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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,1): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29231#0014
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STAEDTEWAPPEK.

cin' Nachtwächter mit Spiess, auf seineni Ilorn blasend.
Die Kleidung des Mannes ist nicht angegehen, icii habc
sie hier r. und s. gemalt.

ESrtBJBlieB'g. die uralte Stadt in Franken, führt in S.
den Ritter St Georg mit seiner Fahne in der Rechten.
die Linke auf einen Schild gesttizt, der in R. einen g,
Adler (das Wappen der allen Grafen v. Meran und An-
dechs, von dencn ein Zweig die Grafen von ßabcnberg
gewesen sein sollen). Ursprunglich stand das ganze Bild
nicht wie jezt in eineni Schilde, sondern der Ritter war
nur Schildhaltcr und befand sich im Siegelleld. Die
Tracht des Ritlers hal sich im Laufe der Zeilen nach der
jeweiligen Mode verändert, und ieh gebe hier nachein-
ander folgende vier verschiedene Forrnen : die erste nach
einem Siegel aus denr Ende des XIII. Jahrhunderts, die
zweite nach einem Originalschilde aus dem Jahre 1480,
die dritte aus der Zeit um 1600 nach Siebmacher, und
die vierte im Theaterharnisch, wie jezt üblich.

Beei'felden, Stadt in der grossh. hess. Provinz
Starkenburg, erhielt 1560 vom Grafen Eberhard von Er-
bach einen Wappenbrief. Darin heisst es, »ein brauner
Schild, darin ein aufgerichteter # Bär, oben zwei, un-
ten ein rother Stern.-« Dass nun braun keine heraldische
Feld- oder Figurenfarbe sei, ist nicht zu beweisen, woi
aber glaube ich überzeugt sein zu diirfen, dass das Feld,
wie es jezt auch richtig gemalt wird, gold ser, eine Tink-
tur, die durch Alter und Ruin bekannllich in Rolh und
Braun iibergeht, und auch den unwissenden Heraldiker
von Anno 1560 getäuscht haben mag. Ausserdem ist der
Bär Ft und die Sterne r., es käme also zweimal Farbe
auf Farbe, während. wenn das FeJd g. gernalt w rird, wie
es sein soll, im ganzen Wappen kein Fehler mehr be-
steht. Uebrigens ist der Bär mit Anspieiung auf dcn
Namen, die Slerne als heraldische Andeutung des Erbach’-
schen Wappens *) zu nehmen. lm älteslen Siegel der
Stadt fehlen die Sterue. Jiingere Siegel geben dem Bä-
ren einen Schiid mit drei Slernen (wol Erbach) iu die
Tazen.

Belgrail, oder Griechisch-Weissenburg, urspriinglich
ungarische, jezt türkische Grenzsladt, führte (nach Fugger’s
Ehrenspiegel) das nachstehende Wappen: Getheilt.
Uben in R. drei Zinnen, aus deren mittlerer ein s.
Zinnenthurm, zu beiden Seiten aber ein s. Patriarchen-
kreuz hervorwächst. Unlen von R. und S. dreimal ge-
theiil. Das Ganze i«?t offenbar eine heraldische Kombina-
lion des Wappens von Alt- und Neuungarn und dem Thurm
als Stadtzeichen. Ob Beigrad dies Wappen auch heutzu-
tage noch fiihrt, konnte ich nicht erfahren.

Beratzliaugen, Markt in der Ober-Pfalz, war ur-
sprünglich Eigenthum der Staufer von Ehrenfels und
kam 1567 an Bayern. Kurfürst Philipp Wilhelm von
der Pfalz' ertheilte dem Markte 1578 einen Wappenbrief.
— Wappen: Gespalten ; vorne Bayern, hinien in G. auf
gr. F'uss ein r. Zinnenthurm, unter dessen offenem Thor
ein sizender # Bär, in seinen vordern Tazen ein gr. Glas
(Weinbecher, Liömer) haltcnd.

Bergamo, Stadt in der Lombardei, führt von R. und
S. gespalten.

ISOieen, Stadt in Tyrol, fiihrt in S. ein r. Balken mi
g. Stern belegt.

Bregenz, Kreisamtsstadt in Yorarlberg, erhielt einen
Wappcnbrief von Erzherzog Ferdinand von Oesterreich
als Landesherrn dd. Insbruck, 24. Febr. 1529. Darin
heisst es u. a. »Gebm in (ihnen) in Craft diss Briefs
Also daz Sy vnd ire nachkommen nun hiniür den Schildt
des Wappen Bregentz, so weiland dy herrn von Bre-
genntz gefuert haben, Welcher schildt wie ain fechwamb-
lein kurschen geformiert Vnd darinnen vom grundt in
der mitte hinauf biss an das Obertail desselben Schildts
ein weisse strassen ist nacheinander iibersich steendt
drew schwartze hermlein Schwentzlein«. In dem
Diplom ist das Wappen genau so gezeichnet und resp.
gemalt wie hier sub 1529, nemlich das Feld graubrauner
Pelz wie die gemeine Ktirsch**), der Pfahl aber da-
maszirt und mit drei natürlichen (nicht heraldischen)

*) Sielie die Grafen von Ertiach beira bayriscben und württember-
gischen Adel.

**) Siehe meine »Grundtiize etc." S. 11, f. 1G.

Heimelinschwenzlein belegt. Der Umstand nun. dass diese
Figuren nicht heraldisch gezeichnet tind dazu noch der
sein sollcnde Hermelinpfahl als ein damaszirter s. Pfalil
erscheint, hat zu den vielfachen Irrungen Anlass gegeben,
dass man die drei Schwenzlein fiir Gioppcn, Rüben oder
Rossegel erklärt hal. *) Ich gebe neben an auch das
Stadtwappen, wie es heraldisch gezeichnet sein soll.

, Markt in der Provinz Schwaben und
Neuburg, erhielt 1332 von Kaiser Ludwig die Marktge-
rechtigkeit, und führt in S. auf gr. Fuss einen aus n.
Quadern gebauten Zinnenthurm init beiderseits angeschlos-
sener Mauer. Thor und Fensler sind ■$:.

Tafel 3.

Cantilatlf am Neckar bei Stuttgart, fiihrt in R. eirie
s. Kanne, wie Bussing 1709 sagt »eine s. Kanne mit einer
Pfeiffe, fast als eine blecherne Caffee-Kanne gestallt.«
(Siehe auch das Geschlecht der S ch i 11 i n g v o n C a ri s t a 11
untcr dcm württemb. Adel).

Cagisirt, Sladt in der Provinz Terra di Lavoro (Nea-
pel), fiihrt in R. ein schwebendes g. Kreuz, dariiber eine
g. Krone.

diafions sur Marne, in dcr Proyinz Champague,
Ilauptstadt des Departements Marne : in B. ein s. Kreuz
von vier g. Lilien beseitet.

CofisaBrtr, Ilauptstadt des Departements Oberrhein,
ehemals deutsche Reichsstadt. — Wappen: In S. schräg-
gestellt ein Streitkolben oder Morgensiern. Die meis-
len älteren Heraldiker erklären dies Wappenbild für einen
^ Kometen, und haben hiefiir eine besondere Fabel er-
iunden, während doch die Wahrheit der Sache so nahe liegt.

Ditriitmtiidt. Residenz vom Grossherzogthum Ilessen,
fi'ihrt, tnach Siebmacher) : in ß. einen ^ Balken mit
einem s. Ballen belegt. Oben wachsend ein r. Löwe,
untcn einc s. Lilie. iSach Günther a. a. 0. ist diess Siadt-
wappen am Ralhhause zu Darmstadt in der Art zn sehen,
dass das obere Feld r., der Löw'e aber g. ist, wie auf
der Tafel zu sehen.

Ualte Stadt an der Donau in Nieder-
bayern, führt als Wappen: Getheilt, ohen Bayern, unten
in R. auf gr. Fuss einen s. Zinnenlhurm init angeschlos-
sener Mauer. Man findet in älteren Abbildungen und auch
noch jezt zuweilen das Schuzwappen (Bayern) in einem
Schildeshaupte, statt in der ganzen Oberhälfte. Ein Deg-
gendorfer W a p p e n von 1560 ist auch der Tafel heigegeben.

Miesseii (Damasiva) uralter Markt am Ammersee in
Oberbayern, fiihrt den Ritter St. Georg im Wappen.
Derselbe steht nach älteren Abhildungen in g. Feld auf
dem Drachen, hält mit der Rechten den Georgischild und
hat die Linke auf das Schwert gesttizt. Ohen zu jeder
Seite wird er von einem h. Fische beseitet. Die neueren
Siegel und Abbildungen vom Beginne des XVII. Jahrhun-
derts zeigen den Ritter ohne Drachen, mit einem Georgi-
Banner in der Linken, an dessen Ende ein b. Fisch hängt.

DoBBrtiBgfatii:* (Thumstauf und Duemstauff),
Markt in der Oberpfalz am Fusse der beriihmlen Walhalla,
erhiell 1494 einen Wappenbrief von llerzog Albrecht IV.
Nach diesem ist der Schild gespalten von S. und B.
Darin aus g. Dreiberg hervorwachsend zwei Reben
mit Friichten und Blättern in verwechselten Farhen.
Heutzulage wird ein ganz gr. Weinstock gefiihrt, und die
vordere Seite des Schildes b., die hintere s.

DssrlifijeiiBB, Stadt in der Pfalz, fiihrt in S. nehen-
einander auswärts gekehrt zwei b. Pfeilbögen. Dies ist
mit Aenderung der Farbe der Bögen das Wappen der
Grafen von Dürkheim (siehe bayr. Adel Tll. 3), welche
von dieser Stadt herstammen sollen. Es werden die zwei
Bögen wol eigentlich zusammenstossen, und eine Doppel-
hafte vorstellen sollen.**)

El9ei*s8»eB*g, Markt in Oberbayern, fiihrt das M ap-
pen der j alten Dinasten v. Ebersberg: In G. auf gr.
Dreiberg ansteigend, ein Eber mit r. Waffen.

Egei 1, Stadl in Böhmen, bekannt durch Wallensteins
Tod, fiihrt: Getheilt von G. und R. Oben ein wachsen-
der # Adler, unten s.-gegittert.

*1 ebeudaselbst uud im 1. Band dieses Werkes, S. G, Tfi 'Z.

**) Sielie hierüber melne „Grundsäze etc.« S. 3:i. Fig. 2G5.
 
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