6. Menes und die Gründung von Memphis.
Die weltgeschichtliche Bedeutung des Menes lag, wie wir oben festgestellt haben, wahr-
scheinlich darin, dass er die Vereinigung der beiden Länder vollzogen hat, auf der der ägyptische
Staat der geschichtlichen Zeit beruhte. Mit dieser Gründung des ägyptischen Staates hing nun
offenbar auch eine andere That zusammen, die dem Menes gleichfalls zugeschrieben wird, die
Gründung von Memphis, der späteren Hauptstadt des Landes, an der Grenze der beiden von
ihm vereinigten Sonderreiche Ober- und Unterägypten.
Die Nachricht, dass Menes der Gründer von Memphis sei, finden wir seltsamerweise nur
bei Herodot (II 99), der sie von den Priestern des Ptahtempels von Memphis, seinen Gewährs-
männern für die ägyptische Geschichte überhaupt, hatte. Das ist eine Quelle, die, weil sie an
Ort und Stelle floss, einerseits sehr gut, andererseits aber auch leicht tendenziös gefärbt sein kann.
Manethos erwähnt Memphis im Zusammenhang mit Menes nicht, schreibt aber seinem
Sohne Atothis die Erbauung der Königsburg von Memphis zu. Er führt also die Beziehungen
zwischen der Stadt und dem ägyptischen Königtum ebenfalls fast bis auf Menes den mutmass-
lichen Vereiniger des Reiches zurück.
Ueber die Gründung von Memphis berichtet ausserdem nur noch Diodor1, vermutlich
nach Hekatäus von Abdera. Er beschreibt die Gründung im wesentlichen wie Herodot, dessen
Bericht er gekannt und in einigen Punkten zurecht gemacht zu haben scheint, ohne die Oert-
lichkeit vor Augen zu haben. Er nennt nicht Menes, den auch er als ersten an die Spitze der
ägyptischen Könige stellt, als den Gründer, sondern den achten Nachfolger des Osymandyas
(Ramses II), einen thebanischen König namens Uchoreus.
Hinter diesem Namen würde sich kein echter ägyptischer Königsname, sondern eine grie-
chische Benennung verstecken, wenn die Konjektur von Vogel, der den Diodor zuletzt heraus-
gegeben hat, richtig wäre, dass nämlich statt OvyoQtvg 'OyvQEvq zu lesen ist2. In diesem Falle
würde der Gründer der Stadt und Festung Memphis von der „wunderbaren Festigkeit" (dav-
fiaßxrjv 6yvgüT?]ra), die er nach dem Bericht seiner Gründung gegeben haben soll', so benannt
2) Der Ausdruck ö TtQOOayoQEvti-elq OvyOQevq, der wörtlich genommen für diese Konjektur zu sprechen scheint,
beweist nichts. Diodor führt Eigennamen auch sonst so ein vgl. I 19. 47.
1. Nachrichten über die Gründung von Memphis.
worden sein. Da der ägyptische Name des Menes
1) Diodor I 50.
Die weltgeschichtliche Bedeutung des Menes lag, wie wir oben festgestellt haben, wahr-
scheinlich darin, dass er die Vereinigung der beiden Länder vollzogen hat, auf der der ägyptische
Staat der geschichtlichen Zeit beruhte. Mit dieser Gründung des ägyptischen Staates hing nun
offenbar auch eine andere That zusammen, die dem Menes gleichfalls zugeschrieben wird, die
Gründung von Memphis, der späteren Hauptstadt des Landes, an der Grenze der beiden von
ihm vereinigten Sonderreiche Ober- und Unterägypten.
Die Nachricht, dass Menes der Gründer von Memphis sei, finden wir seltsamerweise nur
bei Herodot (II 99), der sie von den Priestern des Ptahtempels von Memphis, seinen Gewährs-
männern für die ägyptische Geschichte überhaupt, hatte. Das ist eine Quelle, die, weil sie an
Ort und Stelle floss, einerseits sehr gut, andererseits aber auch leicht tendenziös gefärbt sein kann.
Manethos erwähnt Memphis im Zusammenhang mit Menes nicht, schreibt aber seinem
Sohne Atothis die Erbauung der Königsburg von Memphis zu. Er führt also die Beziehungen
zwischen der Stadt und dem ägyptischen Königtum ebenfalls fast bis auf Menes den mutmass-
lichen Vereiniger des Reiches zurück.
Ueber die Gründung von Memphis berichtet ausserdem nur noch Diodor1, vermutlich
nach Hekatäus von Abdera. Er beschreibt die Gründung im wesentlichen wie Herodot, dessen
Bericht er gekannt und in einigen Punkten zurecht gemacht zu haben scheint, ohne die Oert-
lichkeit vor Augen zu haben. Er nennt nicht Menes, den auch er als ersten an die Spitze der
ägyptischen Könige stellt, als den Gründer, sondern den achten Nachfolger des Osymandyas
(Ramses II), einen thebanischen König namens Uchoreus.
Hinter diesem Namen würde sich kein echter ägyptischer Königsname, sondern eine grie-
chische Benennung verstecken, wenn die Konjektur von Vogel, der den Diodor zuletzt heraus-
gegeben hat, richtig wäre, dass nämlich statt OvyoQtvg 'OyvQEvq zu lesen ist2. In diesem Falle
würde der Gründer der Stadt und Festung Memphis von der „wunderbaren Festigkeit" (dav-
fiaßxrjv 6yvgüT?]ra), die er nach dem Bericht seiner Gründung gegeben haben soll', so benannt
2) Der Ausdruck ö TtQOOayoQEvti-elq OvyOQevq, der wörtlich genommen für diese Konjektur zu sprechen scheint,
beweist nichts. Diodor führt Eigennamen auch sonst so ein vgl. I 19. 47.
1. Nachrichten über die Gründung von Memphis.
worden sein. Da der ägyptische Name des Menes
1) Diodor I 50.