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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 3.1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.5976#0005
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den Kapitellen des Erechtheions ist das Einsatzstück
vorhanden und unten durch ein Flechtband begrenzt,
das unmittelbar über dem an den Säulenschaft ange-
arbeiteten Eierstabkyma liegt. Wichtig ist, dafs die
Form des Erechtheionkapitelles auch aufserhalb
Attikas und zwar zum Teil in altertümlicheren Exem-
plaren an dem sog. Tempel des Empedokles in Seli-
nus, an dem Nereidenmonument und höchst wahr-
scheinlich auch an dem Heraion auf Samos wieder-
kehrt. Eine weitere historische und lokale Sonderung
der sonstigen bekannten ionischen Kapitelle konnte in
dem Vortrag nicht gegeben werden.

Aus dem bei allen älteren Kapitellen nachgewie-
senen Ein satzstück wollte nun der Vortragende
schliefsen, dafs das ionische Kapitell durch die Ver-
einigung und Verschmelzung zweier ursprünglich nicht
zusammengehöriger Teile, nämlich des sattelholzförmi-
gen Volutenbandes und des Kymations, entstanden
wäre. Das Einsatzstück diente dazu, um zwischen
dem runden Säulenkopf und dem oblongen Voluten-
sattelholz zu vermitteln.

Es erhebt sich weiter die Frage, ob man über
das Wesen und die geschichtliche Entwicklung jener
beiden zum ionischen Kapitell verbundenen Teile et-
was wissen könne. Was das Kymation betrifft, so
hat bekanntlich Büttieher angenommen, dafs mit dem-
selben der Echinos des dorischen Kapitells identisch
wäre. Dieser Annahme widerspricht aber der Um-
stand, dafs die Profilbewegung und das Gröfsenverhältnis
des Echinos und des Eierstabkymas im 5. u. 6. Jh.
noch durchaus verschieden von einander sind. Die
Entwicklung des dorischen Echinos kann man von
altertümlichen Beispielen wie demjenigen des Tem-
pels C in Selinus und besonders des sog. Demeter-
tempels in Pästum ausgehend sogar bis zu den my-
kenischen Kapitellen am Schatzhaus des Atreus und
 
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