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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Editor]; Schreiber, Theodor [Editor]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0083
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FRAUENKÖPFE

59

Der Kopf ist hier eingeordnet, obwohl seine stilistische Stellung schwer zu be-
urteilen ist; er könnte bereits der frühen Kaiserzeit angehören. Eine Deutung ergibt
sich vielleicht aus der Zurichtung der Oberfläche vor und auf den Ohren und neben
den Wangen, die sich am besten erklärt, wenn hier die gedrehten Locken kürzer vor
den Ohren und dann länger in den Nacken herabhängend aus Stuck angesetzt waren
(vgl. die oben zu Nr. 7 S. 24h besprochenen Isis- und Frauenköpfe). Demnach kann
der Kopf von einem Bilde der Isis stammen, vielleicht auch das Porträt einer Isis-
priesterin wiedergeben.

45. Porträtkopf einer Frau. Dresden Inv. 2600/A 54. Tafel XXVII und XXVIII.

Feinkörniger, weisser Marmor. H. 2 1,5 cm.

P. Herrmann, Mitt. aus den sächs. Kunstsammlungen 1913 IV 133,Tafel I.

Hals unter dem Kinn gebrochen, Oberlippe und Nase bestossen. Die rechte
Gesichtshälfte ist etwas verkürzt und verschoben, der Kopf war wohl nach der
rechten Schulter gewendet. Das über der Stirnmitte geteilte und gescheitelte Haar
ist nur durch Rauhung angedeutet, ebenso die zwei geraden, scharf begrenzten,
seitlich vor den Ohren sich loslösenden Wangenlocken. Die Rückseite ist senkrecht
glatt abgeschnitten, auch der rückwärtige Teil der Ohrmuschel mit weggenommen.
In der Mitte der glatten Fläche ein 0,5 cm breites Dübelloch, ein zweites gleiches,
etwas nach rechts verschoben, dicht am unteren geraden Rand, von dem aus die
Bruchfläche des Halses sich schräg nach vorn senkt. Das Haar oben auf dem vor-
deren Stück des Oberkopfes ist flüchtig angedeutet; in der Mitte über der Stirn
ein schräger, als Anschlussfläche glatt behauener Abschnitt. Der Hinterkopf und
das gesamte Haar mit der Ergänzung der beiden gedrehten Löckchen vor den Ohren
werden aus Stuck angefügt gewesen sein. Auf den Tafeln wirkt der Kopf durch
die dunklen Schatten leider härter und leerer, als er ist; die Abbildung bei Herrmann,
Tafel I gibt von der bewegten Modellierung der Oberfläche ein wesentlich besseres Bild.

Aus der Charakterisierung des Kopfes durch Herrmann sei zunächst das Wesent-
liche hier wiederholt: „Der Kopf ist ein Bildnis“. — „Das zeigt der feste, etwas eigen-
willige Umriss des Gesichts mit dem kräftig gebauten, scharf abgesetzten Kinn, das
zeigt der Mund mit dem fast herben Ausdruck der fest geschlossenen Lippen, und das
zeigt endlich am deutlichsten die Bildung der Nase. Von der Seite sieht man trotz
der Verletzung an der Spitze deutlich, dass der Nasenrücken, von der Stirn aus
stark vorspringend, nicht nur im ganzen in leichter Krümmung verlief, sondern dass
diese Krümmung in der Mitte, wo das Nasenbein sich gegen die Weichteile absetzt,
 
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