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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0132
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I 02

GÖTTER

90. Kopf des Herakles. Früher Sammlung Reinhardt. Stuttgart Inv. 503. Tafel XXV3
und Abb. 38. Feinkörniger, weisser Marmor. H. 7,5 cm.

In Halshöhe schräg nach hinten glatt abge-
schnitten. Links am Hals ein Stück ausgebrochen.
Nasenspitze bestossen, auch sonst kleine Schürfungen.
Zum Aufsetzen auf eine Statuette bestimmt. Der Kopf
war etwas emporgerichtet und nach der rechten Schulter
geneigt; starker Hals, gelockter Vollbart, deutliche
Alterszüge um die tiefliegende Augenpartie, vor-
tretende Mittelstirn, Falten in der Oberstirn, kurzes
Haar an Oberkopf und Schläfen, verschwollene Ohren.

Die Charakterisierung des Kopfes macht die
Deutung auf Herakles wahrscheinlich. Die Arbeit ist
wohl noch hellenistisch, nicht römisch. Die Auffassung
schliesst an die lysippische des ausruhenden, von
seiner Mühsal erschöpften Helden an; die Haltung
war aber anders. Köpfe des Herakles von ähnlicher Auffassung finden sich unter den
alexandrinischen und kleinasiatischen Terrakotten, vgl. z. B. Vogt, Exp. Sieglin II3,
Tafel XXXV links; Pottier, Rev. arch. 1899 I, Tafel V.

Abb. 58. Herakleskopf Nr. 90, Stuttgart.

9/. Herme des Herakles, gefunden am 20. XI. 1900 bei den Ausgrabungen in Alexandria.

Tübingen Inv. 3861. Abb. 39. Blaugrauer Marmor, teilweise versintert. H. 18 cm.

Unterer Teil des Schaftes in Höhe der Oberschenkelmitte, Kopf mit Hals, rechte
Hand und oberer Teil der Keule abgeschlagen. Nach dem Übergreifen des Bruches
auf die Brust war der Kopf bärtig. Schultern und oberer Teil des Rückens stark
bestossen. Der Oberkörper ist mit einem Löwenfell bekleidet, das wie ein
Mantel um die Schultern gelegt ist und den vor der Brust liegenden rechten Arm
umhüllt. Der Kopf und eine Vordertatze hängen vorn, die zwei Hintertatzen an
der rechten und linken Seite herab. Im Rücken breitet das Fell sich über das
Gesäss aus und hängt mit dem Anfang des Schwanzes auf den Schaft der Herme
herab. Das Fell ist um den linken Unterarm geschlungen, die linke Hand liegt
unterhalb der Brust auf der im Arme gehaltenen Keule. Der Hermenschaft an
Stelle der Beine hat oben 7,5 cm Breite und 4,5 cm Tiefe. Sehr flüchtige, undeut-
liche Handwerksarbeit.
 
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