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Staatliche Museen zu Berlin / Orientalische Sammlungen [Editor]
Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen / Staatliche Museen zu Berlin — Ausgrabungen in Sendschirli: Berlin: de Gruyter, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.49435#0017
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Einleitung.
Als fünfter und letzter Teil der „Ausgrabungen in Sendschirli“ (A. i. S.) ist hier ein Band an-
geschlossen, der die sämtlichen Kleinfunde der fünf bisherigen Kampagnen von 1888, 1890,1891,
1894 und 1902 behandeln soll, nachdem in den früheren Teilen neben den allgemeinen Aus-
grabungs- und den Architekturberichten nur die großen Skulpturen und die Inschriften ver-
öffentlicht wurden. Der Bericht über die Kleinfunde hat sich so lange hingezogen, weil eine
ganz große sechste Kampagne geplant war und es wünschenswert erschien, erst nach ihrer
Vollendung die sämtlichen Kleinfunde in geschlossenem Zusammenhänge zu behandeln. Die
beabsichtigte große Grabung wurde aus verschiedenen Gründen von einem Jahre zum anderen
immer wieder verschoben, bis dann schließlich der Krieg und seine Folgen auch nur den Gedanken
an eine neue Deutsche Grabung in Sendschirli für absehbare Zeit als ganz utopisch erscheinen
ließ. So sollen also jetzt die bisher geborgenen Kleinfunde veröffentlicht und die „Ausgrabungen
in Sendschirli“ damit auch literarisch zum Abschluß gebracht werden. Gestattet in kommenden
Jahrzehnten eine günstige Wendung unseres Schicksals auch die Wiederaufnahme der Arbeiten
an Ort und Stelle, so werden meine Nachfolger sie wohl unter dem Titel „Neue Ausgrabungen
in Sendschirli“ veröffentlichen; ich selbst muß mich damit abfinden, mit der nun vorliegenden
Beschreibung der Kleinfunde meine letzte Pflicht gegenüber meinen Auftraggebern und gegen-
über dem mir persönlich so fest ins Herz gewachsenen Sendschirli zu erfüllen.
Der IV. Teil der „Ausgrabungen“ war (vgl. S. 266) dem Andenken an Rudolf Virchow,
R. v. Kaufmann, Hamdy Bey und Otto Puchstein gewidmet gewesen, an vier Männer
also, deren Namen mit der Ausgrabungsgeschichte von Sendschirli dauernd verknüpft sein
sollten; in diesem Sinn konnte nun auch der V. Teil, der sich mit den dort gemachten Klein-
funden beschäftigt, nur in dankbarem Andenken an einen Mann geschrieben werden, der sich
in hohem Maße um seinen Inhalt verdient gemacht hat: Exz. Hamdy Bey, den langjährigen
General-Direktor und in Wirklichkeit auch den wahren Schöpfer des Kaiserlich Ottomanischen
Antiken-Museums, der meine Arbeiten in Sendschirli immer mit aufrichtigem Wohlwollen
begleitet hat.
Verdienste eigener Art hat sich Hassan Beg um unsere Kleinfunde erworben. Ich hatte
ihn schon 1883 auf einer Reise nach dem Nemrud-dagh in der Kommagene kennen gelernt;
er war der Sohn eines 1859 nach dem Falle Schamyl’s seiner Religion wegen aus dem Kaukasus
nach Angora geflüchteten, sehr vornehmen Tscherkessen und lebte dort von einem bescheidenen
Grundbesitz. Wir waren etwa gleichen Alters und teilten damals Freud und Leid einer schwie-
rigen Expedition wie zwei leibliche Brüder. Seither waren wir in treuer Freundschaft ver-
bunden, und ich reiste später fast niemals nach dem Orient, ohne mich erst seiner Begleitung
zu versichern. Von ihm auch habe ich die Ruhe gelernt, die im Verkehr mit türkischen Behörden
und überhaupt mit Orientalen so nötig ist, und ihm verdanke ich ungezählte Beweise wahrer
und aufopfernder Freundschaft. In Sendschirli war er es, der freiwillig die für einen Europäer
fast unerträglichen Verhandlungen wegen Erweiterung der Schutthalden und auch einen großen
Teil des zeitraubenden Verkehrs mit den Lokalbehörden auf sich nahm; seine Lieblingstätig-
Mitteilungen aus den Orient. Samml. Heft XV (Sendschirli Heft V).
 
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