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Sethe, Kurt
Das aegyptische Verbum im Altaegyptischen, Neuaegyptischen und Koptischen (1. Band): Laut- und Stammeslehre — Leipzig: J.C. Hinrichs'sche Buchhandlung, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.70608#0036

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XXXII

Das pronominale Objekt wird nur durch die Pronomina absoluta ausgedrückt (sdm-tj-fj sw „der welcher ihn
hören wird“, II § 970).
Die Formen des Adjektivs verbale lauten: sing. mask. sdm-tj-fj (II § 973), fern, sdm-tj-sj (II §974), plur. mask.
sdm-tj-(w)-sn (II § 975), fem- sdm-tj-(w}-st (II § 976). Die fern. Pluralform ist schon in sehr früher Zeit durch die maskuline
Pluralform ersetzt (II § 977). — Das Adjektiv verbale war augenscheinlich ursprünglich nichts als ein Nominalsatz
mit Voranstellung des Praedikates vor das Subjekt (genau wie z. B. in nds Ddj rn-f „ein Bürger, Ddj [war] sein Name“
d h. „dessen Name Ddj war“). Das Subjekt ist dabei ein Pronomen absolutum der 3ten Person: mask. sing, fj (sonst
nicht nachweisbar, aber aus dem Suffix f zu rekonstruieren), fern. sing, sj, mask. plur. sn, fern. plur. st (so noch oft, da-
neben aber neutrisch gebraucht); dieses Pronomen bezieht sich auf das Nomen regens des Relativsatzes (wie das f in nds
Ddj rn-f}. Das Praedikat ist ein Nomen verbale mit der Endung tj, das sich nicht nach dem Geschlecht, wohl aber
nach dem Numerus des Subjektes richtete und im Pluralis die Endung w gehabt zu haben scheint/ sdm-tj-fj hiess also
eigentlich „(welcher) ein Hörer ist er“, sdm-tjw-sn „(welche) Hörer sind sie“. Diese Nominalform auf tj scheint in der
älteren Sprache noch einmal selbständig vorzukommen in der Form wnn-tf], später ivn-tij} vom Hülfsverbum wnn „sein“,
die in ganz analoger Weise zur Einführung des Praedikates von Nominalsätzen gebraucht wird: swt wnn-tj mrj-j, „er ist
es, der geliebt ist“, eig. „er ist der geliebt Seiende“, stt wnn-tj (so mask. Form!) msj-t Ppy „sie ist es, die den Phiops
geboren hat“, eig. „sie ist der den Phiops geboren habend Seiende (mask.)“ (II §978).
Die Verba II gern, zeigen die Gemination (wnn-tj-fj, II §980), die Verba ult. inf. den letzten Radikal j oder w,
der aber meist unbezeichnet bleibt (mrj-tj-fj, hiw-tj-fj, bliw-tj-fj, II § 981. 984). — Bei 4-lautigen Verben tritt vereinzelt
im mittleren Reich die Umschreibung durch das Verbum Irj „thun“ auf, ein Zeichen für den Beginn des Schwundes der
4-lautigen Formen (II § 971).
Die praedikative Verbalform.
Die Verben für „nicht sein“ tm und zmj (II §994bis. 1004. iOO9bis. 1014) werden als Hülfsverben zur Negierung mancher
Satzformen verwendet (II § 995 —1003. 1010—1013) in der Weise, dass ihnen das zu negierende Verb als Praedikat folgt:
tm-f sdm-w (resp. hr sdwi) „er ist nicht hörend“ für „er hört nicht“ (II § 1005—10x09. 1015). Die Form in der das verbale
Praedikat dieser beiden Negationshülfsverben im Altaegyptischen erscheint, steht unter den übrigen Verbalformen vorläufig
ohne jeden Zusammenhang; wir nennen sie vorläufig „praedikative Verbalform“ (II § 1016). Sie nimmt auf Geschlecht,
Zahl und Person ihres Subjektes keine Rücksicht, kann ein Nomen der Beziehung zu sich nehmen (jimj Pj-w ib-k „sei
nicht gross in Bezug auf dein Herz“, II § 1018) und wird selbst wieder durch tm negiert (II § 1019). Danach scheint es
eine nominale Form des Verbums zu sein (II § 1017) und zwar, da sie durch Anhängung der Endung w (oder 7?) an den
Verbalstamm gebildet ist (II § 1023—1025), eine maskuline Form (wie die im Adjektiv verbale enthaltene Form, die auch
als verbales Praedikat das Geschlecht des Subjekts nicht berücksichtigt). Die Endung war im mittleren Reich vielleicht
schon weggefallen (II § 1026/7).
Die praedikative Verbalform ist nur mit aktiver Bedeutung nachweisbar; aus der umständlichen Konstruktion,
die stattfindet, wenn das zu negierende Verbum passive Bedeutung hatte, scheint zu schliessen, dass es passive Formen
nicht gab (II § 1006. 1022).
Das pronominale Objekt wird durch die Pronomina absoluta ausgedrückt (II § 1020).
Die Verba II gern, zeigen in der praedikativen Verbalform die Gemination (jkbb-w, II § 1029), die Verba ult. inf.
den letzten Radikal j, der aber meist wieder unbezeichnet gelassen wird (msj-zv, bigj-zv, II § 1030. 1033).
Im Neuaegyptischen ist die praedikative Verbalform im Allgemeinen verschwunden, sie wird teils durch die Form
von irj „thun“ (II § 1021), teils durch hr mit dem Infinitiv umschrieben (II § 1007)8. 1015).
 
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