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Sethe, Kurt
Das aegyptische Verbum im Altaegyptischen, Neuaegyptischen und Koptischen (1. Band): Laut- und Stammeslehre — Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.70608#0034

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XXX

Hinsichtlich des Verbalstammes zeigen die Relativformen im Allgemeinen dieselben Erscheinungen wie die
Grundformen.
Der Relativform des Tempus sdm-f liegt bei den veränderlichen Verben, die das Tempus sdm-f in zwei
Modalformen besassen, die emphatische Modalform zu Grunde und zwar, soweit die Verben geminationsfähig waren,
die Form mit Gemination des vorletzten Radikals. Die Formen der wichtigeren Verbalklassen haben demnach dieses Aussehen:
2rad.: ldd-w-f, idd-t-f neuaeg. Idd-f (II § 789. 796. 989. 992b).
III inf.: mss-w-f, mss-t-f (II § 791 und Ber. zu § 786), neuaeg. 2rad. mit z prostheticum Ims-f'fX. § 792. 989. 992 b); — Passiv
mssfw)-tw-f, mss-t-tw-f neuaeg. mit Beibehaltung der Gemination mss-tw-f (II § 793).
3 rad.: sdm-w-f sdm-t-f neuaeg. sdm-f, — Passiv sdm-(w)-tw-f; alle diese Formen ohne z prostheticum geschrieben (II § 795).
IV inf. und Caus. III inf.: msdd-w-f, msdd-t-f, slf-w-f, s/f-t-f, aber bei nicht geminationsfähigen Verben Jint(f)-w-f,
sdfjfw-f sdfjjt-f ohne j geschrieben (II § 797. 800).
4 rad. und Caus 3 rad.: Die Formen werden im Neuaeg. nur bisweilen durch irj „thun“ umschrieben, z. T. sind sie (im
Unterschied zum Tempus sdm-f selbst) noch in Gebrauch (II §787. 798. 801. 992 c). — Die Caus. 3 rad. I w werden
in der ältesten Orthographie wieder ohne das w geschrieben, vielleicht weil es vokalisch zz gesprochen wurde (II § 801).
Die Relativform des Tempus sdm-n-f zeigt bei den Verbis II gern, ursprünglich die Gemination (II §818),
bei den Verbis ult. inf. den letzten Radikal, der aber fast immer unbezeichnet gelassen wird (II § 819. 822. 824).

Die Participia.
Die aegyptischen Participien werden nur da gebraucht, wo sie durch einen Relativsatz wiedergegeben werden
können (nicht in Zustandssätzen, wie z. B. „ich fand ihn sitzend“). Sie sind die natürliche Form für diejenigen Relativ-
sätze, in denen das rückbezügliche Pronomen (deutsch „der“, „die“, „das“) Subjekt des Verbums ist („der Mann
der mich geschlagen hat“, „der von mir geschlagen worden ist, II § 742).
Die passiven Participien werden ausserdem wie im Arabischen auch in solchen Relativsätzen gebraucht, in
denen das rückbezügliche Pronomen von einem anderen Satzteil als dem Hauptverbum des Relativ-
satzes abhängt („einer, dem Böses gethan worden ist“, „die Frau, von der gesagt wird, dass du sie liebst“, „da wo
du geboren bist“, „weswegen dir die Belohnung gegeben wird“, II §745. 899. 902). Unpersönlich kann das Particip
passivi in dieser Anwendung auch von intransitiven Verben gebildet werden („einer mit dessen Plane herauf- und
herabgestiegen wird“, II § 901). Hat das Verbum ein grammatisches Subjekt („einer, dem Gold gegeben worden
ist“), so wird dieses dem Particip nachgesetzt; ist es ein Pronomen personale, so steht es im Altaegyptischen in der Form
der Pronomina absoluta fiib-t w-j hr-s „das weswegen ich ausgeschickt war“), im Neuaegyptischen dagegen in der der
Suffixe (ni shn wdj-k r Ir-w „die Befehle, die auszuführen du ausgesandt worden bist“) (II § 900. 989,2 b. 993).
Das logische Subjekt der passiven Participien (im deutschen durch „von“ eingeleitet) wird in der Regel durch
den Genitiv (mit oder ohne zz) resp. die Possessivsuffixe ausgedrückt (snk-w Nbt-ht „von Nephthys gesäugt“, hsj-j n tt-j
„von seinem Vater gelobt“, si-t-f mrj-t-f „seine von ihm geliebte Tochter“); durch die Partikel In oder hr eingeleitet, wie
bei den Passivformen des Verbum finitum, wird es nur, wenn es durch einen andern Satzteil von dem Particip getrennt
ist (wdd-t irj-t n-k In it-k „das was dir zu thun befohlen worden war von deinem Vater“, iwi-w inn-w n-f In n-wt-f
„Rinder, die ihm von seinen Dörfern gebracht werden“, II § 908).
Das pronominale Objekt der aktiven Participien kann nur durch die Pronomina absoluta ausgedrückt werden
(wtt sw „der, welcher ihn erzeugt hat“, II § 835).
Die Participia unterschieden im Altaegyptischen in beiden Generibus verbi die beiden Tempora, Perfektum
und Imperfektum (II § 836); im Neuaegyptischen ist das nur noch im Passiv der Fall (II § 910. 989, 2b. 993), im Aktiv
hat das imperfektische Particip das perfektische verdrängt, also ganz wie bei den Relativformen der Suffixkonjugation
(II § 838).
Ursprünglich besitzen die Participia Formen für die beiden Geschlechter und alle drei Numeri. Die
Dualformen sind bisher nur in den ältesten Sprachdenkmälern belegt und vielleicht wie beim Pseudoparticip früh ab-
gestorben (II § 842(3. 865/6). Auch die fern. Pluralform scheint schon früh wenigstens mitunter durch die mask. Plural-
form ersetzt zu sein (II §874. 925. 946). Die Endungen der Formen sind im Allgemeinen die gewöhnlichen Endungen
der Nomina; nur die der Participia act. imperf. gleichen den Endungen der sogenannten „Nisbeformen“, indem sie vor
der eigentlichen Nominalendung noch ein / zeigen:
mask. sing.: act. perf. anscheinend ohne Endung fdm, msj, II § 840); act. imperf. ursprünglich mit 7' {hdd-j,
hntj-f) oder seltener, wie später meistens, mit w (II § 858/9); — pass. perf. mit j ftp-j, rnsj-j') oder seltener (und später?)
mit w fnk-w, msw) (II §915/6); pass, imperf. mit w fft-w, mss-w, II §941). Alle diese Endungen werden meist
unbezeichnet gelassen (II § 858. 917. 941).
fern, sing.: Endung t, beim Participium act. imperf. offenbar jt zu lesen (II § 841. 863. 919. 942).
 
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