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Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,1): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29231#0083
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STAEDTEWAPPEN.

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kenhain genanut. Das älteste Siegel t. J. 1326 zeigt ein
Thor, dessen Flügel aufgesehlagen sind, mit Zinnen darüber,
hinter denen sich ein viereckiger Thurm mit zwei Oetf-
nungen und Zinnen erhebt, der mit einem spitzen Dache
bedeckt ist. Zur Seite des letztern rechts ein halber
Mond, links eine Sonne und unten das Mauerwerk von
zwei Stemen beseitet. Unter dem freistehenden Thore
ein Hecht. Auf einem Secrete, welches im 16. Jahrh.
vorkommt, sind die Sterne über Mond und Sonne ange-
brackt, und auf einem dergl. aus 17. Jahrh. sind nur
Mond und Sonne dargestellt und die Buchstaben P(olken)
H(ain) beigefügt. Als Farben werden angegeben: Thor-
thurm r., Ilecht s., Gestirne g.

JBonist, poln. Babimost, Stadt des Königreichs
Preussen, Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen.
Wappen: in E. eine s. Brücke mit einem Bogen, in
dessen Oeffnung zwei gekreuzte Schlüssel von einem oben
auf der Brüeke stehenden w. Adler gehalten werden. Auf
dem neuesten Stadtsiegel ist eine Briicke von drei Bogen
zu sehen, und es werden von dem preussischen Adler die
Schlüssel gehalten.

Borek, Stadt des Königreichs Preussen, Provinz
Posen, Regierungsbezirk Posen. Auf ältern Siegel erblickt
man zwei einzeln an der Seite stehende Thürme mit zwei
Fenstern, runden Haubendächern, Lateme und Fahne,
zwischen denselben oben ein Hufeisen mit Kreuz darauf,
sodann unter demselben eine Lilie und unter dieser der
g.Kahn, das Wappenbild Lodzia, das ganze Wappen ist
umschlungen von einer s. Binde, dem Wappenbilde N a-
lecz, vermuthlich weil ein Gründer oder Förderer einer
dieser Familien angehört hat.

BorislawilK, Borzis —, Marktflecken des König-
reichs Preussen, im Kreise Kosel, Regierungsbezirk
Oppeln, erhielt i. J. 1787 Marktrecht und den Namen
Klein-Berlin, der sich aber nicht erhalten hat. Er führt
nur ein Gemeindesiegel, auf welchem ein Schild mit einem
Tannenbaume, in welchem querüber eine Säge steckt, dar-
gestellt ist. Man hat natürliche Farben anzunehmen.

Brätz, poln. Broiec, Stadt des Königreichs Preus-
sen, Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen. Aeltere
Siegel der Stadt zcigen nur zwei gekreuzte Schlüssel,
neuere dagegen noch ein grosses breites Tlior, mit einem
spitzigen Giebel oder Dache übersetzt, worin eine runde
Oeffnung ist, zwischen zwei grossen viereckigen Thürmen
mit vier Fenstern und einem spitzigen Dache mit runder
Oeffnung in jedem. Die Schlüssel schweben in dem offe-
nen Thore. Ihre Bedeutung, sowie die Farbe der Dar-
stellung ist unbekannt.

Tafel 105.

Braliit, slaw'. Brabina, Marktflecken desKönigreichs
Preussen, im Kreise Polnisch • Wartenberg, Regierungs-
bezirk Breslau, dessen altes Marktrecht i. J. 1668 erneuert
wurde. Auf einem Stempel aus dem 17. Jahrh. ist ein
ausgerissener Fichtenbaum, dessen Stamm den Grundstrich
der Initiale B bildet, und im Hintergrunde noch drei
kleine Kiefern auf zwei Dreibergen zu sehen. Das B hat
nicht den Anfangsbuchstaben des Orts, sondern den der
Grundherrschaft, Grafen Biron andeuten sollen. Ein
Stempel aus dem J. 1785 stellt die Fichte auf Erdreich
und claneben noch einen rundbedachten, mit zwei Fenstern
und Knopf und Falme und einer Pforte Yersehenen vier-
eckigen Thurm dar. Farben nicht üblich.

Bresla«, slaw. Wratizlaw, Kreis- und Regierungs-
Hauptstadt derProvinzSchlesiendesKönigreichs Preusse n
an der Oder, nach dem Herzoge Wratislaw genannt,
wird schon i. J. 1017 erwähnt; seit 1046 Sitz eines Bi-
schofs, w'urde i. J. 1241 zur Stadt erhoben.

1) Das älteste Siegel der Stadt an einer Urkunde v. J.
1262 zeigt einen doppelköpfigen Adler, ohne Krone, mit
rankenförmigen Yerzierungen an den Schnäbeln und einem
Ringe um die Schwanzwurzel. Dieser Doppeladler ist
wahrscheinlich aus der Zusammenziehung des polnischen

und schlesischen, oder des nieder- und oberschlesischen
entstanden.

2) Auf einem i. J. 1283 erscheinenden Siegel ist dei
Schutzpatron der Stadt, Johannes der Täufer, nach Rechts
schreitend, die Rechte erhebend und mit der Linken sein
Gewrnnd haltend, dargestellt. Ueber ihm und um ihn er-
hebt sich ein Portal, dreimal ausgebogt, zu dessen Seiten
Mauern mit Pforten, Zinnen und Thürmen die Siegelfläche
füllen; auch auf dem Portale stehen rechts und links
schmale viereckige Thürmchen mit spitzen Dächern und
in der Mitte ein dergleichen breiter Thurm; sämmtlich im
Baustyle der damaligen Zeit gehalten.

3) In der Mitte des 14. Jahrli. erscheint ein Stempel
mit Abweichungeu. Unter einem schmäleren Portale stelit
Johannes der Täufer, in der Linken eine runde Scheibe
rnit der Darstellung des Lamms mit der Siegesfahne lial-
tend, auf welche er mit der Rechten hindeutet. Eine
Taube über seinem Haupte hält den Heiligenschein. Es
füllt ebenfalls der Raum Mauerwerk zu beiden Seiten,
darin eine Pforte, darauf Zinnen, und eine zweite Ab-
theilung mit Zinnen mit einem daranstehenden Thurme,
auf dessen Dache der Bogen über der Figur ruht. Auf
den Zinnen rechts ein wachsender Thurmwart, der in das
Horn stösst, auf denen links ein wachsender betender
Engel. Umschrift: Sigillum universitatis civium in Wra-
tislavia.

4) Im J. 1283 kommt auch ein kleines Siegel mit dem
schlesischen Adler und der Umschrift Sigillum civium de
Wratislavia vor.

5) Ein kleineres Siegel aus dem 15. Jahrk. zeigt blos
den Schutzpatron, stehend, mit der Umschrift: Sigillum
civium de Wratislavia.

6) Im 14. und 15. Jahrli. erscheinen noch verscliiedene
Stempel, die nur den Kopf des Johannis des Täufers auf
einer Schüssel darstellen und sich durcli ihre Umschrift
theils als Siegel des Bürgermeisters, theils als Secret oder
kleines Stadtsiegel kund geben.

7) Im J. 1530 legte der Stadtrath dem König Ferdi-
nan d von Böhmen ein von ihm selbst entworfenes Wap p en
zur Bestätigung vor, welche auch von diesem den 12. März
und vom Kaiser den 10. Juli dess. Js. ertheilt wurde.
Dasselbe besteht in einein quadrirten Schilde, in dessen
erstem Felde der einwärts gekehrte böhmische Löwe in
R., im zweiten der rechtsgekehrte , schlesische Adler
mit der s. Binde (?) auf der Brust in G.; im dritten der
# Buchstabe W und im vierten der über einer gestürzten
g. Krone sich erhebende Kopf des Apostels Johannis,
welcher irriger W'eise für den der heiligen Dorothea aus-
gegeben wdrd, dargestellt ist. Als Mittelschild ist der Kopf
Johannis des Täufers auf s. Schüssel angebracht.

Auf dem Schilde ruht ein gekrönter Helm, von welchem
r. und w. Helmdecken herab fallen. Ueber der Krone
erhebt sich der Kopf des Apostels Johannis zwischen zwei
in der Krone steckenden Fahnen, deren eine jede r. und
w r. quadrirt, oder auch von R. und W. fünfmal getheilt
ist. Die Wappenbilder des 3. und 4. Q.uartiers kommen
schon auf Darstellungen i. J. 1497 vor.

Dieses Wappen ist fortan im Gebrauch geblieben, nur
mit der Abweichung, dass aus dem Bruststück des Apostels
Johannis auf der gestürzten Krone das einer Jungfrau
geworden ist und ein solches auch oben zwischen den
Fahnen wiederkehrt.

Brieg, slaw. Brzeg, Stadt desKönigreichs Preussen,
Provinz Schlesien, Regierungsbezirk Breslau, an der Oder,
alte Burg und Herzogssitz, erhielt i. J. 1250 Stadtrecht.

Auf dem ältesten Stempelabdrucke v. J. 1318 sind drei
ankerförmige Doppelhaken, die in der Mitte an einem
Ringe zusammenhängen, dargestellt. Zw rei kleinere Siegcl,
von 1428 und später zeigen dieselbe Darstellung. Ein
grösseres v. J. 1550 endlich zeigt die drei Doppelhaken
init Widerhaken und vollständig als Anker geformt im
Siegelfelde schwebend. Die Annahme dieses Wappen-
bildes lässt sich aus der Lage der Stadt an einem schiff-
baren Strome und dem Gewerbe ihrer Bewohner, Fischerei
und Schifffahrt erklären. In dem Werke: Urkunden der
Stadt Brieg von Dr. Grünhagen werden die drei Figuren
 
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