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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0118
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GÖTTER

Alexandrinische Terrakotten überliefern uns ein Kultbild der Aphrodite Ana-
dyomene in ihrem Tempel, dessen Motiv dem der Statuette Nr. 71 entspricht1, ln
Terrakotta, Bronze und Edelmetall wird das Bild ungewöhnlich oft wiederholt, ein
Beweis für die Berühmtheit des Originals, das freilich auch dem Geschmack der
Zeit entgegenkam. Eine ganze Reihe originaler Marmorstatuetten aus Ägypten,
voran die Dresdner Statuette mit dem Triton neben sich aus dem 3. Jahrhundert
v. Chr., haben das Motiv aufgenommen und stimmen unter sich in allem Wesentlichen
der Formen so überein, dass wir von ihnen auf den Stil des alexandrinischen Kult-
bildes schliessen dürfen2. Schon diesem wird die Wiedergabe eines voll erblühten
weiblichen Körpers, der Gegensatz der schmalen Taille und des breiten Beckens,
die geschlossene Einheit des bewegten Konturs eigentümlich gewesen sein. Auch
ist bei aller körperlichen Rundung doch das künstlerische Ziel der Figur in der
reinen Vorderansicht beschlossen. In dieser Formgebung stellt sich das Bild neben
die frühhellenistischen, dem Kreise der Söhne des Praxiteles oder ihrer unmittelbaren
Nachfolger angehörenden Werke; eine Statue wie die Aphrodite von Medici (vgl. jetzt
auch die kleine alexandrinische Alabasterkopie der Sammlung Vlasto, Pottier, Mon.
Piot 1918/19 XXIII 45, Tafel IV—VI) scheint andererseits stilistisch schon über die
Gruppe der Dresdner Statuette hinauszuführen. In einer ganzen Reihe der erhaltenen
alexandrinischen Köpfe der Aphrodite lebt auch die praxitelische Formgebung (vgl.
z. B. Nr. 74) deutlich weiter.

Die alexandrinische Handwerkskunst hat dann die weiblichen Körperformen
mit Vorliebe ins Volle und Üppige gesteigert und sich damit schon von der Harmonie
des Originals entfernt. Das Motiv der Arme bleibt dabei immer dasselbe rhythmisch
bewegte des stark erhobenen rechten und des an die Brust angepressten, nur im Unter-
arm gehobenen linken Armes zusammen mit der leichten Drehung und Neigung des
Kopfes zur linken Schulter. Die heute wohl allgemein geteilte Ansicht, dass der
Schöpfer des plastischen Bildes von dem Gemälde der Anadyomene des Apelles, das
die Epiphanie der Göttin aus dem Meere zum Gegenstand hatte, zu seiner Schöpfung
angeregt worden ist, findet in dem Delphin der Kairoer, in dem Triton der Dresdner

1 Kaufmann, Graeco-ägypt. KoroplastikTafel 30, 232; weitere Beispiele bei W.Weber,Terrakotten 122,Anm. 2 ;
Vogt, Exp. Sieglin II3, 23, Anm. 1.

2 Dresden Nr. 196; Lawrence a. a. O. 183, Anm. 3 (wo weitere Literatur); Tafel XX2 ; Kairo, Edgar, Sculpture
Nr.27 454,Tafel VI; London, SammlungStuartWells, Reinach, Rev. arch. 19031,Tafel V; Sammlg. Spink,ebendaTafel VI;
Kunsthandel Kairo, Anz. 1904,109,Abb.;; Moskau, früher Sammlg. Golenischtschew, Denkm.des Museums der bild. Künste
1926 V26,Tafel VI 1,3 (Schtscherbakow); München, Sammlg. Bassermann-Jordan, Habich, Münchner Jahrbuch 1906,94;
Torso der Sammlg. Somzee, F'urtwängler, Sammlg. Somzee 26,Tafel 19; Statuette aus Pompeji, Not. d. Sc. 1899,207.—
Zum Motiv in der alexandrinischen Kleinkunst vgl. Th. Schreiber, Berl. Phil. Wochenschr. 1903,301fr.; Pagenstecher,
Exp. Sieglin II iA, 86, Anm. 25; Ippel, Bronzefund von Galjüb Nr. 7, 8, Tafel III. Die Kleinbronzen überblickt man
am besten in Reinachs Repertoire II—V.
 
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