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Sillib, Rudolf
Die Geschichte der Handschrift [Die Manessische Lieder-Handschrift] (aus: Die Manesse'sche Handschrift, Faks.-Ausg., Textbd.: Die Manessische Lieder-Handschrift / Einl. von Rudolf Sillib, Friedrich Panzer, Arthur Haseloff) — Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.3970#0038
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Besitz der Handschrift als Heidelberg und seine Universitätsbibliothek,
die Nachfolgerin "der alten Bibliotheca Palatina? Beide sind so eng ver-
bunden mit der Pflege wie mit der Wiederbelebung der mittelhoch-
deutschen Dichtung, daß sie den Besitz des Liederbuches wahrlich ver-
dienen; denken wir nur an den Sammeleifer der Pfalzgrafen und Pfalz-
gräfinnen bei Rhein im späten Mittelalter und auch an die Jahre der Ro-
mantik, als des Knaben Wunderhorn durch das Neckartal erscholl!
Die „schicksalskundige Burg" hat die Handschrift einst aufbewahrt und
ebenso die an mittelhochdeutscher Literatur so reiche kurfürstliche Schloß-
bibliothek. Heute ist auch die Manessische Handschrift wieder vereint
wenigstens mit diesen Heidelberg seit dem Jahr 1622 verlorenen, 1816
aus der Vatikanischen Bibliothek zurückgegebenen Schätzen. Letzten
Endes ist aber die Katastrophe des Jahres 1622, als die Palatina nach Rom
und die „Königliche Handschrift" auf Umwegen nach Paris verschleppt
wurde, doch von gütigem Geschick geleitet gewesen. Wären die Hand-
schriften damals Heidelberg erhalten geblieben, sie wären im Jahr 1693
geraubt oder vernichtet worden mit den übrigen Kulturgütern des Schlos-
ses und der Stadt, als sie die Franzosen in Schutt und Asche legten. „Die
guten Geister der Handschrift", die schon Gottfried Keller gepriesen,
hatten sich mit ihr so lange geflüchtet, bis die Zeiten ihrer Irrfahrt erfüllt
waren.

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