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123] 6. Menes und die Gründung von Memphis. j2j

Etwa IOO Stadien oberhalb der Stadt Memphis existierte zu Herodot's Zeit ein Deich, der, wie
man ihm sagte, die ganze Gegend von Memphis vor der Ueberflutung schützte. Der Deich
schnitt einem älteren am Westrande des Thaies entlang fliessenden Nilarm das Wasser ab und
zwang den Strom, seinen Lauf weiter östlich in der Mitte des Thaies zu nehmen. Die Verhält-
nisse, die Herodot hier schildert, haben sich seitdem nicht geändert. Noch in der Gegenwart
(bevor die Engländer das ganze Wassersystem Aegyptens umgestaltet haben) schützt der Deich
von Koschesche bei Wasta die ganze Provinz Gize vor der Ueberflutung durch den Bahr Jusuf
genannten alten Flussarm, der infolge seiner Höhenlage bei Hochwasser das ganze Land über-
schwemmen würde.

Die Anlage dieses Deiches schrieben nun nach Herodot's Zeugnis die memphitischen
Priester dem Gründer von Memphis Menes zu. Und in der That hat es nichts Unwahrschein-
liches, dass ein Deich wie der von Koschesche, der die Gegend von Memphis noch heute ebenso
schützt wie vor 2000 Jahren, gleichzeitig mit der Gründung von Memphis angelegt worden ist.

Ueber diese kulturelle That des Menes giebt uns Herodot noch an anderer Stelle Kunde.
Nach der Behauptung der Priester (von Memphis), so berichtet er dort, sei zur Zeit des Menes
noch das ganze Aegypten vom Moerissee bis zum Meere Sumpf und nur Oberägypten (0 &?]-
ßcuxog vo;t6c) festes Land gewesen'. Das betrifft offenbar den Zustand, der vor der An-
legung des Deiches und der Gründung von Memphis geherrscht haben sollte. Durch seine Ab-
dämmung des westlichen Nilarmes unterhalb des Faijums sollte Menes also die Gegend von
Memphis aus dem sumpfigen Zustand, in dem sich Unterägypten befand, in den festen Zustand
des oberägyptischen Landes oberhalb des Faijums übergeführt haben.

Das angeblich von Menes trockengelegte und dem unterägyptischen Zustande entrissene
Gelände entspricht nun aber genau dem politischen Bezirk, den die Griechen vofibq Ms(ig>[trjq,
die Aegypter fl 1 nannten und der in der Reihe der unterägyptischen Gaue die erste Stelle
einnahm. Es ist in der That gewiss merkwürdig, dass dieser Gau, der uns geographisch so deut-
lich vom Delta geschieden zu sein und zu Oberägypten zu gehören scheint, im Altertum poli-
tisch zu Unterägypten gehörte. Man ist versucht, diese seltsame Thatsache eben mit der Tra-
dition der memphitischen Priester, dass der Gau vor Menes' Eingreifen wie das Delta Sumpf
gewesen sei, in Zusammenhang zu bringen. Der memphitische Gau, der auch in geschichtlicher
Zeit, trotz seiner geographischen Zugehörigkeit zu Oberägypten, stets zu Unterägypten gerechnet
wurde, wäre danach erst bei der Gründung von Memphis geographisch von dem übrigen Unter-
ägypten getrennt worden.

Der Ueberlieferung, dass der memphitische Gau erst bei der Gründung von Memphis
durch Menes gewissermassen geschaffen worden sei, steht nun als Gegenstück die bemerkens-
werte Thatsache gegenüber, dass sich der Gau auch durch seinen Namen als eine jüngere Er-

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/.isvov (habe er darin die spätere Stadt Memphis gegründet), llerod. II 99.

1) BaoiXsvocci 6s ngwxov Alyi-nxov av&gumov sXsyov Miva' iril xovxov nXtjv xov 8rjßa'Cxov vofiov näaav
Al'yvTixov sivai sXoq, xal avxr/q sivai ov6sv vnsgiyov xmv vvv svegd-s Xifivtjq xqq Molowq iövxwv. Herod. II 4.

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