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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0067
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FRAUENKÖPFE

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werden. Arndt hat zu Porträts Tafel 145 —148 darauf hingewiesen, dass auch
Jünglingsköpfe des 4. Jahrhunderts bisweilen mit solchen Löckchen ausgestattet sind
(vgl. Catajo, Dütschke 65 2,786; E.A. 46,41). Dass diese Mode bis tief in die helleni-
stische Zeit gedauert hat, zeigen der Kopf Nr. 45 der Sieglinsammlung und der spät-
hellenistische Frauenkopf aus Delos (B. C. H. 1895 XIX 479, Fig. 8); bei besserer
Kenntnis derDenkmälerliessen sich wohl noch mancheZwischengliederaufweisen. Die
Haartracht lässt auch in dem Sieglinschen Kopf eher ein idealisiertes Porträt als das
Bild einer Göttin oder Heroine vermuten. Da ihm noch der ausgeprägt alexandrini-
sche Charakter fehlt, der in den folgenden Frauenköpfen sich immer stärker geltend
macht, so besteht kein Anlass, ihn erheblich unter die Jahrhundertwende herab-
zudatieren. Er findet dann seinen Platz im Umkreis der Kunst der Söhne des Praxi-
teles, deren Art von M. Bieber a. a. O. bestimmt worden ist. Ihre Wirksamkeit in
Alexandria ist zwar nicht literarisch bezeugt, aber schon wegen der nahen Verbindung
von Athen, Kos und Alexandria sehr wahrscheinlich. Die Übernahme und folge-
richtige Weiterbildung der praxitelischen Überlieferung in der Kunst Alexandrias
ist auch am besten zu verstehen, wenn Bildwerke aus dem Atelier der Söhne des
Praxiteles in Alexandria selbst vorhanden waren, und Meister aus ihrem Kreis in der
neuen Hauptstadt sich niedergelassen hatten.

22. Frauenkopf. Tübingen Inv. 3857. Tafel XXV 2. Feinkörniger, weisser Marmor.

H. 11 cm, Gesichtsh. 5,1 cm.

Mit eckig zugeschnittenem Bruststück zum Einsetzen in eine Statuette. Nasen-
spitze bestossen und in Gips ergänzt. Haar am Oberkopf grob zugehauen, sonst
flüchtig andeutend ausgeführt. Ohrlöcher tief gebohrt. Das durchgescheitelte Haar
ist in kräftigen Wellen über die Ohren weg nach hinten gestrichen und zu einem
Schopf im Nacken aufgebunden. Der Kopf ist ein wenig aufgerichtet und stark nach
seiner rechten Schulter gedreht.

23. Frauenkopf mit Reif im Haar. Stuttgart Inv. 13. Tafel IV 1. Weisser, gross-
kristallinischer Marmor. H. 13,7 cm, Gesichtsh. 6,2 cm.

Der Kopf mit dem schlanken Hals und Bruststück ist auf der Unterseite mit
schräger Schnittfläche glatt gearbeitet und war zum Einsetzen in eine Gewand-
statuette bestimmt. Kinn, linke Wange und Nasenspitze etwas bestossen, linke
Seite des Oberkopfes abgeschlagen. Die Rückseite flüchtig ausgeführt. Das feine
 
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