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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0122
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94

GÖTTER

der Eintiefung am Oberkopf bei den beiden Köpfen der Sieglinsammlung erfüllt
haben. Furtwängler hat a.a.O. die Erfindung dieses Typus dem Werkstattkreis des
Praxiteles zugeschrieben; er geht aber wohl auf ein etwas älteres Original zurück,
wie der ähnliche Dionysoskopf in der Ny Carlsberg Glyptothek (Poulsen, Katalog,
Tillaeg Nr. 153a, Tafel 11). Die ruhige Haltung aller dieser Köpfe passt am besten
zu einer Statue des Gottes in wenig bewegter, aufrechter Stellung.

80. Frauenkopf mit Stirnbinde (Ariadne?). AusLuxor. Früher Sammlung Reinhardt.
Stuttgart Inv. 11. Tafel IV 2. Weisser, grosskristallinischer Marmor. H. 17,5 cm,
Gesichtsh. 8,4 cm.

Der mit Hals, Halsgrube und Ansatz der linken Schulter ganz ausgearbeitete
Kopf war nach dem unteren gerundeten Abschluss zum Einsetzen in eine Gewand-
statuette bestimmt. Die abgebrochene Nasenspitze ist in Gips ergänzt, die linke Wange
etwas bestossen. Ein Teil der Haarlocken über den Schläfen und des Haares rechts
am Hinterkopf ist abgeschlagen. Der Kopf schaut etwas erhoben gerade aus mit
einer leichten Drehung nach der rechten Schulter. Das volle Oval des Gesichts
endigt in einem langen kräftigen Kinn. Die Stirnmitte über der Nase wölbt sich
etwas vor. Das volle Haar ist von der Stirnmitte an tief durchgescheitelt, nach den
Seiten über die Ohren zurückgestrichen und hinten im Nacken in einem Knoten
aufgebunden. Eine breite Binde ist um die Oberstirn gelegt und verschwindet über
den Schläfen im Haar. Um das Haar des Oberkopfes eine tiefe Einarbeitung, wohl
zur Aufnahme eines Efeukranzes (vgl. die vorigen Köpfe). Im rechten Mundwinkel,
in den inneren Augenwinkeln und im Haar Spuren von Rosa.

Nach dem zarten Oval des Gesichtsumrisses und dem vollen Haar wird der
Kopf nicht Dionysos, sondern eine weibliche Gestalt aus dem dionysischen Kreise
darstellen. Die ruhige und edle Auffassung spricht für Ariadne. Köpfe der Ariadne
mit der Stirnbinde sind unter den plastischen Bildwerken selten; das schönste Bei-
spiel ist der Kopf vom Südabhang der Akropolis in Athen (Studniczka, Jahrbuch 1919
XXXIV 107). Der Typus wird dem 4. Jahrhundert angehören. Auch ein grosser
Terrakottakopf der Sieglinsammlung, Vogt, Exp. Sieglin II 3,TafelnXXXVI/XXXVII,
ist vielleicht Ariadne zu benennen.

81. Kopf des bärtigen Dionysos. Dresden Inv. 2600/A 7. Abb. 31. Weisser, gross-
kristallinischer Marmor, gelblich patiniert. H. 19 cm.

Kopf mit Hals zum Einsetzen (in eine Herme?). Nase abgebrochen, die ganze
Oberfläche stark bestossen und verrieben. Hinterkopf nicht bearbeitet. Das über
 
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