Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0065
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MÄNNERKÖPFE

41

Knaben im Museo Borghese (Herzoga. a. 0. 235, Fig. 128) am nächsten verwandt zu
sein. Der Knabe trägt hier noch einen vom Wirbel ausgehenden Zopf, wie ihn Sklaven
in alexandrinischenTerrakotten haben (Vogt, Exp. Sieglin 113,160, Abb. 6 5,Tafel 69,4).

ic). Knabenköpfchen. Früher Sammlung Herold. Dresden Inv. 2 600/A 51. Rotbrauner
Marmor. H. 3,8cm.

Hals dicht unter dem Kinn gebrochen. Kinn bestossen, Nasenspitze abgebrochen.
Verschwimmende Formen, besonders der Augen. Mund lächelnd in die Breite ge-
zogen. Der Schädel ist kahl mit einigen nur angedeuteten Haarbüscheln über der
Stirnmitte und über den Ohren. An dem weit nach hinten (ca. 3,9 cm) ausladenden
Hinterkopf ganz dünnes Haar. Ohren nur flüchtig angedeutet. Geringe, aber nicht
unlebendige Arbeit praxitelisch-alexandrinischen Stils.

20. Gallier köpf mit Schnurrbart. Sammlung Herold, von ihm von Beduinen auf der
Strasse gekauft. Dresden Inv. 2600/A16. Tafel XII2 und XIII3. Kristallinischer
Marmor. H. 7,5 cm.

Hals hinten glatt abgeschnitten bis zur rechtwinklig ansetzenden, z. T. schräg
abgebrochenen Ausladung des Oberkopfes. Kinn und Nase bestossen. Die niedrige
Stirn wird von der stark ausladenden, unausgearbeiteten Kappe des Haares gerade
abgeschlossen. Die Partie hinter der linken Schläfe stark eingetieft. In der rechten
Schläfe kleines, rundes Bohrloch. Keine Ohren angegeben. Skizzenhafte Arbeit.

Die wesentlichen Züge des Galliertypus, die knochigen Wangen, die hart aus-
ladende Unterstirn, die schmalen Lippen, der hängende Schnurrbart, die ungriechi-
sche Kopfform sind deutlich. Neben den zahlreichen Stelen galatischer Söldner aus
Hadra und Schatbi (vgl. zuletzt Breccia, La Necropoli di Sciatbi I 6 ff.) sind Gallier-
darstellungen in der alexandrinischen Plastik ausserordentlich selten und können es in
kunstgeschichtlicher Bedeutung mit den pergamenischen Galliergruppen nicht auf-
nehmen. Unter den alexandrinischen Terrakotten geben nur einige wenige sicher
Gallier wieder1. Das einzige bedeutende Werk grosser Kunst ist der Gallierkopf in
Kairo, den Schreiber (Der Gallierkopf des Museums in Gize) ausführlich gewürdigt
hat, der aber, auch wenn er in Ägypten gefunden ist, nicht das Werk eines alexandri-
nischen Künstlers sein muss.

1 A. Reinach, Mon. Piot 1910 XVIII Tafel VIII 2, 3 (1 ist ein Satyrkopfl), dazu de Ridder, Rev. etud. grecq.
1912,396; Perdrizet, Collection Fouquet 141 Nr. 377, Tafel 93; Vogt, Exp. Sieglin II3, Tafel 42,3 und 62.
 
Annotationen