Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,2): Städtewappen — Nürnberg, 1885

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29230#0133
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
STAEDTEWAPPEN.

243

spielt anf den Ortsnamen an, weil nach dortiger Mundart
der Klee: „Klever, Klover“ genannt wird.

Darauf kommen zwei andere Stempel, ebenfalls nnr
als Schöppensiegel bezeichnete vor, welehe die alten drei
Thhrme hinter der Maner mit verschlossenem Thore zei-
gen. In Mauer wie Thürmen sind zum ersten Male
länglich-schmale, Schiessscharten zu sehen, und der mit-
telste Thurm zeigt ein grosses viereckiges Fenster. Beim
Gebrauch des einen wurde ein Eücksiegel aufgedrückt,
welches in einem Schildchen drei Kleeblätter, 2. 1. ge-
ordnet, zeigt. Ueber ihm steht die Jahrzahl 1529 Nr. 3.

Hierauf erscheint ein Secret-Siegel. zuerst als das
der Stadt hezeichnet (S. secret. oppidi clevensis), auf
welchem das Wappen der Grafen von Cleve über dem
Thore zwischen den Thürmen schweht. Nr. 4.

Endlich zu Ende des 17. Jahrh. wird ein Schild mit
drei Kleeblättern, im Dreieck 2 1. um ein Mittelschild-
chen stehend, gebräuchlich und bleibt fortan das Stadt-
wappen. Das Schild deckt eine Herzogskrone, aus welcher
ein Schwan wächst.

Auf neuern Stempeln wird der Schild von einem
schwer gepanzerten Bittersmanne an Schnuren vor sich
gehalten. Derselbe hält in der Bechten noch eine Tur-
nierlanze und sein Helm ist mit einerKrone geschmückt,
welche rechts von einem geschlossenen Fluge und dahin-
ter hervorwachsenden Schwane geziert ist.

Nach den meisten Heraldikern sind die Farben des
Wappens der Herzöge von Cleve: 8 goldene Lilienstähe,
aus einem runden Edelsteine auf einem kleinen silbernen
Schildchen strahlenförmig hervorgehend, im rothen Felde.
Nach Andern sind jene Stähe Königsscepter und werden
iu der Mitte von einem goldenen Binge mit einem Sma-
ragd verziert gehalten. In neuerer Zeit wird das Ganze
für einen Schildbeschlag erklärt.

Dass das auf Stadtsiegeln erscheinende Cleve’sche
Wappen, so wie das landesherrliche zu tingiren sei, ist
unzweifelhaft, ebenso auch das Wappen mit den Klee-
hlättern; nur beziiglich letzterer hleibt die Tingirung
unbestimmt. Ist eine uns vorliegende Abbildung richtig,
so sind diese Blätter silhern. Erwähnen will man noch,
dass die Helmzier der Herzöge von Cleve kein Schwan
oder gesclilossener Flug, sondern rein rother Büffelskopf
war. Die Tinctur der Helmzier des Stadtwappens ist
daher nicht zu bestimmen.

Die Liberalität des Stadtraths, der uns Wachssiegel
und Zeichnungen im Original anvertraute und uns zu
dieser ausführlichen Beschreibuug die Unterlagen lieferte,
sei hiermit dankend anerkannt.

Coustauz, Zusatz zu Taf. 19 S. 11. Nach einem
Siegelabdrucke vom J. 1329 führte die Stadt in ältester
Zeit einen Lindenbaum, an dessen Stamme rechts und
links ein Yogel mit ahwärts gewendeten Kopfe sitzt.
s. Schreiber, Urkundenbuch der Stadt Freiburg.

Tafel 249.

Coppenbrügge, Marktflecken des Königr. Preus-
sen, Provinz Hannover, gehörte sonst zur Grafschaft Spie-
gelberg und fiel mit dieser nach dem Aussterben jener
Grafen 1583 an Braunschweig, worauf es den Grafen zu
Gleichen verliehen wurde und gelangte nach deren Aus-
sterhen 1633 an die Grafen von Nassau. Er gehörte so-
dann den Fürsten von Oranien und wurde von diesen im
J. 1819 an Hannover verkauft.

Das uns von der Gemeindebehörde mitgetheilte Sie-
gel zeigt eine Biertonne, worüber ein Hirschgeweih schwebt
und es wird von der Behörde erstere als auf den frühern
Bierzwang und letzteres auf die freie Jagd hindeutend
erklärt. Der Yerf. dagegen meint, dass das jetzige Wap-
penhild aus der nicht verstandenen Darstellung eines
Kübel- oder Topf-Helms, welcher mit Hirschhörnern he-

I. Bd. Ahth. 4.

steckt ist, entstanden und dieser ursprüngliche Helm
einem Wappen der frühern Grundherrn entlehnt gewe-
sen sei.

Cronenberg, Stadt des Königreichs Preussen,
Nassau. Dieselhe führt nach officieller Mittheilung kein
besonderes Wappen.

Dabcr, Stadt des Königreichs Preussen, Provinz
Pommern, Begier.-Bez. Stettin, zwischen dem Daber- und
Tertz-See gelegen und im 15. Jahrh. Stadt geworden.

Ihr Wappen ist ein innerhalb eines Säulen-Portales
stehender Greif. Auf neuesten Stempeln ist das Portal
nicht mit gestochen worden. Oberherrn des Ortes waren
seit 1295 die pommer’schen Herzöge wolgaster Linie, da-
her der Greif, welcher demgemäss Both in Blau zu ge-
hen ist.

Dannenberg, Stadt des Königr. Preussen, Provinz
Hannover an der Jetze, Stammsitz der alten Grafen von
Da,nnenberg his zu deren Aussterben im Jahre 1303, wo
deren Besitzungen an Braunschweig fielen.

Das Wappen derselben ist ein redendes, nämlich auf
ältern Stempeln steht eine Tanne auf einem spitzigen
Hügel und es springen zwei Löwen von heiden Seiten an
derselben hinauf. Auf neuern ist nur eine Tanne darge-
stellt, an welcher zwei Löwen aufrecht stehen. Letztere
können möglicherweise dem alten Grafenwappen ange-
hören.

Nach dem Antiquarius des Elhstroms sind: Tanne
grün, die Löwen golden und der Schild silbern tingirt.

Dentz, Stadt des Königr. Preussen, Blieinprovinz.

Auf dem Wappen ist ein von einer mit Zinnen und
Thürmen besetzten Mauer umschlossener, runder Baum,
eine befestigte Stadt, in deren Mitte ein Thor mit nied-
rigem Thurme steht, dargestellt. Ueber den sehr niedrig
gehaltenen Bauwerken erhebt sich aus der Mitte ein mit
hohen verschlossenem Eingangsthore versehenes Gehäude.
Zwei hohe viereckige, mit je 6 Fenstern versehene und
in runde Haubendächer endigende Thiirme stehen an den
Seiten jenes Portals, liber welchem noch zwischen jenen
beiden Thürmen ein kleinerer Thurm emporsteigt, wel-
cher aber einem andern Bauwerke im Innern anzugehören
scheint. Nacli officieller Mittheilung sieht man darin
eine Darstellung der friiher hier vorhandenen Benedicti-
ner Ahtei.

Dietmannsrietl, Marktflecken des Königreichs
Bayern, Oberbayern. gehörte in den ältesten Zeiten zum
Stifte Kempten, welches mit dem Orte Dienstmannen be-
lieh. Markrecht erlangte der Ort erst 1586 durch Kaiser
Budolf II. Sein Wappen ist ein Schild, der durch eine
vom Fusse aufsteigende silherne Spitze in 3 Theile ge-
spalten wird. Bechts ist eine silbeme Taube in Both,
links ein goldener Hahn in Blau und unten in der Spitze
ein rothes Herz auf griinem Boden liegend. Auf dem
Schilde steht eine Föhre.

Dillenburg, Stadt des Königreichs Preussen, Nas-
sau, an der Dill.

Auf den Siegelstempeln ist seit ältester Zeit ein ein-
zelnstehender dicker, runder Thurm von Quadern darge-
stellt, in welchen ein grosser rundbogiger Eingang führt;
unter den Zinnen desselben sind 2 rundbogige Oeffnun-
gen angebracht. In neuerer Zeit fügte man den Denk-
spruch hei: „Stark und ausdauernd im Kampfe, fest und
treu zum angestammten Fürstenhause.“

Dingelstädt, Stadt des Königreichs Preussen, Pro-
vinz Sachsen, auf dem sogen. Eichsfelde gelegen.

Ihr Wappen ist ein entwurzelter Eichbaum, in An-
spielung auf ihre Lage, um dessen Stamm ein Bing

62
 
Annotationen