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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 3.1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.5976#0006
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am Löwenthor verfolgen, während die griechischen
Kymatia allem Anscheine nach erst in nachmykeni*
scher Zeit erfunden sind.

Das Eierstabkyma nämlich sowie das lesbische
Kyma entspricht ja bei ionischen Bauten hinsichtlich
der Verwendung an Architräv und Geison ganz und
gar der Blattwelle dorischer Bauten. Da aber die
sog. dorische Blattwelle fast ausscliliefslich am Ge-
bälk, das (nach Dörpfelds Hefleitung des dorischen
Baustiles vom Lehm-Holzbau) ursprünglich aus Holz
bestand, ihren Platz hat, so wird vermutlich der do-
rische Stil in einer gewissen Zeit ein derartiges Zier-
profil noch nicht verwendet haben; denn dasselbe ist
in Holz keineswegs leicht herzustellen; auch sind die
lykischen in Fels nachgeahmten Holzbauten ohne alle
Zierprofile und die ägyptische Architektur kennt nur
die Hohlkehle mit dem Rundstab. Dazu stimmt,
dafs die Terrakottaverkleidungsstücke vom Geison des
älteren Teiles des Geloerschatzhauses in Olympia und
andere derartige von Dörpfeld und Borrmann in
Unteritalien und Sicilicn nachgewiesene Verkleidungs-
stücke noch nicht mit der dorischen Blattwelle, son-
dern eben nach Art der ägyptischen Hohlkehle ver-
ziert sind.

Dagegen hat eine jüngere Gruppe von Terra-
kottaverkleidungen, z. B. am Tempel C in Selinus,
regelmäfsig das dorische Kymation, woraus man
schliefsen darf, dafs dies Profil zuerst in den Thon-
fabriken für architektonische "Werkstücke, sei es
irgendwoher entlehnt, sei es neu erfunden und später-
hin von den Steinmetzen nachgeahmt worden ist.
Diese Erfindung kann man in die Zeit zwischen der
Erbauung des Geloerschatzhauses und des Tempels C
in Selinus setzen. In ähnlicher Weise wird vermut-
lich auch das Eierstabkyma an irgendwelchen
Terrakottäverkleidungsstücken ausgebildet und dann
 
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