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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0088
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64

GÖTTER

Schnurrbart. Hinter dem die Stirn umrahmenden Lockenkranz Eintiefung für eine
Binde. Die Fortsetzung des Kopfhaares hinter der Binde nur gerauht. Die vor
der Binde herabhängenden Haarlocken lassen die Oberstirn frei.

Kopffragment des Sarapis mit Modius. Früher Sammlung Herold. Dresden
Inv. 2600/A4. Abb. 19. Hellgelblicher Alabaster. H.ycm.

Untergesicht von der Nasenspitze abwärts und äussere rechte Wange bis zur
Schläfe weggebrochen. Die Nase fehlt. Der Modius ist mit einer (stark bestossenen)
Deckplatte ausgestattet. Fünf dicke Lockenbüschel hängen in die Stirn, an den
Seiten hängen steife Haarsträhnen herab. Steife, aber nicht eigentlich ägyptisierende

Stilisierung. Nach den fünf Lockenbüscheln, die in die
Stirn hängen, und dem Modius sicher Sarapis.

Die wiederholte Behandlung der literarischen Über-
lieferung hat das Problem der Herkunft des Sarapiskultes
in Alexandria soweit geklärt, dass die Frage nach dem
Wesen des Gottes von der Gründung des Sarapeion und
der Aufstellung des Kultbildes in Alexandria ganz getrennt
werden kann1. Der ägyptische Gott Osiris-Apis, der in
Memphis verehrt wurde, ist als Oserapis, Poserapis oder
Sarapis von den Griechen schon in der Zeit Alexanders
d. Gr. angerufen worden. Zu wirklicher Bedeutung für die
griechische Welt gelangte er aber erst, nachdem Ptolemaios I Soter ihm einen Tempel
und ein Kultbild in Alexandria gestiftet hatte. Erbauer des Tempels war ein Grieche
Parmeniskos; das Kultbild des Gottes, ein Werk des Bryaxis, wurde aus Sinope am
Pontus geholt. Die Überlieferung bezeugt, dass sich in Sinope eine Kultgruppe der
beiden Unterweltsgottheiten, des Pluto und der Kore, befand; das Bild des Pluton
wurde im Original überführt, das der Kora wurde abgeformt und nachgebildet. Diese

1 Die ältere Literatur bis 1909 verzeichnet Ernst Schmidt, Kultübertragungen (Religionsgeschichtliche Versuche
und Vorarbeiten VIII 2) 47; aus der neueren ist hervorzuheben, abgesehen von der Materialsammlung bei Röder,
Pauly-Wissowa I A 2394, Sethe, Sarapis (Gotting. Abhandlg. 14 [1912/13] 5); Petersen, Archiv für Religionswissen-
schaft 1910 XIII 47. Lehmann-Haupts Hypothese des babylonischen Ursprungs des Sarapis (Roschers Lexikon s. v.
Sarapis; Klio X 263, XIV 384, XIX 228) ist widerlegt von Levy, Rev. de l’Histoire des Religions 1913 I 10, 61, und
von Wilcken, Urkunden der Ptolemäerzeit 1922 I 77fr., der jetzt die Frage der Herkunft des Kultbildes offen lässt,
nachdem er sich gegen die Sinopelegende im Jahrbuch 1917 XXXII 186ff. ausgesprochen hatte. Rostowzew, Festschrift
für Bobrinski 1911, 13 7 ff.; Ippel, Anzeiger 1921, 1 ff.; Lippold, Festschrift für Arndt 115 ff., der die für seine Beweis-
führung entscheidende Abhandlung von Rostowzew nicht erwähnt, obwohl schon 0. Weinreich, Neue Urkunden zur
Sarapis-Religion (Sammlung gemeinverständlicher Vorträge 86, 1919, 7) auf sie hingewiesen hatte.
 
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