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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0080
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FRAUENKÖPFE

Die drei Köpfe Nr. 38—40 unterscheiden sich von Nr. 37 durch die breitere
Form des Gesichts und die grössere Fülle des Fleisches der Wangen, die bei Nr. 39
und 40 bis zu einer fetten Pausbäckigkeit gesteigert ist. Bei dem Kopfe Nr. 38 ist
in der weichen Modellierung des Mundes und seiner Umgebung und in dem Grüb-
chen im Kinn noch ein dem Kopf Nr. 37 verwandtes Streben nach Wiedergabe natür-
licher Frische der Erscheinung deutlich, ln den stärker verschwimmenden Formen
der Oberfläche macht sich die alexandrinische Übung geltend, die dann bei den
Köpfen Nr. 39 und 40 zu so aufgedunsenen Formen führt und in den schlechten
flüchtigen Köpfchen Nr. 41 und 42 in ganz vergröberter Form erscheint. Auch
zu der Art des Köpfchens Nr. 38 lassen sich stilverwandte Denkmäler ausser-
halb Alexandrias nachweisen. Der einzige erhaltene Frauenkopf von den Altar-
skulpturen in Magnesia a. M. (Watzinger bei Humann, Magnesia a. M. 178,
Abb. 181) scheint mir in dem breiten Gesichtsumriss mit dem knappen Kinn, in der
gesamten lebendigen Modellierung und impressionistischen Formgebung der Art des
Sieglinschen Kopfes am nächsten vergleichbar zu sein. Die Datierung des Altars
und des Tempels von Magnesia in das Ende des 3. Jahrhunderts ist nicht mehr zu
halten. Nach dem Nachweis von Gerkan (Anzeiger 1923/24, 344fr.) ist der Altar
frühestens bald nach der Mitte des 2. Jahrhunderts entstanden, der Tempel frühestens
129 v. Chr. vollendet gewesen. Wieviel klarer sich damit auch die Skulpturen des
Altars in den Zusammenhang der hellenistischen Kunstgeschichte einordnen, kann
hier nicht ausgeführt werden. Unter den Frauenköpfen mit der Isisfrisur ist oben
S. 25 der Kopf in den Uffizien in Florenz nach der Anordnung seiner Korkzieher-
locken als nicht vor die Mitte des 2. Jahrhunderts gehörend datiert worden; er ordnet
sich in seinem Stil der hier besprochenen Gruppe an, ja das Grübchen im Kinn, der
lebendig bewegte Mund, die zarten Falten neben Nase und Mund lassen ihn dem
Kopf in Magnesia nächst verwandt erscheinen, bei der grösseren Glätte in der Ober-
flächenbehandlung wird er aber etwas jünger sein als dieser.

41. Weiblicher Kopf. Tübingen Inv. 3848. Abb. 14. Weisser, grosskristallinischer
Marmor. H. 14,5 cm.

Im Hals gebrochen. Oberfläche sehr stark bestossen und zerstört; Kinn fast
ganz weggeschlagen, ebenso die Nase; über dem linken Auge ein Stück aus der
Stirn herausgebrochen. Das rechte Ohr angedeutet, das linke nicht ausgeführt. Nur
das Gesicht ist ausgearbeitet, Kontur und Erhebung des Haares sind nur angedeutet;
am Oberkopf eine schräg nach rechts abwärts verlaufende rauhe Anschlussfläche, der
 
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