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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0051
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MÄNNERKÖPFE

29

Den Asklepios Doria Pamfili hat Arndt a. a. O. als dem Asklepios von Melos verwandt
bezeichnet; das Haar ist jedoch etwas ruhiger behandelt und weniger aufgelockert
als bei diesem, und die Statue steht darin der Art der Mitte des 4. Jahrhunderts
noch etwas näher. Im Vergleich mit ihr wirkt der Sieglinsche Kopf noch ge-
schlossener mit seinen kurzen, steil in die Stirn fallenden Locken und der nur an
der Oberfläche in kleine Locken gegliederten Masse des Bartes; doch mag bei dieser
Formgebung auch die Struktur des Materials mitgewirkt haben.

Das kurze Haupthaar und das Fehlen der langen Schulterlocken schliesst aber
die Deutung auf Asklepios und überhaupt auf einen Gott oder Heros aus und lässt
allein die Erklärung als idealisiertes Porträt zu nach Art der bärtigen Männerköpfe
auf attischen Grabreliefs der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts, auf die schon Schreiber,
Bildnis 50, Anm. 10 hingewiesen hat. Zum Vergleich bietet sich etwa das Grabmal
des Epichares und seiner Familie (Conze, Attische Grabreliefs Nr. 700, Tafel 136).
Der sitzende Epichares, dessen Motiv auch an Sitzstatuen des Asklepios erinnert,
trägt das gleiche halblange Haar wie der Sieglinsche Kopf (vgl. E. A. 679/80), mit
dem er auch die Bildung von Stirn und Augen teilt. Reliefstelen aus frühalexan-
drinischer Zeit bezeugen die Übersiedlung attischer Grabsteinwerkstätten nach
Alexandria1, Grabstatuen derselben Art sind aus Alexandria bekannt2. Neben penteli-
schem Marmor kommt schon von Anfang an das einheimische Kalksteinmaterial
zur Verwendung. Man wird demnach auch in dem Sieglinschen Kopf den Rest einer
frühalexandrinischen Grabstatue erkennen dürfen.

10. Porträtkopf eines jungen Mannes. Früher Sammlung Friedheim, dann Herold.
Dresden Inv. 2600/A 15. Tafel VII und Blatt 4. Weisser, kleinkörniger Marmor.
H. 11 cm, Gesichtsh. 7,5 cm.

Nur das Gesicht ist ausgeführt, das Haar und die Ohren sind roh angegeben.
Von dem schmalen Ansatz des Halses vorn steigt eine schräge Bruchfläche nach
hinten an. Die Rückseite ist flach zugehauen, das Haar auf dem Oberkopf kaum

1 Vgl. Pfuhl, Ath. Mitt. 1901 XXVI 258; Pagenstecher, Expedition Sieglin II 1A, Tafel I, II; Breccia, La Necro-
poli di Sciatbi LVII, Tafel XX, XXI; Rapport 1912, Tafel X (aus Hadra); weitere bei Pagenstecher, Nekropolis 3
Anm. 8, siehe auch unten Nr. 108.

2 Sitzende Frau mit Mädchen neben sich: Collignon, Mon. Piot 1897 IV 221 Tafel 19 (von Dutilh, Journal d’arch.
Num. 18981433, Tafel XX als BerenikeII bezeichnet!). — Halbfigur einer Frau: Svoronos, ebenda 1898 I 228, Tafel 10
(ebenfalls Berenike II genannt); zu diesen Halbfiguren vgl. Benndorf, Jahreshefte 1898 11; Pagenstecher Nekropolis 7,
mit Anm. 22—24. — Kopf eines Makedonen: A.I. Reinach, Mon. Piot 191 1 XVIII 73, Abb. 35. — Knabe mit Hund:
Anzeiger 1918, 111 Nr. 1. Dazu auch Schreiber,Expedition Sieglin I 255,273; Pagenstecher, Nekropolis 7 mit Anm. 25.'
 
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