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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0155
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RELIEFS

i 19

RELIEFS

107. Artemis, Fragment eines attischen Votivreliefs. Gefunden am 10. II. 1899 bei
den Ausgrabungen in Alexandria in einem Schacht neben der Schiess-Säule.
Tübingen Inv. 3867. Abb. 49. Pentelischer Marmor, Oberfläche gelblich patiniert.
Basislänge 17,8 cm, grösste Höhe 20,2 cm, Relieferhebung 2,6 cm, Plattendicke
ca. 4,4 cm.

An den Seiten und oben gebrochen, hinten bis auf einen
kleinen Rest abgespalten. Die Basis ist zum Einlassen her-
gerichtet und springt hinten ein in ca. 2,5 cm Höhe. Artemis
in Vorderansicht, hohe Schnürstiefel an den Füssen, bekleidet
mit einem hochgeschürzten, gegürteten Chiton und einem vorn
herabhängenden Fell darüber,
hielt mit der rechten Hand schräg
vorder Brust eine Fackel; rechte
Hand und oberes Ende der Fackel
weggebrochen; Brust und linker
Armfehlt. Hinter Artemiskommt
links das Hinterteil eines nach
rechts springenden Hundes in
ganz flachem Relief zum Vor-
schein. Links von Artemis kam
ein Jüngling heran, ebenfalls in
flacherem Relief; erhalten ist
sein linkes vorgesetztes Bein
und ein Rest des in Schritt-
stellung zurückgezogenen, nur mit den Zehen aufgesetzten rechten Fusses. Derbe,
flotte Arbeit.

Abb. 49. Votivrelief-Fragment, Tübingen.

Die Deutung der dargestellten Göttin auf Artemis ergibt sich aus dem Attribut
der Fackel; die thrakische Bendis, die auch die Nebris und hohe Stiefel trägt, führt
stets die beiden Jagdspeere, aber nie die Fackel. Auf dem Weihrelief aus Pharsalos
in Athen Nr. 1380 (Svoronos, Athener Nationalmuseum Tafel 49; Hartwig, Bendis 8,
Fig. 2) trägt Artemis die Nebris; in der erhobenen Linken hielt sie wohl die Fackel
aufgestützt. Die in den Händen schräg vor den Körper gehaltene Fackel, ein im
Kreise der eleusinischen Gottheiten beliebtes Motiv, ist bei Statuen der laufenden
 
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