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Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]; Seyler, Gustav A. [Oth.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,1): Wappen der deutschen Souveraine und Lande — Nürnberg, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.27908#0031
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SACHSEN.

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hinzu, der der Grafschaft Eisenberg, welche aber als
ein Besitzthum des meissniscben Hauses schon 1395 er-
scheint.

I. Ich beschreibe nun das kurfürstl. sächsische Wappen,
wie es in der ersten Hälfte des SYII. Jahrhunderts geführt
wurde und auf der 29.v Tafel verzeichnet ist.

Der Schild ist zweimal gespalten und fünfmal getheilt,
mitHerzschild und Schildesfuss. Der Herzschild zeigt
dasbekannte Amtszeichen desErzmarschalls und deckt
die 8. Stelle ganz und die 11. zur Hälf'te, welches letztere
jedenfalls als ein heraldischer Yerstoss bezeiclmet wer-
den muss.

Trn Hauptschild ist 1. Landgrafschaft Thiiringen,
2. Herzogthum Sachsen, 3. Meissen. 4. Jiilich, 5.
Kleve, 6. Berg, 7. Pfalz Sachsen, 9. Pfalz Thiirin-
gen, 10. Orlamü nde, 11. L andsberg, 12.Pleissen,

13, Altenburg, 14. Burggrafthum Magdeburg, 15.
Brehna, 16. Mark, 17. Eisenberg (in S. drei b. Bal-
ken), 18. Bavensberg. Der Schildesfuss ist gespal-
ten. Vorne Henneberg, hinten Regalien.

Auf dem Schild stehen sechs Helme, welche der Reihe
nach benannt. die schon bekannten Kleinode von 1. Kle ve,
2. Thüringen, 3. Kursachsen, 4. Meissen, 5. Jü-
lich und 6. Berg zeigen.

II. Das zweite kurfürstl. Wappen ist aus dem Ende
des XVII. Jahrhunderts.

Es zeigen sich sowohl in Schild als Kleinoden aberma-
ligo Yeränderungen und Yermehrungen durch das Hin-
zukommen derWappen von Ober- und Nieder-Lausiz
nebst Barby. Die beiden ersteren finden sich schon im
Wappen von Oesterreich, Böhmen und Preussen (siehe
oben Tafel 1, 6 und 10) und wurden von Kursachsen im
Prager Frieden 1635 erworben. Das leztere der Graf-
schaft Barby ward nach kaiserlicher Bestimmung vom
21. Juni 1661 in den Schild aufgenommen und ist auch
oben, (Tafel 10 und 13) bereits behandelt worden.

Der Schild ist zweimal gespalten und sechsmal getheilt,
mit Herzschild und Schildesfuss.

Der Herzschild (Erzmarschallamt) steht auf der 8.
und 11. Stelle, welche zugleich das Y rappen von Ober-
lausitz enthalten.

Im Hauptschild zeigt 1. Markgrafschaft Thüringen,
2. Herzogthum Sachsen, 3. Meissen, 4. Jülich, 5.
Kleve, 6 Berg, 7. Pfalz Sachsen, 9. Pfalz Thürin-
gen, 10. Niederlausiz, 12. L andsberg, 13.P 1 eiss en,

14. Orlamünde, 15. Burggrafthum Magdeburg, 16.
Brehna,17.Altenburg, 18. Eisenberg,19. Ravens-
berg, 20. Mark, 21. Regalien.

Der Schildesfuss ist gespalten. Yorne: Henne-
berg, hinten: Barby.

Auf dem Schilde stehen acht Helme, wovon die sechs
mittleren gerade dieselben und in derselben Ordnung sind,
wie im vorigen Wappen, die beiden neu hinzugekomme-
nen aber zur äussersten Rechten und Linken stehen; und
zwar trägt der Helm rechts einen von b. und g. gezinn-
ter Mauer getheiltenFlug (Oberiausiz), der links einen

r. , mit Vehem gestülpten Fürstenhut, aus welchem ein

s. Adlerskopf hervorwächst (Niederlausiz).

Tafel 30.

Sächsisch-Polnisclies Wappen 1698. — Kurfürsteuthum Sachsen
1796.

L Wenn ich hier das Wappen des ehemaligen König-
reichs Polen in die Reihe der sächsischen stelle, so ge-
schieht diess theils aus dem Grunde, weil besagtes König-
reich seit langer Zeit zu sein aufgehört, theils weil schon
die damalige heraldisch-diplomatische Anschauung ver-
möge der Stellung der Bilder dem kursächsischen Wappen
den Vorrang im Herzschild einräumte.

Polen standzweimal,unter August II. und August III.
aus dem kurfürstl. Hause Sachsen, unter sächsischer Ober-
herrschaft und wenn die Zeiten dieser Herrschaft auf das
Kurfürstenthum gerade auch keinen besonders günstigen
Einfiuss ausübten, so steht docli das Faktum selbst histo-
risch fest.

Beide obengenannte Kurfürten, der erstere erwählt
und gekrönt 1697, der andere 1734, bedienten sich als
Könige von Polen des nachbeschriebenen Wappens:

Bd. I. 4 Afig-e.

Der Schild war von R. und S. geviertet, mit einem
Herzschild, der das kursächsische Wappen enthielt, ge-
rade so, wie es auf der 1. Tafel dieses Bandes zu sehen ist.

Tm 1. und 4. Feld des Hauptschildes war ein s. g. ge-
krönter und bewehrter Adler mit g. Kleestengeln auf den
Flügeln wegen Polen, im 2. und 3. ein auf s. Pferde
rechtseinreitender geharnischter Ritter mit b. Schild, da-
rin ein g. Patriarchen-Kreuz, am linken Arm und einem
erhobenen Schwert in der Recliten (wegen Lithauen .

Auf dem mit der Königskrone bedeckten Helm steht
der polnische Adler. Die Decken sind r. und s.

H. Das zweite Wappen ist das Kurfürstenthum
Sachsen wie es im Jahre 1796 geführt wurde.*)

Der Schild ist zweimal gespalten und achtmal getheilt
mit Herzschild und Schildesfuss.

Der Herzschild (Erzmarscballamt) geht über die 8.,
11. und 14. Stelle, welche drei Pläze zusammen zugleich
dem Wappen von Oberlausiz gewidmet sind.

DerHauptschild enthältin 1.Landgrafschaft Thüri n-
gen, 2. Herzogthum Sachsen. 3. Markgrafth. M eis sen,
4. Jülich, 5. Kleve, 6. Berg, 7. Herzogth. Westpha-
len. Unter diesem Titel wird diess Feld in denBeschrei-
bungen (z. B. in der „durchlauchtigen Welt“ a. a. 0.)
aufgeführt. Das Bild ist in B. ein g., gekrönter Adler.
Im Wappenkalender v. J. 1743 ist der Adler sub codem
titulo in r. Feld. Nun wird sowohl in älteren Werken,
wie im Konstanzer Wappenbuch, als auch in der neuesten
Beschreibung des k. preuss. Wappens (siehe oben Tafel
10) für Westphalen immer das springende Ross als
Wappenbild angenommen, dagegen wieder im braun-
schweigischen und hannoverschen Wappen dasselbe Ross
als Niedersachsen aufgeführt wird. Auf ähnliche Weise
wird auch in diesem Falle, wenn nicht vielleiclit ein he-
raldischer und historischer Irrthum bei Entwerfung des vor-
liegenden Wappens mit unterlief, das Wappenbild für
Pfalz Sachsen, das auch Sachsen Lauenburg führte,
auch für Herzogthum Westplialen gelten müssen, da
ausser dem ganz unbedeutenden und oft ganz vernachläs-
sigten Beizeichen des Fehlens der Krone an dem pfalz-
sächsischen Adler wirklich nicht der mindeste Unterschied
zwischen den beiden Wappen mit dem g. Adler im b.
Feld gefunden werden kann. In den herzogl. Anhalt-
schen Wappen erscheint ebenfalls ein gekrönter g. Adler-
in B. für Westplialen und so müssen wir denn, da be-
sonders in Bezug der Feststellung derFarben genaue ur-
kundliche Nachweise kaum werden beigebracht werden
können, uns bis auf Weiteres mit zwei westphälischen
Wappen: dem Adler und dem Ross, zurecht finden.

Das 9. Feld zeigt die drei r. Schröterhörner als Wap-
pen von „Engern“, welche sich unten im 19. Plaze als
„Brehna“ wiederholen. — Das 10. Feld ist Pfalz Sach-
sen, das 12. Pfalz Thüringen, das 13. Niederlausiz.
(Das 14., mit den darüberstehenden 11. nnd 8., zeigt
Oberlausiz und dient als Rückschild des Herzschildes).

15. Landsberg, 16. Pleissen, 17. Orlamünde, 18.
Magdeburg, 19. Brehna, 20. Altenburg. 21.Eisen-
berg, 22. Ravensberg, 23. Mark, 24. Begalien, 25.
ist ein neu hinzugekommenes Bild und zeigt in G. drei
über einanderstehende Sparren (Grafschaft Hanau), 26.
Henneberg und 27. Barby.

Der Schildesfuss ist gespalten. Yorne von R. und G.
gespalten (Herrschaft Münzenberg), hinten in S. mit r.
Einfassung ein ipt Löwe (Herrschaft L i clite n b erg). Das
25., 28., 29. ist aus demfürstlich hanau’schen Wappen
(siehe unten bei Hessen). —

Auf dem Schild stehen zehn Helme. Dieselben tragen
der Reihe nach beschrieben die Kleinode: I. Oberlausiz,
H. Westphalen (ein g., gekrönter Adler), HI. Kleve, IY.
Thüringen, Y. Kursachsen, VI. Meissen, VII. Jülich, YIII.
Berg, IX. Engern (ein r., vehem-gestülpter Fürstenhut,
aus dem zu jeder Seite ein s. Schaft, mit Pfauen-Federn
besteckt, hervorragt , X. Niederlausiz. ** — Die D e c k e n
sind rechts b., g. und r., s., links r., s. und tt, g.

*) Kach Tyroff, adel. Wappenwerk. I. 230.

Im G-rünenberg-’schen Wappenbuch ist, vielleieht riehtiger,
alsKleinod derLausiz ein wachsenderOchse, dem ein rechtwink-
ligt aufgezogener g. Sehatt mit Pfauen-Fedem durch den Hals
geht, angebraeht.

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