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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Editor]; Schreiber, Theodor [Editor]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0048
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26

ALEXANDER DER GROSSE UND PTOLEMÄER

verschwommenen Umriss der Wangen, dem winzigen Mund und dem sentimentalen
Augenaufschlag ein alexandrinisches Original sein könnte. Die zum Teil vom Schleier
verdeckte Binde im Haar und das Zapfenloch über der Stirnmitte zum Befestigen eines
Attributs machen die Deutung auf eine der späteren Ptolemäerinnen als Isis möglich1.
Abzulehnen ist dagegen diese Möglichkeit bei dem Kopf aus schwarzem Granit
mit der gleichen Frisur in Wien (R. v. Schneider, Anzeiger 1891, 175, Nr. 34; Album
der Antikensammlungen Tafel Xlll 1). Der wulstförmige Reif im Haar ist kein
Diadema; die abstossend hässlichen Züge des Gesichts lassen eher an eine alte
Isispriesterin denken und weisen mit ihrem harten gesteigerten Realismus auf spät-
hellenistische Zeit. So hat auch schon F. v. Bissing, Denkm. zu Tafel 112, in dem
Kopfe den einer Priesterin vermutet.

8. Kopf der Kleopatra III (?) als Isis, aus Tanis, früher Sammlung Reinhardt.

Stuttgart Inv. 12. Blatt 3. Weisser, feinkörniger Marmor. H. 14 cm.

Am Halsansatz schräg zugeschnitten, links gut erhalten; das Loch im rechten
Ohrläppchen war ausgebrochen, es ist daher ein zweites dahinter eingebohrt;
im linken Ohrläppchen hängt ein goldener Ring, der mitgefunden sein soll. Die
Rückseite ist gleich hinter den Ohren senkrecht abgeschnitten und rauh zugehauen.
Der Oberkopf ist gleich über Ohrenhöhe in wagerechter Fläche geglättet. Am oberen
Stirnrand sind die untersten Enden der geraden, nur flüchtig angedeuteten Haarlocken
noch vorhanden, an den Schläfen werden sie länger, vor dem linken Ohr hängen zwei
Locken noch tiefer herab. In den Mundwinkeln und Nasenlöchern Reste von rosa
Farbe. Die linke Gesichtshälfte ist etwas verkürzt, das linke Auge sitzt höher als
das rechte; der Kopf war nach der Schwellung des rechten Kopfnickers ein wenig
nach der linken Schulter gewandt. Die Mundwinkel sind eingebohrt. Der Kopf mit
seinen vollen weichen Wangen, dem kleinen Mund und kleinen Kinn ist recht leer
und hart gearbeitet. Der Oberkopf war wohl aus Marmor (oder aus Metall?) für
sich gearbeitet und an die glatte Schnittfläche angekittet, die übrigen fehlenden Teile
hinten werden in Stuck an die rauhe Fläche angefügt gewesen sein.

1 Hinterkopf, linke Seite des Oberkopfes und Hinterseite des Nackens waren auf gerauhter Oberfläche mit zwei
Dübellöchern in Stuck angefügt. Die erhaltene untere Lockenreihe rechts ist mit dem Stück des Schleiertuches ab-
gebrochen. Sie wird einst bis auf die Schultern herabgefallen sein. Im Haar Spuren von dunkelroter Farbe, ebenso
in der Spalte über dem linken Oberlid. Löcher für Ohrringe im Ohrläppchen. Die Frisur der Kleopatra Thea trägt
auch die Ptolemäerin auf der Gemme des Lykomedes bei Furtwängler, Gemmen,Taf. 32, 31, die Furtwängler noch in das
3. Jahrhundert datieren wollte. Sie wird zwar nicht die Kleopatra Thea, aber wohl eine spätere Ptolemäerin wiedergeben.
Die Köpfe mit der Libye-Frisur bedürfen einer eigenen Behandlung; die Haartracht allein beweist noch nicht die Deutung
auf Isis, da sie z. B. auch bei syrischen Göttern auftritt.
 
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