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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Hrsg.]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0088
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Tonsachen

Stellung über die militärische Bedeutung des Elefanten findet sich bei Hans Delbrück 1). Nach
ihm finden sich Elefanten auf Seiten der Sieger in den Schlachten von Ipsus (Antiochus I. über
die Gallier), von Heraclea, Asculum, Tunes (Hamilkar über die Söldner), am Tajo (Hannibal über
die Spanier), an der Trebia, beiKynoskephalae undPydna; dagegen haben sie, obgleich auf ihrer
Seite allein oder in großer Mehrzahl vorhanden, die Niederlage nicht verhindert am Hydaspes,
in Parätakene, in Gabiene, bei Gaza, Benevent, Agrigent, Panormus, Raphia, Hymera, Baecula,
Metaurus, Zama, Magnesia, Muthul und Thapsus. v. L.
Die Hohlfigur eines pantherartigen Tieres S 1911, Tafel 35 e, f, scheint mir
ebenfalls in die späte, nachassyrische, vielleicht schon in die hellenistische Zeit zu gehören.
Die rundlichen Formen sind für altorientalische Kunst ungewöhnlich. Es ist eine Hohlfigur,
die Wände sind kräftig. Die Ergänzung des Körpers stößt auf Schwierigkeit; vom rechten
Vorderlauf ist der Ansatz an der Brust noch erhalten. Die starke Krümmung zwischen Hals
und Rückenlinie müßte von einer sehr gewaltsamen Bewegung herrühren, wenn hier nicht etwa
Flügel ansetzten, und so ein greifenartiges Wesen zu ergänzen wäre. Angeblich aus ‘Aintab
stammend, in Sendschirli gekauft.
c) Wagenfiguren.
In Assur wie in babylonischen Ruinen werden massenhaft Stücke von Streitwagenfiguren
gefunden und sind in früheren Veröffentlichungen schon mehrfach abgebildet 2). Aus Sendschirli
sind mir nur das leider sehr unvollständige Stück S 2881 und das besonders einfache S 2886 be-
kannt, die auf Tafel 36 1, m dargestellt werden, wo sie durch Schnitte und Ansichten erläutert
sind. Für die Lagerung der beweglichen Radachse, die aus einem Holzstäbchen bestehend zu
denken ist, ist der dicke Boden des Wagenkastens durchbohrt, und dieses Loch bekommt an den
Enden noch Wulstringe, an denen sich die Radnaben reiben können. D< zu passende Tonräder
sind, wie S. 48 bereits berichtet und durch Abb. 50 erläutert ist, in Sendschirli gefunden.
Ganz einfach ist das auf Tafel 36 m gegebene Stück ausgestattet. Den Wagenkasten
bildet eine kleine Tonwanne, deren Vorderwand durchbohrt ist. Hier konnte man eine
kleine Deichsel einstecken oder einen Faden anbinden. So entsteht ein sehr einfacher zwei-
räderiger Karren. Zu beachten ist die Lage der Achse in der Mitte des Bodens.
An dem anderen Stück (1) ist vorn, hinten und oben manches abgebrochen, und
das Ganze sieht, wenn man es verkehrt betrachtet, fast wie ein Kamelkopf aus. Ich glaube
jedoch, daß es zu ergänzen ist wie manche mesopotamische Streitwagenfiguren: auf einer
Seite (in der Ansicht rechts) ein hoher Schild, auf der anderen ein niederer Sitz.
d) Schiffsfiguren.
Außer dem bereits unter den figürlichen Gefäßen auf S. 49, durch Abb. 53 und Tafel 35 c, d
mitgeteilten schiffsförmigen Gebilde ist aus Sendschirli nur noch ein einziges Tonschifl bekannt,
von dem auf Tafel 36 n Seiten-, Oberansicht und Schnitt gegeben werden. Es ist ein Flachboot,
auf dessen Borden je bis zu 8 Ruderpflöcke aufgesetzt zu sein scheinen. Das Ganze war einst über
50 cm lang und ist 15,9 cm breit und 12 cm hoch, also ein recht beträchtlich großes Gebilde.
Damit und in der Form unterscheidet es sich von den aus Babylon bekannten Schifisfiguren,
die dort sehr wahrscheinlich das heilige Schifi darstellen, auf dem die Götter zur Prozession
fuhren. (R. Koldewey, Das wiedererstehende Babylon, S. 252, Abb. 176, 177.) Ob bei dem
Gebilde aus Sendschirli der gleiche Gedanke zugrunde liegt, vermag ich nicht zu sagen. Eine
Ähnlichkeit scheint mir zu bestehen mit dem Tonmodell eines Schifies aus Rhodos (Köster,
Das antike Seewesen S. 89, Abb. 19). A.
*) H. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst. Berlin 1908.
2) MDOG 27, S. 27, Abb. 1, Streitwagen; W. Andrae, Die arch. Ischtar-Tempel, Taf. Gl, c, d, e, 62, k.
 
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