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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0044
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ALEXANDER DER GROSSE UND PTOLEMÄER

den Münzen erscheint. Einer solchen Folgerung ist auch das Wenige, was wir von
der Religionspolitik dieser beiden Ptolemäer wissen, nicht ungünstig1. Ptolemaios
Philopator hat dem Sarapis mit Isis zusammen einen Tempel in Alexandrien gebaut;
Weihungen an Isis und Sarapis für ihn, seine Gemahlin und seinen Sohn sind be-
kannt. Erst unter ihm scheint Isis zu einer auch den Sarapis überragenden Bedeutung
gelangt zu sein. Ptolemaios V Epiphanes, der sich als erster Ptolemäer nach
ägyptischem Ritus in Memphis krönen liess, hat diese Politik dann weiter fort-
geführt. In der Inschrift von Rosette wird der König dem Horus, dem Sohn der Isis,
verglichen, den Stern der Isis führt er als Beizeichen auf den Münzen. Erst seitdem
die Königinmutter mit Isis verglichen wird, kann auch die Königin, die Mutter des
lebenden oder des künftigen Königs, in der Kunst als Isis dargestellt werden.

Dem frühen 3. Jahrhundert ist denn auch die Gleichsetzung einer Ptolemäerin
mit Isis unserer Überlieferung nach noch völlig fremd; Arsinoe Philadelphos wird
nach dem Tode unter die Götter versetzt und als Aphrodite verehrt; noch Arsinoe
Philopatoros wird mit den Attributen der Artemis auf den Münzen dargestellt. Erst
seit 131 v. Chr. wird Kleopatra III, die Mutter Ptolemaios XII und XIII, in Urkunden
und in einer Inschrift als grosse Göttermutter Isis bisweilen mit dem Beinamen
Euergetis aufgeführt und nach ihrem Vorbild ist dann wohl Kleopatra VII auch
öffentlich als Nea Isis in der Tracht der Göttin aufgetreten.

Wenn wir dem Zeugnis der zweifellos konservativen und gegen alles Ägyptische
zurückhaltenden Münzprägung trauen, so werden wir Bildnisse ptolemäischer
Fürstinnen mit der Frisur der Ägyptus kaum vor der Zeit des Philopator erwarten;
noch später dürfte die Übernahme der reichen und ganz ungriechischen Haartracht
der treppenförmig rings um den Kopf aufgebauten Locken in der Art der Libye der
Prägungen von Kyrene erfolgt sein, da nach dem Zeugnis der Münzen die ägyptische
Kleopatra Thea als Königin von Syrien das Haar erst seit 1 2 5 v. Chr. so getragen hat.
Eine Entstehung in der späteren Ptolemäerzeit lässt sich auch aus anderen Gründen
für diejenigen Köpfe wahrscheinlich machen, deren Frisur zwischen der noch
halb griechischen der oben zusammengestellten Köpfe und der libyschen in der
Mitte steht. Der wenig gut erhaltene und überarbeitete Frauenkopf im Dogenpalast
in Venedig, der auf der Statue Dütschke V, Nr. 108 sitzt (E.A. 2450/51) und den
schon Furtwängler (Originalstatuen in Venedig 309 ff., Tafel VI1) dem Kreise der von
Amelung, Bull. Comm. 1897 XXXV 116 f. als alexandrinisch erkannten Köpfe zu-
gewiesen hat, zeigt ein zweites kürzeres Lockenpaar über den Ohren zugefügt und

1 Vgl. zum Folgenden besonders W. Otto, Priester und Tempel I 411 ff. zu 158; II 261; 264, Anm. 4; 301. G.A. Ger-
hard, Arch. für Religionswiss. 1904 VII 520; Wilcken, Urkunden 84f.; Schubart, Gotting, gelehrte Anz. 1914, 668.
 
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