EIN „MANN** KOMMT NACH DEUTSCHLAND Indiskretionen ans einem Notizbuch
LONDON
Glatte Landung nach angenehmem Flug. Die Reporter waren früher zu-
dringlicher. Erika, der ich einige der sichersten Pointen anvertraut habe, wird
überhaupt kaum befragt. Ich predige ihr seit Jahren, daß sie sich zu unauf-
fällig benimmt. Ich ließ mich verleiten, hier bereits etwas über Goethe und
die Humanität zu sagen. Ich muß mit meinen eigenen Goethe-Worten spar-
samer sein.
HAMBURG
Die Stadt dachte ich mir seinerzeit noch zerstörter. Es lebt sich schon
wieder ganz angenehm hier, wenigstens in unserem Hotel. Meine Goethe-
Worte habe ich, entsprechend den hiesigen Verhältnissen, zonal unterteilt.
Der Clearingverkehr macht mir Sorge. Ohne einen geordneten Cl. wird sich
Deutschland kaum wieder wirtschaftlich erholen können. Ich sprach darüber
mit verschiedenen Persönlichkeiten und fand überall sehr viel Verständnis,
wenn man mir auch für die nächste Zukunft noch keine Hoffnungen machen
konnte. Mit der Presse bin ich zufrieden.
HANNOVERSCH-MÜNDEN
Eine Woche weilte ich hier zu Studien für meinen neuen Roman, der den
1727 gestorbenen und an der hiesigen St. Blasiuskirche begrabenen groß-
britannischen und braunschweigisch-lüneburgischen Landarzt E. behandeln
wird. Seine Rechtfertigung liegt mir seit Jahrzehnten am Herzen. Ich zweifle
nicht daran, daß es mir auf 11- bis 1200 Seiten gelingen wird, ihn von
dem Makel eines gewissenlosen Marktschreiers /u reimnen. Er wäre der erste,
den ich nicht durch meine Darstellung bedeutend zu machen verstünde, genau
wie umgekehrt. Die Sache mit dem Clearingverkehr ging mir trotzdem nicht
aus dem Kopf. Es muß etwas geschehen
KARLSHAFEN A. D. WESER
Wir trafen in der verhältnismäßig kleinen Stadt bereits am ersten Tag zwei
Leute, die „Lotte in Weimar" gelesen haben. Leider besitzen sie es nicht,
sondern mußten sich das Buch leihweise von Freunden aus der Schweiz
schicken lassen. Bevor der Clearingverkehr nicht im vollen Umfang wieder
eröffnet -ist, sehe ich keine Aufstiegsmöglichkeiten für Deutschland. — Wir
haben uns entschlossen, nicht enei nacn oonn zu fahren als tis das Grund-
gesetz von zwei Dritteln der Länder angenommen und der Bundespräsident
ernannt ist.
FRANKFURT A. MAIN
Hier endlich mit den Reportern zufrieden. Zählte 38, Erika sogar 41. Vor
dem Haus am Hirschgraben besichtigte ich den Platz, von dem ich bei den
offiziellen Feierlichkeiten voraussichtlich sprechen soll. Ich muß sparsamer
sein. Der dreitägige Besuch hat mich allein fünf Goethe-Worte-West gekostet.
WIESBADEN
Kurze Erholung von Frankfurt. Da das Bonner Grundgesetz noch nicht ganz
unter Dach ist und vor allem noch kein Bundespräsident amtiert, haben wir
uns entschlossen, zunächst Berlin und die Ostzone zu besuchen. Obgleich wir
völlig inkognito hier sind, gelang es mir, ein Interview zu geben.
BERLIN
Ich hatte mir die Stadt seinerzeit noch zerstörter vorgestellt. Der Haß
und die Liebe gehen doch immer zu weit. Was habe ich um diese Stadt
gelitten! — Gewaltiger Eindruck von dem Ehrenmal im Treptower Park.
Die ersten Goethe-Worte-Ost. Thema: Humanität. Sehr beifällig aufge-
nommen. Clearing-Gespräche. Reuter verwies mich an seinen Finanz-
dezernenten.
WEIMAR
Großer Empfang. Die Begrüßungsartikel sind ausnahmslos auf einen Ton
gestimmt. Gespräch mit dem Ministerpräsidenten über die geschmacklose
Gerhart-Hauptmann-Briefmarke, die uns bereits in USA entsetzte. Er zeigt
uns mehrere abgelehnte Entwürfe zu der Marke, die ich zum Teil annehm-
barer fand. Ich beweise ihm aber, daß jede Gerhart-Hauptmann-Marke
geschmacklos ist. — Mit Erika weite Spaziergänge am Ettersberg. Goethes
Wald! Solche Buchen! Wir atmen dankbar den herrlichen Ozon. — „Lotte
in Weimar" ist in Weimar fast unbekannt. Clearing-Gespräche. Man ist hier
dafür aufgeschlossener als in Berlin. Mein Offener Brief an den amerikani-
schen Kongreß trägt Zinsen.
ERFURT
Kurze Erholung von Weimar. Eine telegraphische Einladung nach Bonn wird
von mir mit der Rückfrage beantwortet, ob der neue Bundespräsident dort
bereits seine Repräsentationspflichten ausübt. Der Bescheid ist unbefriedigend.
Wir beschließen, über die Schweiz nach Bonn zu reisen.
MÜNCHEN
Die Stadt hat viel von ihrer einstigen Geistigkeit verloren. Ihre Presse widert
mich teilweise an. Einige wackere Leute fand ich jedoch beim Rundfunk.
Ich sprach über Goethe und die Humanität, ein Thema, das mir mit jedem
Tag geläufiger wird. Im kleinen Kreis berichtete ich über meine Eindrücke
in Weimar.
BASEL
Die Zeitungen bringen hier groß die Nachricht, daß der Clearing-Verkehr
mit Deutschland in Kürze wieder voll aufgenommen werden soll. Da brauche
ich unter Umständen gar nicht mehr meinen „Eisenbart" zu schreiben, denn
dann macht es „Lotte". Habe ich's nicht gesagt, daß sie doch noch zum
Goethe-Jahr zurecht kommen würde? Peter Quidam
EINE Zeile nur von Dralle
bringt Erfolg in jedem Falle
VccL
Eltern!
Macht Euren Kindern die Freude, schenkt ihnen die
Ping-Pong
KINDERZEITSCHRIFT
Sie bringt in unterhaltender Form reiches Wissen
mit vielen bunten Bildern Ohne langweilig zu
sein, werden alle Wissensgebiete, die das Kind
inteiessieren, gebracht.
NUR 43 PFC monatlich kostet der Bezug durch die Post. Bestellungen
nimmt jedes Postamt oder der Verlag direkt entgegen.
PING-PONG Vertriebsabteilung, München-Schwabing, Werneckstr. 15a
Zeitschrift für die Einheit der Kultur
bietet Stoff zum eigenen Urteil
Einzelheft 3.-
vierteljährlich 9.-, halbjährlich 17.-
ganzjährlich 33.-
TH EMA-VERLAG
München-Gauting
ADOLF» VON KNIGGE
UBER DEN UMGANG
MIT MENSCHEN
Neu bearbeitet von
HERBERT SEGGELKE
„Unsterblicher Knigge" möchte man
zu diesem Buch sagen. Zeitgemäß
auch heute noch. Die es kennen, be-
stätigen das. Wer „Knigge" nicht
kennt, sollte sich dieses Buch unbe-
dingt kaufen. Brosen., 256 S., DM3.50
FREITAG-VERLAG MÜNCHEN
ERCCO
D
CHI E (IUI
GUTE LA.UN E\S ELBITZ
138
LONDON
Glatte Landung nach angenehmem Flug. Die Reporter waren früher zu-
dringlicher. Erika, der ich einige der sichersten Pointen anvertraut habe, wird
überhaupt kaum befragt. Ich predige ihr seit Jahren, daß sie sich zu unauf-
fällig benimmt. Ich ließ mich verleiten, hier bereits etwas über Goethe und
die Humanität zu sagen. Ich muß mit meinen eigenen Goethe-Worten spar-
samer sein.
HAMBURG
Die Stadt dachte ich mir seinerzeit noch zerstörter. Es lebt sich schon
wieder ganz angenehm hier, wenigstens in unserem Hotel. Meine Goethe-
Worte habe ich, entsprechend den hiesigen Verhältnissen, zonal unterteilt.
Der Clearingverkehr macht mir Sorge. Ohne einen geordneten Cl. wird sich
Deutschland kaum wieder wirtschaftlich erholen können. Ich sprach darüber
mit verschiedenen Persönlichkeiten und fand überall sehr viel Verständnis,
wenn man mir auch für die nächste Zukunft noch keine Hoffnungen machen
konnte. Mit der Presse bin ich zufrieden.
HANNOVERSCH-MÜNDEN
Eine Woche weilte ich hier zu Studien für meinen neuen Roman, der den
1727 gestorbenen und an der hiesigen St. Blasiuskirche begrabenen groß-
britannischen und braunschweigisch-lüneburgischen Landarzt E. behandeln
wird. Seine Rechtfertigung liegt mir seit Jahrzehnten am Herzen. Ich zweifle
nicht daran, daß es mir auf 11- bis 1200 Seiten gelingen wird, ihn von
dem Makel eines gewissenlosen Marktschreiers /u reimnen. Er wäre der erste,
den ich nicht durch meine Darstellung bedeutend zu machen verstünde, genau
wie umgekehrt. Die Sache mit dem Clearingverkehr ging mir trotzdem nicht
aus dem Kopf. Es muß etwas geschehen
KARLSHAFEN A. D. WESER
Wir trafen in der verhältnismäßig kleinen Stadt bereits am ersten Tag zwei
Leute, die „Lotte in Weimar" gelesen haben. Leider besitzen sie es nicht,
sondern mußten sich das Buch leihweise von Freunden aus der Schweiz
schicken lassen. Bevor der Clearingverkehr nicht im vollen Umfang wieder
eröffnet -ist, sehe ich keine Aufstiegsmöglichkeiten für Deutschland. — Wir
haben uns entschlossen, nicht enei nacn oonn zu fahren als tis das Grund-
gesetz von zwei Dritteln der Länder angenommen und der Bundespräsident
ernannt ist.
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Hier endlich mit den Reportern zufrieden. Zählte 38, Erika sogar 41. Vor
dem Haus am Hirschgraben besichtigte ich den Platz, von dem ich bei den
offiziellen Feierlichkeiten voraussichtlich sprechen soll. Ich muß sparsamer
sein. Der dreitägige Besuch hat mich allein fünf Goethe-Worte-West gekostet.
WIESBADEN
Kurze Erholung von Frankfurt. Da das Bonner Grundgesetz noch nicht ganz
unter Dach ist und vor allem noch kein Bundespräsident amtiert, haben wir
uns entschlossen, zunächst Berlin und die Ostzone zu besuchen. Obgleich wir
völlig inkognito hier sind, gelang es mir, ein Interview zu geben.
BERLIN
Ich hatte mir die Stadt seinerzeit noch zerstörter vorgestellt. Der Haß
und die Liebe gehen doch immer zu weit. Was habe ich um diese Stadt
gelitten! — Gewaltiger Eindruck von dem Ehrenmal im Treptower Park.
Die ersten Goethe-Worte-Ost. Thema: Humanität. Sehr beifällig aufge-
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WEIMAR
Großer Empfang. Die Begrüßungsartikel sind ausnahmslos auf einen Ton
gestimmt. Gespräch mit dem Ministerpräsidenten über die geschmacklose
Gerhart-Hauptmann-Briefmarke, die uns bereits in USA entsetzte. Er zeigt
uns mehrere abgelehnte Entwürfe zu der Marke, die ich zum Teil annehm-
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