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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0128
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I 00

GÖTTER

8y. Kopf des Herakles. Tübingen Inv. 3855. Tafel XIII 4. Weisser, kristallinischer
Marmor. H. 9,5 cm.

Unterer Teil von der Unterlippe an weggebrochen; dann folgt eine schräge
Bruchfläche nach oben, die auch die untere Hälfte des Hinterkopfes abschneidet,
der soweit erhalten nur roh zugehauen ist. Oberkopf stark bestossen mit Rostspuren.
Nur das Gesicht ist sorgfältig ausgearbeitet, die Haarflocken des Bartes sind rauh
gelassen, die Haare über der Stirn nur angedeutet, ebenso die Ohren. Auf den
Lippen Reste roter Farbe.

Das breite Gesicht, die flach gedrückte Nase, der kurz gelockte Bart machen
die Deutung des Kopfes auf Herakles wahrscheinlich. Die andeutende Arbeit,
die für die Ausführung des Haares über der Stirn und am Oberkopf und wohl auch
der Bartflocken auf Stuckzutat rechnete, und die verschwimmende Wiedergabe der
Augen lassen auf alexandrinische Arbeit des 3. Jahrhunderts v.Chr. schliessen. Der
Heraklestypus, von dem der alexandrinische Meister ausgeht, ist nicht der lysippische
des ausruhenden Herakles Farnese; das Haar umrahmt hier in einem glatten Bogen
die Stirn und war offenbar kürzer gehalten, die Stirn mit einer tiefen Falte ist ruhiger,
der Mund kleiner und feiner, alles Züge, die den Kopf mehr mit dem der Bronze-
statue des Herakles Albani (Bulle, Zeitschr. d. Altertumsvereins München 1902 XIII1
und zu Arndt-Bruckmann, Denkmäler 554) verbinden, als dessen Schöpfer Bulle a.a.O.
Praxiteles vermutet hat. Für den attischen Ursprung dieses Werkes darf auch seine
Weiterbildung in der alexandrinischen Kunst in dem Sieglinschen Kopf geltend gemacht
werden, nachdem sich immer wieder gezeigt hat, wie eng die alexandrinischen Ateliers
des 3. Jahrhunderts mit der attischen Kunst und gerade der des Praxiteles und seines
Kreises verbunden sind.

88. Kopf des ausruhenden Herakles. Aus Benha, früher Sammlung Reinhardt.

Tübingen Inv. 3852. Blatt 7. Weisser, grosskristallinischer Marmor mit viel

Glimmer. H. 17,8 cm, Gesichtsh. 11,2 cm.

Ungefähr in der Mitte des Halses gebrochen, linker Schulterrand erhalten. Von
einer unterlebensgrossen Statue abgebrochen. Nasenspitze, rechtes Ohr und einige
Bartflocken bestossen. Haar am Oberkopf versintert. Pupille herzförmig eingetieft.
Barthaar mit dem laufenden Bohrer gegliedert. Ohrlöcher tief eingebohrt. Der Kopf
ist nach der linken Seite gedreht und stark nach der linken Schulter geneigt, ln dem
geöffneten Mund wird die obere Zahnreihe sichtbar. Über dem Nackenhaar bis zu
 
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