähernd langrunde Siegelfläche, aber ihr Körper ist stelen- oder kegelförmig überhöht,
Mitteilungen aus den Orient. Samml. Heft XV (Sendschirli Heft V).
 
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