1, Die „Horusdieiier".
Seit E. de Rouge in.seiner klassischen Arbeit über die sechs ersten Dynastieen die Auf-
merksamkeit der Aegyptologen auf die ^ ^ P ® ^ | gelenkt hatl, die im Turiner
Königspapyrus als die unmittelbaren Vorgänger des Menes genannt waren und die uns auch
sonst einige Male in den Inschriften als Vertreter der ältesten Vorzeit begegnen, haben diese
Wesen nicht aufgehört, den Gegenstand des allgemeinen Interesses zu bilden. Dabei ist dann
eingetreten, was wir so oft in der Aegyptologie bemerken müssen; je mehr man sich mit der
Sache beschäftigte, desto mehr kam man von den ersten durchaus verständigen und treffenden
Feststellungen ab. So wird es eines der Hauptziele dieser Arbeit sein, die von de Rouge be-
reits gewonnenen, von den Späteren wieder verlorenen Kenntnisse wieder zur Geltung zu bringen.
i. Der Name Smsw-Hr und seine Bedeutung.
Der Name Smsw-Hr, der nach den analog gebildeten koptischen Ausdrücken wie uj«.MU{e-
noirre u. a. vielleicht Schamsew-Hör, Schamsu-Hör zu vokalisieren ist, bedeutet wörtlich „dem
Horus folgende". Wie de Rouge annahm, könnte der Sinn dieses Namens an sich sowohl
„Horusnachfolger" als „Horusdiener" sein. Obwohl sich de Rouge (wie wir sehen werden, richtig)
für die letztere Deutung entschied, hat dennoch in der Folgezeit zunächst die erstere Deutung
„Horusnachfolger" allgemein den Vorzug erhalten 2. Die Smsw-Hr sollten demnach die „Nach-
folger des Gottes Horus" sein, der nach der mythischen Chronologie der Aegypter einst als
letzter Gott der ersten Götterdynastie, der sogenannten „grossen Götterneunheit", das Land be-
herrscht haben sollte. Es wären danach unter den Smsw-Hr alle Wesen zu verstehen, die nach
der ersten Götterdynastie und vor Menes regiert haben sollten; der Name würde also nicht nur
die zweite Götterdynastie, die sogenannte „kleine Götterneunheit", sondern auch die Dynastieen
der Halbgötter und der halbgöttlichen Verstorbenen einbegriffen haben. Wenn Eduard Meyer '■>
dagegen die „Horusnachfolger" mit de Rouge nur in der letzten vorgeschichtlichen Dynastie
des Mariethos, den halbgöttlichen Verstorbenen wiedererkannte, so hat er den Widerspruch, der
1) Recherches sur lcs monuments qu'ou peut attribuer aux six premiercs dynasties de Manethon, in den Memoires
de l'Academie des inscriptions et belies lettres tome 25 (Paris 1866), pp. 235. 374.
2) Brugsch, Gesch. Aeg. 34; Wiedemann, Aeg. Gesch. 159; Eduard Meyer, Gesch. des Altert. [ § 48.
3) Gesch. des Altert. I § 48.
Seit E. de Rouge in.seiner klassischen Arbeit über die sechs ersten Dynastieen die Auf-
merksamkeit der Aegyptologen auf die ^ ^ P ® ^ | gelenkt hatl, die im Turiner
Königspapyrus als die unmittelbaren Vorgänger des Menes genannt waren und die uns auch
sonst einige Male in den Inschriften als Vertreter der ältesten Vorzeit begegnen, haben diese
Wesen nicht aufgehört, den Gegenstand des allgemeinen Interesses zu bilden. Dabei ist dann
eingetreten, was wir so oft in der Aegyptologie bemerken müssen; je mehr man sich mit der
Sache beschäftigte, desto mehr kam man von den ersten durchaus verständigen und treffenden
Feststellungen ab. So wird es eines der Hauptziele dieser Arbeit sein, die von de Rouge be-
reits gewonnenen, von den Späteren wieder verlorenen Kenntnisse wieder zur Geltung zu bringen.
i. Der Name Smsw-Hr und seine Bedeutung.
Der Name Smsw-Hr, der nach den analog gebildeten koptischen Ausdrücken wie uj«.MU{e-
noirre u. a. vielleicht Schamsew-Hör, Schamsu-Hör zu vokalisieren ist, bedeutet wörtlich „dem
Horus folgende". Wie de Rouge annahm, könnte der Sinn dieses Namens an sich sowohl
„Horusnachfolger" als „Horusdiener" sein. Obwohl sich de Rouge (wie wir sehen werden, richtig)
für die letztere Deutung entschied, hat dennoch in der Folgezeit zunächst die erstere Deutung
„Horusnachfolger" allgemein den Vorzug erhalten 2. Die Smsw-Hr sollten demnach die „Nach-
folger des Gottes Horus" sein, der nach der mythischen Chronologie der Aegypter einst als
letzter Gott der ersten Götterdynastie, der sogenannten „grossen Götterneunheit", das Land be-
herrscht haben sollte. Es wären danach unter den Smsw-Hr alle Wesen zu verstehen, die nach
der ersten Götterdynastie und vor Menes regiert haben sollten; der Name würde also nicht nur
die zweite Götterdynastie, die sogenannte „kleine Götterneunheit", sondern auch die Dynastieen
der Halbgötter und der halbgöttlichen Verstorbenen einbegriffen haben. Wenn Eduard Meyer '■>
dagegen die „Horusnachfolger" mit de Rouge nur in der letzten vorgeschichtlichen Dynastie
des Mariethos, den halbgöttlichen Verstorbenen wiedererkannte, so hat er den Widerspruch, der
1) Recherches sur lcs monuments qu'ou peut attribuer aux six premiercs dynasties de Manethon, in den Memoires
de l'Academie des inscriptions et belies lettres tome 25 (Paris 1866), pp. 235. 374.
2) Brugsch, Gesch. Aeg. 34; Wiedemann, Aeg. Gesch. 159; Eduard Meyer, Gesch. des Altert. [ § 48.
3) Gesch. des Altert. I § 48.