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selben keinen Zweifel. Es ist wie alle diese Attribute das
Bild für das Hauptcharakteristikum der Tellus, ihre schöpfer-
ische Kraft. Wenn auch künstlerisch der Figur der ge-
lagerten Tellus wahrscheinlich ein griechisches Vorbild zu
gründe liegt, auch das Füllhorn in der Hand der Erdgöttin
ist ja der späteren griechischen Kunst nicht fremd, so ist
die vorwiegend physikalische Auffassung derselben doch eine
echt römische, und wir haben hier ein zweites Beispiel, dass
bei einer eigenen Schöpfung dieses Volkes dem Füllhorn seine
eigentliche Bedeutung der natürlichen Fülle uneingeschränkt
anhaftet.

F 1 u s s g ö 11 e r.
An letzter Stelle muss ich in diesem Abschnitte noch
gewisse Gruppen von NaLurpersonifikationen behandeln, in
deren Band dem Füllhorn seine ursprüngliche Bedeutung der
natürlichen Fülle mehr oder weniger ausgesprochen erhalten
geblieben ist. Bei Darstellungen von Flussgötfer nhnden
wir dasselbe als häufig angewandtes Attribut, weshalb ich
die Gelegenheit zu einem etwas ausführlicheren Excurse über
dieselben an diesem Orte benütze. Während der hellenist-
ischen Epoche tritt, wie in der Entwicklung der Natur-
personifikation überhaupt, auch in derjenigen der Flussgott-
idee ein gewaltiger Umschwung ein. Waren die Flussgötter
bis dahin rein mythologische Personen gewesen und hatten
als solche Heroenverehrung genossen, so tritt mit dem Wachsen
des Naturalismus der Gedanke an die physische Bedeutung
immer mehr hervor. Diese neue Richtung spiegelt sich na-
türlich auch in der Kunst wieder, fällt jedoch nicht so sehr
ms Auge, weil es jener von vorne herein unmöglich gewesen
war. die, wie Gerber1) richtig hervorhebt, echt griechische

') Gerber Naturpersonifikationen iu Poesie und Kuust der Alten.
Jahrb. f. PhüoL Suppl. Bd. XI. pag. 273.


 
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