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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Editor]; Schreiber, Theodor [Editor]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0085
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FRAUENKÖPFE

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um die Wende des 2. zum 1. Jahrhundert nicht mehr fremd war, kann der einzige
mir bekannte Kopf lehren, der sich dem Sieglinschen Kopf in der Auffassung des
Bildnisses und in der Frisur an die Seite stellen lässt. Der bisher leider nur in
unvollkommener Wiedergabe veröffentlichte Porträtkopf einer Frau aus Marmor
aus einem Privathaus in Delos, der jedenfalls der Zeit vor 86 v. Chr., der Zerstörung
von Delos durch Archelaos, angehören wird, hat eine Frisur, mit der die des Sieg-
linschen Kopfes vielleicht einst genau übereinstimmte: das dem Kopfe sich an-
schmiegende Haar ist in längs gewellten Strähnen nach den Ohren gestrichen und
vor den Ohren fallen zwei gedrehte Löckchen auf die Wangen herab. Die scharfen
Alterszüge des Gesichts scheinen hier noch stärker betont zu sein als bei dem
Sieglinschen Kopf. Durch den Kopf in Delos wird bewiesen, dass diese Art der
Formgebung um etwa ein Jahrhundert älter ist als die individuelle, aber kühle Auf-
fassung des Frauenporträts in der frühen Kaiserzeit.

Wenn die hier versuchte Gruppierung der alexandrinischen Frauenköpfe zu-
trifft, dann ergibt sich, dass das alexandrinische Kunsthandwerk mit seinen Arbeiten
ein gutes Stück hellenistischer Kunstentwicklung begleitet, sich immer neu be-
einflussen lässt, und dass ihm im Grunde eine selbständige Stellung nicht zukommt.
Nach der Lage und den wirtschaftlichen Beziehungen Alexandrias orientieren sich
auch die künstlerischen Einflüsse von ausserhalb; Athen, die benachbarte Ecke des

Abb. 17. Frauenkopf Nr.46, Dresden.
 
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