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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0054
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52

MÄNNERKÖPFE

ii. Kopf eines Jünglings. Alexandria. Gefunden bei der Sarapeiongrabung. Nach
dem Abguss in Tübingen beschrieben. Tafel X und Abb. 5. Kalkstein. H. 22 cm,
Gesichtsh. 13,9 cm.

Die Bemerkungen von Th. Schreiber, Bildnis 56 Anm. 19 scheinen sich auf diesen

Kopf zu beziehen.

Der Kopf ist am Halsansatz gebrochen, die Nase weggeschlagen, ausserdem
starke Beschädigungen an Kinn, Lippen, Augenbrauen, Stirn und linkem Ohr.
Vom Hinterkopf ist links ein Stück herausgebrochen, das Haar hinten nur ganz
flüchtig angedeutet. Im Nacken ist ein roh zugehauenes Stück des Steines als Unter-
lage der seitlich herabhängenden Enden der Binde stehengeblieben. Der Kopf war
stark erhoben und nach der linken Schulter zu gedreht; er ist ganz unsymmetrisch
gearbeitet mit stark’ zurückfliehender linker Gesichtshälfte und war also von seiner
rechten Seite her zu sehen.

Das Gesicht zeigt ein spitz zulaufendes
Oval, einen sehr kleinen, etwas geöffneten Mund
mit stark vertieften Mundwinkeln, tief liegende
Augen und eine vorgewölbte,durchEinsenkungen
seitlich begrenzte Mittelstirn. Das Haar legt sich
in kurzen Löckchen in die Stirn, um den Ober-
kopf liegt eine dicke Binde, auf der rechten
Seite ist noch der Anfang des herabhängenden
Schleifenendes zu sehen. Sichere, aber sehr
grobe und flüchtige Arbeit.

Trotz der starken Zerstörung des Gesichts
ist die Verwandtschaft des Kopfes mit der zu
dem vorigen Porträtkopf Nr. 10 zusammen-
gestellten Gruppe frühhellenistischer Köpfe in
den gesicherten Formen des Gesichtsumrisses,
des Mundes und der Stirn unverkennbar. Doch
tritt hier der praxitelische Einschlag besonders
im Haar und in den Augen 'zurück und lässt die skopasische Grundlage stärker hervor-
treten. Skopasische Heraklesköpfe mit dem kurzlockigen Haar und dem von den
seitlichen Brauenwülsten nicht verdeckten Oberlid wie der des Herakles Lansdowne
(Arndt-Bruckmann 692) zeigen, aus welcherTradition dieser Kopf hervorgegangen ist.
Unter den zu Nr. 10 genannten Köpfen sind der Jünglingskopf aus Rhodos in der

Abb.5. Jüngiingskopf, Alexandria.
 
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