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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,2): Klöster — Nürnberg, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.27249#0065
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BISTHÜMER UND KLÖSTER, n. reihe: klöster.

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J. B. (Johann Baptist). Propst von Höglwerd 1710
(dessen Wappen befindet sich gestickt auf einer Casnla
in der Kirche zu Höglwerd).

Zwei Schilde 1) Höglwerd 2) Eine Gleve. Ueber den
Schilden ruht die Inful mit Krummstab. Taf. 751.

Hohenfurt

Dem hochw. Herrn Prior Blahusch zu Hohenfurt ver-
danke ich folgende gütige Mittheilung:

Das Cistercienserordensstift Hohenfurt — (Altovadum,
Wyssibrod) — liegt im südlichen Böhmen am rechten
Ufer der Moldau auf einem massigen Hügel in kleiner
Entfernung von dem nun zur Stadt erhobenen, ehemaligen
Markte Hohenfurt. Urkundlich erscheinen als Grün-
der des Klosters der böhmische Reichsmarschall Peter
Wok aus dem berühmten Geschlechte der Herren von
Bosenberg, und dessen fromme Gemahlin Hedwig, ge-
borene von Schaumberg. Die ersten Bewohner erhielt das
Kloster aus dem Kloster Wilhering, von wo die ersten
Ordensglieder, zwölf an der Zahl, im Jahre 1259 in
Hohenfurt einzogen. Die Stiftungsurkunde datirt vom
1. Juni 1259, und in dieser werden dem Kloster reiche
Stiftungen angewiesen, vorunter nicht bloss reiche Wäl-
der und Ortschaften, sondern auch der Markt Hohenfurt,
und verschiedene Gerechtsame begriffen waren Fünf
Jahre nach Gründung des Klosters wurde die neue Stif-
ung durch König Przemysl Ottocar in einer eigenen im
August 1264 ausgefertigten Urkunde bestätigt. Im Jahre
1281 bestätigte Papst Martin IV. dem Stifte seine bis-
herigen Privilegien, Freiheiten und Besitzungen. Im
Jahre 1290 wurde der bekannte — auf Befehl seines
Stiefsohnes, des böhmischen Königs Wenzl, zu Frauen-
berg enthauptete — Zawis von Falkenstein im Kloster
Hohenfurt beerdiget. Letzterer hatte dem Kloster ein
antikes reichverziertes Kreuz geschenkt, von welchem
Jongelin sagt: donavit lignum sacrosanctae crucis D. N.
J Ch. multis lapidibos et gemmis pretiosissimis, quod
adhuc hodie in monasterio summa industria summaque
cum veneratione conservatur Das Stift ist noch gegen-
wärtig im Besitze dieser kostbaren Kreuzpartikel. Am
13. November 1403 verlieh Papst Bonifacius IX. dem
hohenfurter Abte Otto und allen seinen Nachfolgern eine
gleichsam bischöfliche Jurisdiction und die Erlaubniss
zum Gebrauche der Pontificalien. Sogleich stellte sich
der grosse Verehrer des Stiftes, Heinrich von Rosenberg,
mit dem Geschenke eines goldenen, mit Perlen gezierten
Kreuzes, einer Infula und eines Ringes ein, und bekleidete
selbst den Abt Otto mit diesen Kostnarkeiten, schenkte
dem Stifte überdiess eine sehr kostbare Monstranz und
bestätigte neuerdings alle Privilegien desselben. Als im
Anfänge des fünfzehnten Jahrhunderts unter Zizka von
Trocznnw die bömischen Unruhen entstanden, blieb Hohen-
furt unter dem Schutze der Herren von Rosenberg völlig
unangetastet Am 6. November 1611 starb Peter Wok,
der letzte der Herrn von Rosenberg, dessen irdische
Ueberreste am 1. Februar 1612 mit grosser Pracht in
die hohenfurter Kirche abgeführt, von den Aebten von
Hohenfurt und Goldenkron und ihren Conventen em-
pfangen, und — weil selber nicht in Gemeinschaft der
katholischen Kirche gestorben war — ohne alle Ceremo-
nien bloss mit einem vorhergehenden Gebete, welches der
hohenfurter Abt sprach, beerdiget wurden. Erben des
Verewigten waren Graf Johann von Serin, welchem die
Güter Rosenberg und Siebiegic mit dem Schutzrechte
über das Stift Hohenfurt, und Georg von Schwanberg,
welchem die übrigen Güter zufielen. Johann von Serin —
ein Neffe Woks von Rosenberg, Sohn der Eva von Rosen-
berg — ein Mann „optima indolis et catholicae fidei ad-
dictus ac magnae spei dynastes“ starb aber schon am
24. Februar 1612 und wurde am 12. April 1612 im Stifte
Hohenfurt mit allen Ehren begraben. Nunmehr sprach
I. 5. II.

Georg von Schwanberg, als alleiniger Herr der Rosen-
berger Güter, das Schutzrecht über das Stift Hohenfurt
an; allein Abt Paul, überzeugt, dass dem Stifte unter den
Fittigen des kaiserlichen Adlers mehr Ruhe und Sicher-
heit erblühen würde, zog den kaiserlichen Schutz dem
Schwanberg’schen vor, und sohin wurde der Kaiser selbst
Schutzherr des Stiftes. Am 23. Decemher 1622 schenkte
Kaiser Ferdinand II. dem Johann Ulrich von Eggenberg
die Herrschaft Krummau nebst dem Schutzrechte über
das Stift Hohenfurt, welches hiedurch an die Familie der
Eggenherge kam. Schon am 18. Juli 1623 wurde der
neue Schutzherr im Stifte feierlich ausgerufen. Nach dem
Aussterben der Eggenberge (f 1719) fiel die Herrschaft
Krummau sammt der Schutzkollatur über das Stift Hohen-
furt dem Fürstenhause Schwarzenberg zu; diese Einver-
leibung gab in der Folge zu verschiedenen Misshellig-
keiten Veranlassung, welche endlich durch die, im Jahre
1822 erfolgte Emancipation der Stiftsherrschaft auf immer
beigelegt wurden. Seitdem bilden die sämmtlichen Stifts-
besitzungen ein eigenes, bei der königlichen Landtafel in
Prag einregistrirtes, und von Krummau ganz unabhängiges
Herrschaftsgebiet, während die Stiftsäbte schon längst
nach dem Wortlaute des k. k. Hofdekretes vom 30. April
1691 Landstände mit Sitz und Stimme bei den Land-
tagen im Königreiche Böhmen waren. Während der
Stiftsverwaltung des Abtes Hermann Kurtz schien der
Stur.r, welcher damals über den Zinnen aller Ordenshäu-
ser wüthete auch die alte Eiche Hohenfurt entwurzeln zu
wollen: schon stand das Stift auf der Liste jener Klöster,
welche das Machtwort Kaiser Joseph II. aufheben wollte,
und zum Theil auch wirklich aufhob; aber im Walten
der Vorsehung war es anders beschlossen: der Kaiser
starb und Hohenfurt blieb bestehen und besteht noch
gegenwärtig in ungeschwächter Kraft und Blüthe

Wappen.

Das erste. Wappen auf Taf. 74 verdanke ich ebenso
wie die Erläuterung dem hochw. Herrn Prior Blahusch:

Mit einem g Lilienkreuze quadrirt. 1) in S. die
Jungfrau Maria (ohne Kind) in einer Mondsichel stehend,
den Kopf mit einem Kranz von Sternen umgeben (aus
Wahl des gegenwärtigen Abtes Leopold Wackarz seit
1857). 2. in Uj; der g. gothische Buchstabe h (Anfangs-

stuebstabe des Klosternamens) 3. In B. eine g. Lilie
(wegen der Generalabtei Citeaux in Frankreich). 4. in
S. ein r. Rose (Wappen der Herren von Rosenberg, der
Stifter.) Auf dem Schilde ruht die Inful daneben steckt
der Krummstab (Taf 74 .

Nach einem älteren Kupferstiche tlieile ich das nach-
stehende Wappen mit.

Mit einem g. Kleeblattkreuz, welches mit einem
Schildchen belegt ist, quadrirt Das Mittelschildchen ent-
hält die Rose (siehe oben 4. Feld) 1. in ff der Buch-
stabe h von seltsamer Form. 2. in R. ein Mohnkopf
(oder Ananas) mit Stengel 3. in Gr. eine Sonnenblumen am
Stengel. 4. in B. die g. Lilie. (Taf. 74).

Nach einem Siegel: Mit einem von R. in S. ge-
schachten Pfahl (eine Accomodation des Cisterzienser-
Wappens) von ft une S. gespalten. Vorn der Buchstabe
h; hinten die r. Rose. (Taf. 74). (Vergl. übrigens Ossegg,
Plass).

lieilienfolge der Aebte.

1/ Otto I. aus Wilhering mit der ursprünglichen Colonie
hieher gekommen im Sommer des Jahres 1259, gestorben
zu Ende des Jahres 1261.

2) Adam; gleichfalls aus Wilhering 1259 hieher ge-
kommen und gestorben 1290.

3) Otto II. urkundlich am 23. März 1290 bereits als
Abt erwählt; nach Jongelin und Steinbach gestorben

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