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KAPITEL XV
dieses Fussbodenschmuckes (eine kreisrund ausgebreitete, das Gorgoneion umschliessende
Aegis) scheinen auf einen Rundbau zu weisen, ähnlich demjenigen der Kapelle von Antinoe.
Auch Botti vermutete es ist unbekannt aus welchen Gründen eine Totenkapelle
über dem Grabe an der Anfuschibucht undNeroutsos hat sie für sämtliche alexandrinische
Gräber vorausgesetzt, aber nur einmal in Hadra und zwar in Gestalt eines kleinen
Tempelchens (de la forme d’un tres petit temple) nachweisen können.35 Grabkapellen,
welche den Typus des griechischen Tempels festhalten, entsprechen in der Tat am besten
der aus dem griechischen Mutterlande und aus Kleinasien bekannten Gräbersitte, und
man darf sie überall voraussetzen, wo sich in der alexandrinischen Bestattungsweise die
hellenischen Traditionen noch unverändert erhalten hatten. Ein solches Heroon
Abb. 109. Stele in Gestalt einer Grabkapelle.
(Alexandrien, Museum.)
Abb. 110. Stele in Gestalt einer Grabkapelle.
(Alexandrien, Museum.)
griechischen Stils als Oberbau eines vornehmen Grabes eine peripterale Anlage mit
einem für die Totenopfer bestimmten Altar in der Mitte, während die zu den unter-
irdischen Korridoren führenden Lichtschachte den Bau rings umgaben war noch vor
wenigen Jahrzehnten am Kap Zephyrion in ansehnlichen Resten vorhanden, die gegen-
wärtig völlig verschwunden sind.26 Wir dürfen natürlich nicht erwarten, dass es bei
diesen beiden Typen des Graboberbaues dem tempelartigen Heroon und der Rund-
kapelle - geblieben ist. Aus pompejanischen Wandbildchen (ein Beispiel gibt Abbildung 11
in Kapitel III) scheint hervorzugehen, dass es in Alexandrien Gebäude gab von der
Gestalt der Grabaltäre, aber von einer Grösse, welche sie für Opferzwecke untauglich
machte. Möglicherweise waren es Grabkapellen einer besonderen, ägyptisierenden Form27,
die uns vielleicht noch deutlicher wird, wenn wir gewisse Grabaufsätze oder Grabaltäre
zum Vergleich heranziehen, deren zwei aus dem alexandrinischen Museum in Kapitel XVII,7
KAPITEL XV
dieses Fussbodenschmuckes (eine kreisrund ausgebreitete, das Gorgoneion umschliessende
Aegis) scheinen auf einen Rundbau zu weisen, ähnlich demjenigen der Kapelle von Antinoe.
Auch Botti vermutete es ist unbekannt aus welchen Gründen eine Totenkapelle
über dem Grabe an der Anfuschibucht undNeroutsos hat sie für sämtliche alexandrinische
Gräber vorausgesetzt, aber nur einmal in Hadra und zwar in Gestalt eines kleinen
Tempelchens (de la forme d’un tres petit temple) nachweisen können.35 Grabkapellen,
welche den Typus des griechischen Tempels festhalten, entsprechen in der Tat am besten
der aus dem griechischen Mutterlande und aus Kleinasien bekannten Gräbersitte, und
man darf sie überall voraussetzen, wo sich in der alexandrinischen Bestattungsweise die
hellenischen Traditionen noch unverändert erhalten hatten. Ein solches Heroon
Abb. 109. Stele in Gestalt einer Grabkapelle.
(Alexandrien, Museum.)
Abb. 110. Stele in Gestalt einer Grabkapelle.
(Alexandrien, Museum.)
griechischen Stils als Oberbau eines vornehmen Grabes eine peripterale Anlage mit
einem für die Totenopfer bestimmten Altar in der Mitte, während die zu den unter-
irdischen Korridoren führenden Lichtschachte den Bau rings umgaben war noch vor
wenigen Jahrzehnten am Kap Zephyrion in ansehnlichen Resten vorhanden, die gegen-
wärtig völlig verschwunden sind.26 Wir dürfen natürlich nicht erwarten, dass es bei
diesen beiden Typen des Graboberbaues dem tempelartigen Heroon und der Rund-
kapelle - geblieben ist. Aus pompejanischen Wandbildchen (ein Beispiel gibt Abbildung 11
in Kapitel III) scheint hervorzugehen, dass es in Alexandrien Gebäude gab von der
Gestalt der Grabaltäre, aber von einer Grösse, welche sie für Opferzwecke untauglich
machte. Möglicherweise waren es Grabkapellen einer besonderen, ägyptisierenden Form27,
die uns vielleicht noch deutlicher wird, wenn wir gewisse Grabaufsätze oder Grabaltäre
zum Vergleich heranziehen, deren zwei aus dem alexandrinischen Museum in Kapitel XVII,7