BISTHÜMER UND KLÖSTER.
I. REIHE: BISTHÜMER.
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bald die Verlegenheiten des sieh seinem Untergange zu-
neigenden Ordens einen mächtigeren Schutzherrn für Oesel
als wünschenswert!! erscheinen. Der Bischof versammelte
daher, diess erwägend, die Oesel’schen Stände, die auf
seinen Antrieb den Beschluss fassten, sich wieder unter
die Oberherrschaft Dänemarks zu begehen, auch demsel-
ben das Recht, die Bischöfe Oesel’s zu ernennen, zu über-
tragen. Hierauf verkaufte Münchhausen mit Einwilligung
des Domcapitels und der Ritterschaft für 80,000 Thaler
Alb. dem Könige alle ihm als Bischof von Oesel und
Pilten zustehenden Nutzungs- und Verwaltungsrechte
(26. Sept. 1559 zu Niborg). Der Exbischof ging nach
Deutschland, wo er zur evangelischen Lehre übertrat.
König Friedrich nun ernannte seinen Bruder Magnus
zum Administrator des Bisthums — wogegen ihm der-
selbe seinen Theil von Holstein abtrat — und versprach
ihm seine Unterstützung bei ferneren Erwerbungen in
Lievland und den Nachbarländern. Am 16. April 1560
kam Magnus, welcher die bischöflichen Titel von Oesel
und Kurland angenommen hatte, zu Arensburg an, und
brachte in kurzer Zeit mit Hülfe seines Bruders auch
das Bisthum Reval sowie die Abtei Padis in seinen Be-
sitz, worauf er seinen Titeln auch den eines Bischofs von
Reval hinzufügte.
Ueber die ferneren Schicksale dieses Mannes, der
1570 den Titel eines Königs von Lievland annahm und
sich 1573 mit der Prinzessin Maria, Nichte des Zaren
Iwan von Russland vermählte, aber, nachdem seine Un-
ternehmungen unter hauptsächlicher Verschuldung seiner
eigenen Treulosigkeit verunglückt waren, 1583 in arm-
seligen Verhältnissen starb, müssen wir hinweggehen. —
Ihn eingerechnet hatte Oesel während eines Zeitraumes
von 333 Jahren (1227 -1560) 29 Bischöfe.
Wappen.
Das Wappen des Bisthums Oesel (ursprünglich, ver-
muthe ich, ein Siegelbild!) ist ein Adler mit ausgebrei-
teten Flügeln, „auf einer bandartigen Verzierung“ stehend.
Es ist diess der Adler des heil. Johannes, den wir stets
in dieser Darstellung finden.
Wir geben von dem Bischof Magnus
I. das Wappen, wie er es 1563 als Bischof von Oesel,
Curland und Reval führte:
G-evierter Schild mit Schildesfuss, Mittelschild und
Herzschild.
Herzschild: zwei r. Querbalken in G. (Oldenburg).
Mittelschild: Geviert: 1) in R. der g,, g.-gekrönte
Norwegische Löwe mit dem s. Beil, 2) in G. zwei b.
gelöwte Leoparden (Dänemark), 3 in R. das Holsteinische
Nesselblatt, 4) in R. der fliegende s. (Stormarnsche)
Schwan mit der g. Krone um den Hals.
Hauptschild: Geviert: 1. und 4. der Oesel’sche
Adler, 2. und 3. ein Lamm Gottes mit der Fahne, wegen
Pilten.
Schildesfuss: zwei schräg gestellte Kreuze, wegen
Reval.
8 Helme: 1) mit acht r. Fähnchen an g. Stange
(Holstein), 2) mit dem Norweg’schen Löwen, 3) drei Pfau-
federn an g. Handhabe. — Hinter dem Schild ist ein
Bischofsstab sclirägrechts gelegt. (Taf. 51 Nr. 1).
II. Das Wappen, welches Magnus als König von
Lievland führte, nach einem Siegel mit der Jahreszahl
1571.
Gevierter Schild mit Mittelschild, Herzschild und
Schildesfuss.
Herzschild: in R. auf s. Pferde ein g.-gerüsteter
Reiter (Diethmarsen).
Mittelschild: geviert mit Schildesfuss. 1) Der Nor-
weg’sche Löwe, 2) die dänischen Leoparden, 3) das hol-
steinische Nesselblatt, 4) der Stormarn’sche Schwan.
Schildesfuss gespalten: rechts die Oldenburgisclien Bal-
ken; links das g. Kreuz in B. (Delmenhorst).
Hauptschild: geviert mit Schildesfuss. 1) Drei Leo-
parden (wegen Ehstland), 2) zwei gegeneinander aufge-
richtete Greifen (wegen Lievland), 3' ein Ross (wegen
Kurland , 4) der Oesel’sche Adler. Schildesfuss: gespal-
ten; rechts das Pilten’sche Lamm ; links die RevaFschen
Kreuze. (Taf. 51 Nr. 2).
Reilieufolge der üliscliöfe von Oesel.
1) Gottfried 1224 — 1228.
2) Heinrich I. 1228(-1260?)
3) Hermann I. von Buxhöwden 1262 - (?)128o.
4) Heinrich II. 1290. 1293.
5) Jacob II. 1294.
6) Ivonrad I. 1294, noch 1307.
7) Marcus.
8) Hartwig (Hartung) 1310, 1320.
9) Jacob II., zuerst 1324, bis 1337.
10) Hermann II. von Osnabrück 1341.
11) Konrad II. 1368.
12) Heinrich III. 1375, f 1383 oder 1385.
13 i Winrich von Kniprode 1385 — 5. Nov. 1419.
14) Kaspar Schouwenflug 1420 — 10. Aug. 1423.
15) Christian Kuband 1423 — 21. Juli 1432.
16) Johann Schütte, Gegenbischof, 1423—1438.
17 Johann Krewl 1439, noch 1454.
18) Ludolf Grau, Gegenbischof, 1449, 1456.
19) Jobst von Hohenstein 1458(—1466?)
20) Johann Vatelkanne, Gegenbischof, 1458—1461.
21) Peter von Wettberg 1472 -1491.
22) .Löss, f 1491.
23, Johann Orgies 1491 — , f 19. März 1515.
24) Johann Kiewei 1515 — 1527.
25) Georg von Tiesenhausen 1527 — 1530 (auch Bischof
von Reval).
26) Reinhold von Buxhöwden 1580, entsetzt 1532.
27) Wilhelm, Markgraf von Brandenburg, Gegenbischof,
1532, resignirt 1534.
28) Johann von Münchhausen 1541- 1559.
29) Magnus, Herzog von Holstein, 1560 — 1583.
Das deutsche Johanuiter-Oberst-Meisterthum, Fürstenthum Heiterslieim.
Die Würde des Johanniter-Grosspriors von
Deutschland, auch Johanniter-Meister durch
Deutschland oder oberster Meister des ritter-
lichen St. Johanniter-Ordens in deutschen
Landen genannt, wurde um 1250 gegründet. Die Resi-
denz des Johannitermeisters war bereits seit demlo. Jahr-
hundert Heiterslieim im Breisgau, welches der Orden von
I. 5.
einem Freiherrn v. Stauffen erworben hatte.. Als erster
Grossprior wird 1251 Heinrich Graf v. Toggenburg ge-
nannt. Der Grossprior stand unmittelbar unter dem
Grossmeister und hatte die Jurisdiction über beide Gross-
priorate deutscher Zunge. Dem Grossprior Georg Schil-
ling v. Canstatt ertheilte Kaiser Karl V. wegen seiner
Verdienste und die Dienste, die er (1541) als General der
I. REIHE: BISTHÜMER.
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bald die Verlegenheiten des sieh seinem Untergange zu-
neigenden Ordens einen mächtigeren Schutzherrn für Oesel
als wünschenswert!! erscheinen. Der Bischof versammelte
daher, diess erwägend, die Oesel’schen Stände, die auf
seinen Antrieb den Beschluss fassten, sich wieder unter
die Oberherrschaft Dänemarks zu begehen, auch demsel-
ben das Recht, die Bischöfe Oesel’s zu ernennen, zu über-
tragen. Hierauf verkaufte Münchhausen mit Einwilligung
des Domcapitels und der Ritterschaft für 80,000 Thaler
Alb. dem Könige alle ihm als Bischof von Oesel und
Pilten zustehenden Nutzungs- und Verwaltungsrechte
(26. Sept. 1559 zu Niborg). Der Exbischof ging nach
Deutschland, wo er zur evangelischen Lehre übertrat.
König Friedrich nun ernannte seinen Bruder Magnus
zum Administrator des Bisthums — wogegen ihm der-
selbe seinen Theil von Holstein abtrat — und versprach
ihm seine Unterstützung bei ferneren Erwerbungen in
Lievland und den Nachbarländern. Am 16. April 1560
kam Magnus, welcher die bischöflichen Titel von Oesel
und Kurland angenommen hatte, zu Arensburg an, und
brachte in kurzer Zeit mit Hülfe seines Bruders auch
das Bisthum Reval sowie die Abtei Padis in seinen Be-
sitz, worauf er seinen Titeln auch den eines Bischofs von
Reval hinzufügte.
Ueber die ferneren Schicksale dieses Mannes, der
1570 den Titel eines Königs von Lievland annahm und
sich 1573 mit der Prinzessin Maria, Nichte des Zaren
Iwan von Russland vermählte, aber, nachdem seine Un-
ternehmungen unter hauptsächlicher Verschuldung seiner
eigenen Treulosigkeit verunglückt waren, 1583 in arm-
seligen Verhältnissen starb, müssen wir hinweggehen. —
Ihn eingerechnet hatte Oesel während eines Zeitraumes
von 333 Jahren (1227 -1560) 29 Bischöfe.
Wappen.
Das Wappen des Bisthums Oesel (ursprünglich, ver-
muthe ich, ein Siegelbild!) ist ein Adler mit ausgebrei-
teten Flügeln, „auf einer bandartigen Verzierung“ stehend.
Es ist diess der Adler des heil. Johannes, den wir stets
in dieser Darstellung finden.
Wir geben von dem Bischof Magnus
I. das Wappen, wie er es 1563 als Bischof von Oesel,
Curland und Reval führte:
G-evierter Schild mit Schildesfuss, Mittelschild und
Herzschild.
Herzschild: zwei r. Querbalken in G. (Oldenburg).
Mittelschild: Geviert: 1) in R. der g,, g.-gekrönte
Norwegische Löwe mit dem s. Beil, 2) in G. zwei b.
gelöwte Leoparden (Dänemark), 3 in R. das Holsteinische
Nesselblatt, 4) in R. der fliegende s. (Stormarnsche)
Schwan mit der g. Krone um den Hals.
Hauptschild: Geviert: 1. und 4. der Oesel’sche
Adler, 2. und 3. ein Lamm Gottes mit der Fahne, wegen
Pilten.
Schildesfuss: zwei schräg gestellte Kreuze, wegen
Reval.
8 Helme: 1) mit acht r. Fähnchen an g. Stange
(Holstein), 2) mit dem Norweg’schen Löwen, 3) drei Pfau-
federn an g. Handhabe. — Hinter dem Schild ist ein
Bischofsstab sclirägrechts gelegt. (Taf. 51 Nr. 1).
II. Das Wappen, welches Magnus als König von
Lievland führte, nach einem Siegel mit der Jahreszahl
1571.
Gevierter Schild mit Mittelschild, Herzschild und
Schildesfuss.
Herzschild: in R. auf s. Pferde ein g.-gerüsteter
Reiter (Diethmarsen).
Mittelschild: geviert mit Schildesfuss. 1) Der Nor-
weg’sche Löwe, 2) die dänischen Leoparden, 3) das hol-
steinische Nesselblatt, 4) der Stormarn’sche Schwan.
Schildesfuss gespalten: rechts die Oldenburgisclien Bal-
ken; links das g. Kreuz in B. (Delmenhorst).
Hauptschild: geviert mit Schildesfuss. 1) Drei Leo-
parden (wegen Ehstland), 2) zwei gegeneinander aufge-
richtete Greifen (wegen Lievland), 3' ein Ross (wegen
Kurland , 4) der Oesel’sche Adler. Schildesfuss: gespal-
ten; rechts das Pilten’sche Lamm ; links die RevaFschen
Kreuze. (Taf. 51 Nr. 2).
Reilieufolge der üliscliöfe von Oesel.
1) Gottfried 1224 — 1228.
2) Heinrich I. 1228(-1260?)
3) Hermann I. von Buxhöwden 1262 - (?)128o.
4) Heinrich II. 1290. 1293.
5) Jacob II. 1294.
6) Ivonrad I. 1294, noch 1307.
7) Marcus.
8) Hartwig (Hartung) 1310, 1320.
9) Jacob II., zuerst 1324, bis 1337.
10) Hermann II. von Osnabrück 1341.
11) Konrad II. 1368.
12) Heinrich III. 1375, f 1383 oder 1385.
13 i Winrich von Kniprode 1385 — 5. Nov. 1419.
14) Kaspar Schouwenflug 1420 — 10. Aug. 1423.
15) Christian Kuband 1423 — 21. Juli 1432.
16) Johann Schütte, Gegenbischof, 1423—1438.
17 Johann Krewl 1439, noch 1454.
18) Ludolf Grau, Gegenbischof, 1449, 1456.
19) Jobst von Hohenstein 1458(—1466?)
20) Johann Vatelkanne, Gegenbischof, 1458—1461.
21) Peter von Wettberg 1472 -1491.
22) .Löss, f 1491.
23, Johann Orgies 1491 — , f 19. März 1515.
24) Johann Kiewei 1515 — 1527.
25) Georg von Tiesenhausen 1527 — 1530 (auch Bischof
von Reval).
26) Reinhold von Buxhöwden 1580, entsetzt 1532.
27) Wilhelm, Markgraf von Brandenburg, Gegenbischof,
1532, resignirt 1534.
28) Johann von Münchhausen 1541- 1559.
29) Magnus, Herzog von Holstein, 1560 — 1583.
Das deutsche Johanuiter-Oberst-Meisterthum, Fürstenthum Heiterslieim.
Die Würde des Johanniter-Grosspriors von
Deutschland, auch Johanniter-Meister durch
Deutschland oder oberster Meister des ritter-
lichen St. Johanniter-Ordens in deutschen
Landen genannt, wurde um 1250 gegründet. Die Resi-
denz des Johannitermeisters war bereits seit demlo. Jahr-
hundert Heiterslieim im Breisgau, welches der Orden von
I. 5.
einem Freiherrn v. Stauffen erworben hatte.. Als erster
Grossprior wird 1251 Heinrich Graf v. Toggenburg ge-
nannt. Der Grossprior stand unmittelbar unter dem
Grossmeister und hatte die Jurisdiction über beide Gross-
priorate deutscher Zunge. Dem Grossprior Georg Schil-
ling v. Canstatt ertheilte Kaiser Karl V. wegen seiner
Verdienste und die Dienste, die er (1541) als General der