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Schleswig-holsteinischer Kunstkalender — 1915

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Literarische Beiträge
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Freyer, Kurt: Schleswig-Holsteinische Graphiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.22174#0068
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cf 46

töiderfprucb begegnet, flßan bat für diefe 6s wird für die Cefcr diefes Kalenders
Kunftricbtung die Bezeichnung „6:tpreffio- von Jntereffe fein, daß feine erften
nismus" geprägt, und fo febr fonft Schlag- Schritte ins künftlcrifcbc Ceben noch mit
wortc in Kunftdtngen ju verabfebeuen find, dem Damen Cbcodor Storms verbunden
fo ift doch nicht ju leugnen, daß diefe Be- find, der den Bauernfobn, der fieb bis da-
jeiebnung das Älefentlicbe trifft. Gx- hin nur als Hutodidakt ausgebildet hatte,
preffionismus, das beißt Husdruckshunft, im Jahre 1874 mit einer Gmpfeblung nach
und bedeutet, daß diefen Künftlern nicht Berlin febiebte. Jfian bann fagen, daß er,
das SClefentUcbe die Gestaltung der äußeren trot? kurzer Hbademiejeit in Weimar, fieb
Grfcbeinung der Dinge, fondern der Hus- immer auf eigene fauft weiterentwichelt
druch ihres inneren Cebens ift. Die bat, die meiften Hnregungen verdanht er
äußere form, das beißt die Cinien und den modernen franjofen, deren Itlerhe er
färben, die Körperformen während feines Hufent-

und Raumbegren^ungen und w/t*mbaltes in I)agen in Söeft-
dcrglcicbcn, dies alles ift 1 Jgffh falen in dem dortigen

ihnen nur Mittel, um Sccli- KfejflH^ folhwang-fflufcum bennen

febes uir Hnfcbauung ju Jjk Ht lernte. Dach kurjem Huf-

bringen. Daher diefe ,Cln- JSk wB enthalt in München lebt er

natürlicbbeit" der färben JL\ BmSmnl jet}t wieder in I)agen.

und formen, die fo viele JM ImkF Rebifs bedient fieb in

Bcfcbaucr umäcMt ftört, §mM Vw?' feinen grapbifeben Hrbciten

die aber nur bedeutet, daß I VI V einer eigenartigen Cccbnih.

die lüirhlicbkcit einer höbe- fHI W> * 1 ^r benutzt ftatt der Roh-

ren Wahrheit geopfert ift. ^Lf^ platte eine Cinoleumplatte,

<SX'\v können alTo an diefe m die ?war in gleicher Gleite

Hl erbe nicht — wie über- |HnR|3HJk bearbeitet wird wie jene,

baupt nie an ein Kunftwcrb ■fi^Wi nur daß fic weicher ift,

— mit der frage heran- Uh^h daher dem f]Qcffer weniger

treten: Jft das Dargeftclltc «PVfn Cüiderftand bietet, der

in Itlirklicbhevt fo?, fondern vf/lJft Ä^^TT^ I)and des Künftlers freiere

wir muffen uns fragen: V^^D ^M/Mlm Bewegung läßt. 6r ver-

Klic ftarb ift das Gefühl, Mwßw///'f bindet dann den Cinicn-

das fcclifcbc Ceben in die- fl Bb^CVTx'. und den fläcbenfebnitt und

fen Cd erben? Das Cetjte, mf^r^m läßt die Zeichnung bald in

das diefe Ctfcrkc geben, am Wnm-wrm^ den weißen, bald in den

liegt nicht im Bereich des I Mm Ir*flBH^ dunklen Partien bervor-

Sicbtbaren, fondern wird I am treten. Zudem bewirbt er

nur durch Siebtbares ver- {JB*. njfiHf^Efei oft das ßinfärben der

mittelt. P^H^^^ «ft'T^ Pbxtte nicht mit der «.Liije.

Die Hnfänge diefer ex- I ^^^^B^ryj^W I Tündern mit dem p in fei, fo
preffioniftifeben Kunft füb- IL**»- ■ ■■«^■rgu^J daß feine Tcrwifcbungen
ren nach franbreieb und ■■■■■■■111 1 11111 (-""•"«'-"»■"■■i und Oebcrgängc entfteben.
hnüpfen fieb an die drei um 12. «jriftian nioijifa. sma unD eod. Jn all diefen teebnifeben
großen Damen: van 6ogb, ««oimmwnitt feinbeiten (die in der Re-

Gauguin, Cejanne. Man bann aber fagen, produbtion leider nicht voll jur 6eltung
daß diefe Kunft in Deutfcbland durchaus kommen), offenbart fieb febon das Hlirhen
ihren eigenen Charakter bat — was man feiner künftlerifcben pbantafie. Denn febon
auch beim Jmpreffionismus immer mehr diefe garten Terfchwommenbeiten geben
einfeben wird —, und hier find dann als den Blättern etwas Geheimnisvolles, wie
die erften Damen im Süden f)odler, im manche dicke, faft verquetfehte Cinie etwas
Dorden — neben dem Dorweger Münch — Kraftvoll-Groteskes. Jn mancher Be-
die Scbleswig-f)olfteiner Cbriftian Roblfs jiebung erinnern feine Graphiken junäcbft
und 6mil Dolde ?u nennen. an die mittelalterlichen Bucbilluftrationen

Cbriftian Roblfs wurde 1849 in (wovon wir ja in Hbb. 1 und 2 Beifpiele
I)olftein geboren, er, der beute noch immer fahen), Tie gleichen ihnen an Großjügigbeit
ju den „Jungen" reebnet, ift alfo bereits der formbildung, die alles dnwefentlicbe
über 65 Jahre alt und noch immer jugend- beifeite läßt, und in der f äbigbeit, die Cim-
lich in feiner energifeben Selbftentwicklung rißlinie mit innerem Ceben ju erfüllen,
wie in der frifebe feiner letzten Hrbeiten. ?£lie bei jenen bietet auch bei Blättern von
 
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